Nur ein Bänkle
Im Allgäu, gleich hinter Opfenbach, also genaugenommen dort, wo sich der Weg nicht zwischen Muthen und Stücklersreute entscheiden kann und gabelnd aus der Affäre zieht, dort steht ein Bänkle. Rot gestrichen. Vier alte, knorrige Birken breiten ihre Zweige darüber. Schon der kleinste Windhauch lässt ihre Blätter tanzen. Wer Jause im Gepäck hat, frühstückt dort aufs Angenehmste.
Das Bänkle ist durch ein schmales, notdürftig asphaltiertes Band mit der Zivilisation verbunden. Ein paar Schlaglöcher machen jede Geschwindigkeitsbegrenzung überflüssig. Wenn der Bauer am Vorabend das weite Feld gemäht hat, legt das trocknende Heu einen unbeschreiblichen Duft von Sommer betörend in die Luft. Wer möchte da schon schnellstmöglich wieder weiter?
Das Bänkle steht jeder Hast im Weg. Es hat außer einem kühlen Rastplatz nichts zu bieten. In Urlaubsnacherzählungen wirkte es völlig deplatziert. Man war auf Korfu oder auf Malle, aber doch nicht auf einem Bänkle! Also steht es auch künftig nicht in Gefahr, von lärmenden Touristenhorden überrannt zu werden. Der Bauer, der jetzt ein freundliches „Guten Morgen“ herüberschickt, wüsste auch nichts mit ihnen anzufangen. Das Gebimmel der Kuhglocken ist ihm gerade laut genug.
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