Schaufschod für die Geschichtsbücher

Vorarlberg / 25.09.2024 • 14:00 Uhr
Schaufschod
Erleichtert und mit berechtigtem Stolz feierten die „Schafretter“ im Restaurant Zum Fraaanz den erfolgreichen Abschluss einer spektakulären Aktion. STP

Mit Geduld und alpinistischem Geschick wurden Schadona-Schafe ins Tal gebracht.

Schoppernau „Diese Fise haben sich die großartigen Helfer redlich verdient“, zollte Artur Köb seinem Team Dank und Anerkennung. In einem beispielhaften Einsatz hatten zwölf bergerprobte Kollegen der Schadona-Hirtschaften mit fast einwöchiger Verspätung auch noch die letzten 150 der insgesamt 1180 gesömmerten Schafe von der tiefverschneiten Alpe Schadona geholt. Acht Stunden waren sie auf felsdurchsetzten Steilhänge der umliegenden Berggipfel – Rothorn, Hochberg usw. – unterwegs, denn die Schafe fliehen vor dem Schneefall instinktiv in die Höhe. Ausgehend von der Biberacher Hütte nahe dem Schadonapass auf 1846 m Seehöhe mussten die vier Suchteams bis zu 500 Höhenmeter überwinden, um an die Schafe heranzukommen. Aufspüren war die eine, die Tiere Richtung Tal zu treiben die andere Herausforderung.

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Schnee auf der Alpe Schadona ist nichts Ungewöhnliches, die Schafe wurden hin und wieder sogar „heimgeschneit“ (unser Archivbild). Die besondere Herausforderung war heuer jedoch die Rekordzahl von 1180 Tieren und der Umstand, dass sich Galtvieh und Schafe in die Quere kamen.

Nachtlager nahe dem Landsteg

Bis am Abend hatten die 16 „Schafretter“ – aufgeteilt in vier Teams, Alpmeister Alexander Peter, Artur Köb, Hannes Kohler und Elmar Moosbrugger mit jeweils drei Helfern – alle Schafe geborgen, in ein eingezäuntes Nachtlager nahe dem Landsteg getrieben und anschließend ihren Erfolg im Schoppernauer Restaurant Zum Fraaanz gefeiert.

Nachtlager nahe dem Landsteg

Abgeschlossen wurde die spektakuläre und am Ende erfolgreiche Aktion am folgenden Vormittag: „Wir mussten alle zwei Dutzend Schafbesitzer, die noch Tiere vermissten, verständigen, dass sie ihre Schafe am Landsteg abholen können – die Erleichterung bei den Züchtern war groß, denn wir konnten praktisch alle Tiere zurückgeben. Und das bei einer Rekordherde – noch nie in der Schadona-Alpgeschichte wurden so viele Schafe gesömmert. 1.180 wurden im Frühjahr aufgetrieben, praktisch die gleiche Zahl durften wir jetzt den Besitzern zurückgegeben. Ausfälle hielten sich diesen Sommer im Rahmen der vergangenen Jahre und wurden durch auf der Alpe geborenen Lämmer kompensiert“, fasste der erfahrene Schadona-Hirte, der seit rund zwei Jahrzehnten auf Schadona tätig ist und aktuell mit Hannes Kohler und Elmar Moosbrugger die Alpe betreut, das turbulente Ende der Alpzeit 2024 zusammen.

„Ein Tag hat uns gefehlt“

„Am Ende ist alles gut ausgegangen“, zog Köb zufrieden Bilanz und fügte an, dass „uns ein Tag gefehlt hat, um die ganze Aufregung zu vermeiden“. Mit einer Gesamtfläche von 1.686 Hektar ist Schadona nicht nur die größte Alpe des Landes, mit fast 1.200 Schafen und 560 Stück Galtvieh werden hier auch die mit Abstand meisten Tiere gesömmert.

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Artur Köb: „Die Mannschaft, die alle Schafe herunterholen konnte, hat Großartiges geleistet.“

„Wir wussten, dass ein Wettersturz bevorsteht, dass es aber so schlimm werden würde, hat sich erst kurzfristig herauskristallisiert und deshalb haben wir den Abtrieb des Galtviehs in aller Eile um einen Tag vorgezogen. Für die Schafe hat das nicht gereicht. Dazu muss man wissen, dass Galtvieh in unteren Regionen gesömmert wird, die Schafe höher oben. Solange die Rinder ihre Alpflächen besetzten, waren die Schafe oben blockiert – und als wir sie endlich herunterholen konnten, trieb der Schnee einen Teil der Herde in die Höhe.“

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Dieses Bild bot sich der Hubschrauberbesatzung bei den Erkundungsflügen: 150 Schafe sammelten sich weit über 2.000 m Seehöhe in Gruppen weitverteilt an den Steilhängen auf Flächen von denen der Schnee abgerutscht war.

Als sich nach vier Tagen das Wetter gebessert hatte, wurde Erkundungsflüge unternommen, um die Standorte der Tiere zu lokalisieren. „Da war es hilfreich, dass auf den steilen Hängen viele Schneerutsche abgegangen waren. Auf den freien Flächen sammelten sich kleine Herden, die dort spärliches Futter vorfanden. Dort konnten wir sie gruppenweise einsammeln. Eine Schaufschod für die Geschichtsbücher“, so Köb. STP