Jagd auf Murmeltiere: Trophäen, Salbe und ein Jagderfolg ganz ohne Gewehr

Murmeltiere sind ein gern gesehener Höhepunkt bei Alpinwanderungen. Doch locken die Säugetiere nicht nur Wanderer, sondern auch Jäger an. Aber nicht alle kommen mit der Waffe.
Vandans Wenn der Wind richtig steht, kann man als Wandergruppe den scheuen Tieren in den Bergen doch recht nahekommen. “Das Murmeltier ist ein Teil der Alpenvielfalt und der Kulturlandschaft”, betont auch Nicolas Deuring. Der 28-Jährige ist ein angehendes Jagdschutzorgan (JSO) und zeigte erst vergangenes Jahr, dass man als Jäger nicht nur mit der Waffe denkt. Damals siedelte sich eine Murmeltierfamilie im Damm des neuen Rellswerks bei Vandans und bedrohte damit dessen Integrität. Die illwerke vkw baten um eine Lösung, am einfachsten wäre die Bejagung gewesen. Doch Deuring und sein Ausbilder Karl Balter wollten etwas anderes. “Die Tiere konnten ja nichts dafür, dass ihr Bau den Damm bedrohte”, erklärt der Jäger.

Aufwändig wurden daher Lebendfallen installiert, um die Murmeltiere lebend zu fangen. Wildkameras stellten sicher, dass die Tiere so kurz wie möglich ausharren mussten. “Das war ein immenser Mehraufwand”, räumt Deuring ein. Die Tiere wurden dem Wildpark übergeben, der dann leere Bau versiegelt. Der Wildpark wiederum konnte einzelne Tiere gegen andere Murmel tauschen und damit seine genetische Vielfalt im Gehege sichern. Ein Projekt, das sich für den Innovationspreis der Jägerschaft 2024 bewirbt.

Trophäenjagd auf das Murmeltier
Und dann gibt es noch die Jagd – und auch wirtschaftliche Interessen. So werben mehrere Jagdreviere von Tirol bis Kärnten bei weidmännischen Touristen mit der Möglichkeit, selbst einmal ein Murmeltier zu erlegen und als Trophäe mit nach Hause zu nehmen. Die Angebote beginnen bei 250 Euro pro Jäger, Tag und Abschuss. In Vorarlberg lässt sich ein Angebot finden, jedoch ohne Preis: Dieser Jäger ist an Gegenbesuchen von Deutschland bis Kroatien interessiert.
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Die Jagdsaison wird in Vorarlberg Mitte August eröffnet, nach Ende der Säugezeit der Jungtiere. Tierschützern ist dies ein Graus: Sie fordern mit dem Volksbegehren für ein Bundes-Jagdgesetz ein Ende der aus ihrer Sicht rein wirtschaftlich motivierten Jagd auf die sozialen Alpenbewohner. Ihr Vorbild ist Deutschland, das bisher als einziges Alpenland die Jagd auf Murmeltiere eingestellt hat. Dort haben sie nur mehr Steinadler, Kolkrabe, Marder und Fuchs als Fressfeinde zu fürchten.
Jagd und Monitoring
Dass man rein aus finanziellen Gründen auf Trophäenjagd gehe, lässt man in Vorarlberg so nicht stehen: “Die Jagd in Vorarlberg verfolgt nicht das Ziel des bloßen Vergnügens, sondern den Erhalt eines gesunden Wildbestandes sowie die Balance zwischen ökologischen und landeskulturellen sowie wirtschaftlichen Interessen”, betont die Vorarlberger Jägerschaft. Tatsächlich werden in Österreich jährlich über 7000 Tiere geschossen, um die 480 davon in Vorarlberg. Dies liege unter den Zuwachsraten, die Population steige also.

Das Sommerfell ist für die Pelzindustrie nur bedingt interessant, kann aber etwa für “Hölzlar” verwendet werden. Ihr Fleisch ist eine Delikatesse, das Fett die Basis für die Murmeltiersalbe. Auch wenn einzelne Jäger nur auf eine Trophäe aus wären, würde das gesamte Tier verwertet werden. In Vorarlberg gebe es nur vereinzelt einen solchen Jagdtourismus, immer unter der Aufsicht eines JSO. Dieser sorgt dafür, dass kleine Sippen nicht um die für sie wichtigen Leittiere gebracht werden. “Die Anzahl der ausgestellten Gästejagdkarten ist in den vergangenen Jahren rückläufig, was auf eine weitere Abnahme von Jagdreisen schließen lässt.”
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Abseits dieser wirtschaftlichen Interessen, von der Jagdreise bis zur Murmeltiersalbe, gibt es noch weidmännische. “Wenn die Population zu dicht wird, nehmen Krankheiten überhand, die die kleineren Kolonien bedrohen können”, erklärt Deuring. Und durch die Bejagung werden die Tiere, ihren Bestand und Gesundheit durch die Jäger direkt überwacht, betont die Jägerschaft. So sorgen orts- und fachkundige Jäger für ein Monitoring und helfen bei einer gesunden Populationsentwicklung. Dies sei umso wichtiger, da der Klimawandel für die alpinen Tierarten eine große Herausforderung darstelle.