Die Geschichte der Bahnstrecke Bregenz-Lochau-Lindau

Vorarlberg / 20.09.2024 • 17:20 Uhr
Geschichte Bahntrasse
Ein Foto aus dem Jahre 1935 zeigt uns die Bahntrasse entlang des Bodenseeufers, wie sie im Jahre 1872 angelegt wurde, noch mit dem Bahnwärterhäuschen, das dann im Zuge des Ausbaus der L 190 abgerissen wurde.Schallert/BMS/OGS Lochau

Vor über 150 Jahren begann die Geschichte der Bahntrasse, die auch heute noch für reichliche Gesprächsstoff sorgt.

Lochau In der Diskussion um die Entwicklung des Zugverkehrs im Großraum Bregenz mit dem Neubau des Bregenzer Bahnhofes im Besonderen rückt immer wieder der oberirdische zweigleisige Ausbau der Bahntrasse zwischen Bregenz und Lochau in den Mittelpunkt.

Geschichte Bahntrasse
Eine Ansichtskarte aus dem Jahre 1905 zeigt die Bahntrasse entlang des Bodenseeufers an der Klause, wie sie im Jahre 1872 angelegt wurde.

Diese Ausbaupläne stoßen bei der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Unterflur statt Ausbau der Bahnstrecke am See, Erhaltung der beispielhaft angelegten Uferlandschaft mit der Pipeline-Promenade mit dem Strandbad, dem Kaiserstrand oder dem Hafen Lochau lauten Forderungen. Seit neuestem stehen auch die Pläne für die zeitnahe Erweiterung der Haltestelle Bregenz-Hafen mit einem zweiten Gleis und der Verlängerung der Bahnsteige Richtung Pipeline im Raum. Auch die eingeforderte Unterflurlösung von Lauterach über Bregenz nach Lochau bis an die deutsche Staatsgrenze an der Leiblach wird vehement diskutiert.

Geschichte Bahntrasse
Bahntrasse zwischen Bregenz, Lochau und Lindau auf einer alten Ansicht aus der Ortsgeschichtlichen Sammlung Lochau.

Aus der Verkehrsgeschichte

Die Geschichte dieser Bahntrasse geht über 150 Jahre zurück: Das Jahr 1872 brachte die Fertigstellung und Inbetriebnahme der k.k. Vorarlbergbahn. Der erste Festzug befuhr die Strecke Lochau-Bludenz am 30. Juni 1872, dies mit einer Dampflokomotive, die auf den Namen „Bregenz“ getauft worden war. Tags darauf erfolgte mit 1. Juli 1872 der offizielle Bahnbetrieb in Vorarlberg. Ins benachbarte „Ausland“ ging es aber erst am 20. Oktober 1872, denn an diesem Tag wurde die Strecke von Lochau nach Lindau eröffnet. Wissenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass erst im Jahre 1884 die Vorarlberger Bahnlinie nach dem Bau des Arlbergtunnels an das restliche österreichische Bahnnetz angeschlossen werden konnte.

Geschichte Bahntrasse
1874: Der im Jahre 1874 erbaute Bahnhof „Lochau“, später „Lochau-Hörbranz“, wurde im Jahre 1958 abgebrochen.

Die Bahn war für die damalige Zeit sicherlich ein enormer und viel beachteter Fortschritt, doch die Bodenseegemeinden Bregenz und Lochau wurden im Jahr 1872 durch die entlang des Bodenseeufers angelegte Bahntrasse bis heute doch vom See weitgehend abgeschnitten. Bereits seit den 1880er Jahren wurde jenseits der Bahnlinie viel Land für die heutige durchgehende Infrastruktur an der Bodenseeuferlandschaft aufgeschüttet.

Geschichte Bahntrasse
Im Jahr 2003 wurde der heutigen Bahnhof Lochau-Hörbranz samt neu gestaltetem Vorplatz eröffnet. Das alte, gelbe Bahnhofsgebäude wurde erst 2014 im Zuge des Neubauprojektes „Marina“ abgerissen.

Der Bahnhof Lochau-Hörbranz

1874 entstand das erste Bahnhofsgebäude als Haltestation „Lochau“. Mit Bescheid vom 15. März 1929 wurde der Wunsch der Gemeinde Hörbranz nach der Änderung des Namens der Bahnstation Lochau in „Lochau-Hörbranz“ vom Bundesministerium für Handel und Verkehr vollzogen. Dem ging aufgrund der ablehnenden Haltung der Gemeinde Lochau ein reger Schriftverkehr samt harten Verhandlungen zwischen den Gemeinden mit Interventionen bis nach Wien voraus.

Geschichte Bahntrasse
Wanderausstellung zum 150-jährigen Jubiläum der Vorarlbergbahn im Jahr 2022 zu Gast in Lochau: Claudia Köberl (Mobilbegleiterin vom VVV) mit den Besuchern Manfred Förste und Basil Schnetzer (Lochau Tannenbach) sowie Werner Giray, von 1978 bis 1987 Bahnvorstand vom Bahnhof Lindau Reutin.

„Straßenbahn“ statt Buslinie

1933 wurde auf der Strecke Bregenz-Lindau ein Triebwagen-Pendelverkehr eingerichtet, der die bestehende Buslinie Bregenz-Lindau zum Erliegen brachte. Neben den bestehenden Bahnhöfen Bregenz, Lochau-Hörbranz und Lindau wurden auf österreichischer Seite zusätzliche „Bedarfshaltestellen“ am Tannenbach (Bestand bis 1971), am Langen Stein (bis 1943), am „Haggen“ (bis 1940) oder bei der Eisenbahnbrücke Unterhochsteg (bis 1939) eingerichtet.

Geschichte Bahntrasse
Aus Lindau kam Werner Giray, ehemaliger Bahnvorstand vom Bahnhof Lindau Reutin (1978 bis 1987), im Bild rechts mit dem „Tannenbächler“ Basil Schnetzer, zur Wanderausstellung zum 150-jährigen Jubiläum der Vorarlbergbahn im Jahr 2022 in Lochau.

Schon 1939 wurde der Busverkehr Bregenz-Lindau jedoch wieder aufgenommen, die kleinen Bahnhaltestellen verloren ihre Bedeutung und wurden nach und nach wieder aufgehoben. Der erste mit einer elektrischen Lokomotive bespannte Zug zwischen Bregenz und Lindau verkehrte am 14. Dezember 1954. BMS