S18 ein “weitreichender Eingriff, der vielen Zielen entgegenstünde”

Landschaftsentwicklungskonzept Ried bezeichnet S18 als Risiko. Auch weiteres Großprojekt wird im Ried wohl nicht realisiert.
Dornbirn, Lustenau, Hohenems Seine Landwirtschaft ist wichtig für die Lebensmittelproduktion im Land, seine Moore und Wiesen beherbergen seltene Flora und Fauna und die Bewohner des Rheintals verbringen dort gern ihre Freizeit. Das Ried zwischen Lustenau, Dornbirn, Hohenems und Lauterach steht im Spannungsfeld verschiedener Interessen.
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Jetzt haben die drei Gemeinden des Bezirks Dornbirn ein Landschaftsentwicklungskonzept (LEK) für das Ried aufgestellt, um alle Ansprüche um das Gebiet künftig besser in Einklang zu bringen. Bessere Raumplanung, weniger und besser kanalisierter Verkehr, sowie gründlicherer Schutz der Biotope und Gewässer sind in dem knapp 70-seitigen Werk aufgeführt. Das LEK zählt nicht zuletzt auch Fehler der Vergangenheit auf und Wege, wie das Ried besser erhalten werden kann. Klares Ziel: Landwirtschaft, Natur und Freizeitnutzung in Einklang zu bringen.
Ein bedeutsames Großprojekt passt da aber nicht recht hinein: Die S18, die – wenn in Form der CP-Variante realisiert – das westliche Ried durchschneidet. Und auch mit einem Dornbirner Badesee wird es im Ried wohl nichts, wenn auch aus anderen Gründen.

Seite 29 widmet sich ganz der S18. Dies nur in einer Anmerkung, da das Straßenprojekt einerseits noch in Planung sei und andererseits über die Kompetenzen der Gemeinden hinausgehe. Darin stellen die Autoren jedoch klar: „Für das Ried wäre eine Umsetzung des S18-Projektes ein weitreichender Eingriff, der vielen in diesem LEK formulierten Zielen entgegenstünde“. Für die Entwicklung von Umwelt, Naturschutz und Gewässer, für Landwirtschaft und Erholung im Ried führt das LEK die S18 unter den Risiken auf. Bekennt sich also auch die Marktgemeinde Lustenau zu einem Landschaftsentwicklungskonzept, das keine S18 verträgt?

„Dieses Monsterprojekt, eine vierspurige internationale Transitroute hinterlässt natürlich negative Spuren“, sagt Bürgermeister Kurt Fischer auf VN-Nachfrage und erinnert, dass bei der Volksbefragung Anfang des Jahres eine große Mehrheit die CP-Variante ablehnte, die einzige als realisierbar geltende S18-Trasse.
„Ich habe nicht verstanden, dass man von Dornbirn Nord keinen Tunnel zur Schweiz bauen kann, aber dafür 20.000 Fahrzeuge täglich über die Riedstraße leitet“, so der Bürgermeister, wenn die auch überwiegend zum Lauteracher Ried zählt und nicht vom LEK umfasst wird. Das Problem sieht er vor allem im Schwerverkehr, denn über die neue Riedbrücke fahren auch – verbotenerweise – gerne Lkw, da sie im Gegensatz zur alten Brücke kein Dach hat, an dem die Brummis hängenbleiben. Eine von Größenumfang, Bodenverbrauch und Machbarkeit her bessere Lösung zu finden, sei die große Lustenauer Zukunftsaufgabe, so der scheidende Rathauschef.

In Sachen Raumplanung wird im LEK gefordert, mehr Freiflächen als Freihaltegebiet zu widmen, die der Natur überlassen werden, und weniger Freiflächen Sondergebiet, die Freizeitnutzung ermöglichen. Verkehr soll zudem verringert und vor allem auf höherrangige Straßen geleitet werden. Hier stellt sich die Frage, wie sich das mit dem Dornbirner Ansinnen nach einem Badesee verträgt. „Das Thema hat sich selbst überholt“, erklärt Vizebürgermeister und Stadtplanungsreferent Julian Fässler, aufgrund der Grundwasserströme im Ried sei ein Badesee dort ohnehin nicht mehr denkbar. Im Stadtgebiet in Achnähe ein geeignetes Grundstück zu finden, dürfte jedoch nicht leicht sein.