Vom betenden Kind zur Äbtissin

Mutter Maria Stella (59) leitet seit einigen Wochen das Frauenkloster Mariastern-Gwiggen.
Hohenweiler Martha Krimmel (59) wuchs in einem religiösen Elternhaus auf. „Mama hat mit uns Kindern jeden Tag gebetet – am Morgen, zu Mittag und am Abend vor dem Schlafengehen.“ Als Volksschülerin gehörte Martha einer Kindergruppe an, die eine Frau von der Pfarre leitete. „Wir trafen uns einmal wöchentlich. Wir haben miteinander gebetet, gespielt und Kindermessen gestaltet.“ Später war sie in einer kirchlichen Jugendgruppe aktiv. „Wir haben alte Menschen besucht.“

Nach der Hauptschule zog die Niederösterreicherin wegen der Nähe zur Schule zu ihren Großeltern. Martha besuchte die höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe. „Meine Großmutter ging jeden Tag in die Messe. In mir kam der Wunsch auf, auch jeden Tag einen Gottesdienst zu besuchen.“ Es war der Schülerin ein Anliegen, den Tag so zu beginnen. „Ich ließ mich in das Gebet und in die Eucharistiefeier hineinfallen.“ Ihre Beziehung zu Gott wurde immer tiefer. Gott war ihr Begleiter und Beschützer. „Dank ihm fühlte ich mich behütet und geborgen.“

Je älter Martha wurde, desto mehr drehten sich ihre Gedanken um einen Klostereintritt. „Die Frage ergriff mich, ob es möglich sein kann, dass Gott mich im Kloster haben will.“ Das beschäftigte sie über Jahre. Aber zunächst begann sie nach der Matura in einer Bank zu arbeiten. Nach drei Jahren kündigte sie. „Eine innere Unruhe hatte sich meiner bemächtigt – bis mir klar wurde, dass ich den Schritt ins Kloster machen muss.“ Im November 1987 trat Martha in die Abtei Mariastern-Gwiggen in Hohenweiler ein. Diese kannte sie schon von einigen Besuchen. „Meine Intuition sagte mir, dass ich hierher gehöre.“
Aber am Anfang hatte sie Heimweh. „Da war schon eine Freude da. Aber gleichzeitig fehlte mir die Familie.“ Als Novizin geriet sie wegen zwischenmenschlicher Spannungen in eine Krise. Damals liebäugelte sie mit einem Austritt. Aber Martha, die im Kloster zur Schwester Maria Stella wurde, blieb. Denn: „Ich hatte das Empfinden, dass es Gottes Wunsch ist, dass ich hier bin.“ Im September 1992 legte die Ordensfrau die ewigen Gelübde ab. Damit war der vollständige Eintritt in das Ordensleben vollzogen.

Zunächst arbeitete die Nonne in der klostereigenen Weberei und Schneiderei. „1994 bin ich dann an die Pforte gekommen.“ Als Pfortenschwester hatte sie eine wichtige Rolle im Klosteralltag. Sie war oft die erste Ansprechperson für die Besucher. „Die Menschen kommen mit ihren Anliegen und Nöten zu uns und bitten uns, für sie zu beten.“ Die Konfrontation mit notleidenden Menschen berührte Schwester Maria Stella. „Das hat mich noch mitfühlender gemacht.“

Dass sie vor einigen Wochen von ihren Mitschwestern zur Nachfolgerin von Mutter Hildegard Brem (+), gewählt wurde, ehrt sie. „Es berührt mich sehr, dass meine Mitschwestern mir ihr Vertrauen geschenkt haben.“ Die frischgebackene Äbtissin vertraut darauf, „dass wir gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft meistern“. Mutter Maria Stella hofft, dass die Zisterzienserinnenabtei Mariastern weiterhin wirtschaftlich geführt werden kann und sich junge Frauen dem Orden anschließen. „Mir ist es auch wichtig, dass wir ein Ort bleiben, an dem Spiritualität und die Gegenwart Gottes erfahrbar sind.“

Mutter Maria Stella
geboren 8. Jänner 1965 in Hollabrunn
Wohnort Hohenweiler
Hobbys Radfahren, Karten basteln