Abfälle als Herausforderung bei der Kleidersammlung

Von kaputten Möbeln bis Lebensmitteln: Momentan belasten die Kleidersortierer unerwünschte „Spenden“.
Hohenems „Das ist vor einer halben Stunde aus Dornbirn angekommen“, sagt Carla-Tex-Sortierwerk-Chef Peter Waldmann und blickt in der Lagerhalle in Hohenems in Richtung einer prall gefüllten Gitterbox. Darin türmen sich bis auf etwa zwei Meter Höhe unter anderem ein kaputtes Kinderbett, Elektrogeräte, Matratzen, Styroporplatten und neben Sammelsäcken auch jede Menge unverpackte Textilien. Entsorgungspraktiken, wie das Abstellen neben den Containern und „Fehlwürfe“, bereiten den Kleiderspendensammlern der Caritas momentan doch etwas Sorge. Gerade auch im Hinblick auf das instabile Wetter und Hitzetage.

Schon seit Jahren gehören die Caritas-Sammelcontainer quasi zum Straßenbild im Land. Inzwischen sind es rund 450. Die Sammelmenge nimmt stetig zu. Viele Menschen tun mit der Spende von gut verpackten und sauberen Sachen viel Gutes für Menschen in Not und für die Umwelt. Das zeigen die jährlichen Wirkungsberichte der Caritas.
Secondhand in Zahlen
96.073 Kundinnen und Kunden kauften im Vorjahr in den fünf Carla-Shops im Land ein
39.000 Kleidungsstücke wurden gratis an bedürftige Menschen in Vorarlberg abgegeben
3500 Tonnen Secondhand-Kleider wurden im vergangenen Jahr zur Wiederverwendung und Verwertung gesammelt
735.000 Orange Säcke wurden ganz Vorarlberg ausgegeben, das sind 1,8 Säcke pro Einwohner
62 Prozent der gespendeten Kleider sind laut Wirkungsbericht 2023 der Caritas nutzbar. Knapp ein Viertel der Sammelmenge muss als Textil- oder Restmüll verbunden mit hohen Kosten entsorgt werden
21.000 Tonnen an CO₂ können jährlich durch die sachgerechte Wiederverwendung und das Recycling eingespart werden
Die Kleiderspenden sind der Stoff, mit denen bei der Caritas viele Arbeitsplätze und Projekte gesichert werden können. Waldmann und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen allerdings hin und wieder so einiges aussortieren, das definitiv nicht in den Kleidercontainer gehört und kostenpflichtig entsorgt werden muss. „Auch schon Lebensmittel oder bereits gebrauchte Windeln.“ Besonders ärgern hat er sich einmal gar schon über einen vermüllten Sammelcontainer müssen.

Helfen tut es den Kleidersammlern auch nicht, wenn Sachen neben den Containern abgelegt und nass werden oder lose hineingeworfen werden. „Pro Woche kommen hier etwa 70 Tonnen an. Unverpackte Sachen sind Müll. Bei so einer Menge ist Waschen keine Option“, sagt Carla-Bereichsleiterin Karoline Mätzler und fügt hinzu: „Die orangen Säcke wären extra so konzipiert, dass sie nicht platzen. Und wenn wir, was gut erhaltene Möbel usw. betrifft, informiert werden, holen wir die Sachen daheim gratis ab.“

Wichtig zu betonen ist Mätzler, „dass die Vorarlberger immer noch Sammeleuropameister sind und das Sortierwerk ein Leuchtturmprojekt ist. In anderen Bundesländern haben sie deutlich mehr Probleme“. Bis zu 60 Prozent der gespendeten Sachen seien hierzulande nämlich weiterverwendbar. Das Ziel: „Alles rausholen, was noch tragfähig ist und keinen Müll ins Ausland bringen.“
“Zweifelhafte Ware”
Nicht so einfach ist das Ganze aber mit dem Großteil jener Sachen, die im Sortierwerk in der Abteilung für „Zweifelhafte Ware“ landen. „Hier ist etwa alles drin, was Tiere anbelangt“, erläutert Sortierwerk-Chef Waldmann und zeigt auf eine Gitterbox mit Haustierbetten und Co. „Damit diese zumindest noch einmal einen Zweck erfüllen, geben wir sie ans Tierheim weiter.“

Neben dem Sammelsurium an Haustierequipment findet sich ein Stapel Zierkissen. „Diese sind wegen des Füllmaterials schwierig zu recyceln und würden die Textilmüll-Verbrennungsanlage verkleben“, erläutert Waldmann die Situation rund um die bunten Accessoires. Die Folge: „Das muss teuer über den Restmüll entsorgt werden.“

Des Weiteren ist es schließlich die Tatsache, dass Kleiderspenden aufgrund dem sogenannten Fast-Fashion-Trend – also Mode, die schnell und billig produziert wird – insgesamt immer weniger Qualität haben. „Die Frage ist, wer da drauf zahlt. Jedenfalls die Umwelt, wegen der Pestizide und vor Ort die Näherinnen oder zuarbeitende Betriebe“, gibt Mätzler zu bedenken. Daher an dieser Stelle der Appell. „Bewusst einkaufen und auf Langlebigkeit achten. Und bei Überfüllungen von Containern das Tex-Team informieren.“
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Hier geht es zur Webseite von Carla Vorarlberg: https://www.carla-vorarlberg.at/re-use