Lech-Zürs-Tourismus in Turbulenzen: Schuldenberg und Ablöse an der Spitze

Schulden in Millionenhöhe: Landesrechnungshof hat mit Prüfung der Lech-Zürs Tourismus GmbH im Eigentum der Gemeinde Lech begonnen. Vorzeitiger Abgang von Geschäftsführer Hermann Fercher beschlossen.
Lech Hinter den Kulissen brodelt es schon länger. Seit der Coronapandemie kämpft die Lech-Zürs Tourismus GmbH mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Es hat sich ein Schuldenberg in Millionenhöhe aufgetürmt. Während der Tourismus im Nobelort längst wieder auf Hochtouren läuft, ist die finanzielle Schieflage des Fremdenverkehrsbüros geblieben. So scheinen die Ausgaben aus dem Ruder zu laufen. Für die Finanzen der Gesellschaft interessiert sich mittlerweile auch der Landesrechnungshof. Ende Sommer wurde eine Prüfung eingeleitet, wie Rechnungshof-Direktorin Brigitte Eggler-Bargehr auf Anfrage bestätigt. Zuletzt hat sich die Situation weiter zugespitzt. So wurde Anfang Woche die Ablöse von Langzeit-Geschäftsführer Hermann Fercher (62) beschlossen.

“Diese Entscheidung wurde im Rahmen der Generalversammlung am vergangenen Montag getroffen”, schreibt Johannes Pfefferkorn als interimistischer Vorsitzender des Tourismusbeirats in einer E-Mail an Betriebe der Gemeinde. Dem scheidenden Geschäftsführer streut er dabei Rosen. Dieser stehe bis zu seinem Ausscheiden im Herbst 2025 für einen geordneten Übergang zur Verfügung. Es gelte, eine Führungspersönlichkeit zu finden, die die großartige Arbeit Ferchers fortsetzt. Tatsächlich gehen die Erzählungen über das vorzeitige Ende der Ära Fercher erheblich auseinander. Involvierte beschreiben ein Treffen eines kleinen Verhandlungsteams mit dem Tourismusdirektor, das sich um die vorzeitige Auflösung des Dienstverhältnisses kümmern sollte. Am Ende ist es eine einvernehmliche Lösung geworden, was etwa bei der oppositionellen Liste “Unser Dorf” für Unmut sorgt.

Listensprecher Thomas Eggler hätte sich einen anderen Ausgang gewünscht, eine Auflösung des Dienstverhältnisses durch den Arbeitgeber, wie er schriftlich festhält. Zumal es im Vorfeld große Diskrepanzen gegeben und sich ein Ende der Zusammenarbeit schon lange angebahnt habe. “Dazu geführt hat unter anderem die nicht erfolgte Vermarktung des neuen Veranstaltungssaals, die hohe Fluktuation in der Lech-Zürs Tourismus GmbH und die angehäuften Schulden in Höhe von 2,3 Millionen Euro, die zu einer finanziellen Schieflage der Gesellschaft geführt hat”, schreibt Eggler in einer Stellungnahme.
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Dass es einen hohen Schuldenberg gibt, scheint unbestritten. Zu konkreten Zahlen möchte sich Geschäftsführer Hermann Fercher im Gespräch mit den VN aber nicht äußern. “Die finanzielle Situation ist ausschließlich auf die Coronapandemie zurückzuführen.” Wenn eine Wintersaison, die 85 Prozent der Einnahmen ausmacht, zur Gänze ausfalle, sei das auch gut nachvollziehbar, so Fercher. Die Finanzen seien jederzeit transparent mit den entsprechenden Gremien besprochen und beschlossen worden. Was seine Ablöse betrifft, verweist Fercher auf laufende Verhandlungen mit der Gemeinde. “Wir haben ein Ziel gefasst, dass im Laufe des kommenden Jahres eine Nachfolgeübergabe passieren kann.”
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Tatsächlich hat die Pandemie ein tiefes Loch in die Finanzen gerissen. Die Ausfälle wurden in der Budgetierung auch berücksichtigt. Zur Deckung wurde ein Kredit aufgenommen. Allerdings scheint die Gesellschaft nicht aus den roten Zahlen zu kommen. Man rechnet für das Geschäftsjahr 2023/24 mit einem Abgang, wie Fercher einräumt. Er nennt Inflation und Teuerung beim Personal als belastende Faktoren. Nach VN-Informationen hat sich auch im laufenden Geschäftsjahr bereits wieder ein Minus von 400.000 Euro summiert – Tendenz steigend. Das negative Eigenkapital dürfte davon unabhängig bei 2,3 Millionen Euro liegen. Am Ende muss die Gemeinde Lech als Alleineigentümerin die Schulden der Gesellschaft stemmen.

Lech steht finanziell allerdings längst selbst mit dem Rücken zur Wand. Die Gebarungskontrolle des Landes hat ein Auge auf der Gemeinde, die ohne Zustimmung aus Bregenz offensichtlich noch nicht einmal eine Schneefräse anschaffen kann, wie Gemeindevertreter der Opposition schildern. Dass der Landesrechnungshof jetzt die Tourismusgesellschaft ins Visier nimmt, wird von vielen am Arlberg begrüßt. Man befindet sich mitten in der Prüfung. Mit einem Schlussbericht sei in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen, so Direktorin Brigitte Eggler-Bargehr. Gelassen äußert sich der scheidende Geschäftsführer. “Wir sind in einem sehr guten Austausch. Ich wüsste nicht, was mir in diesem Zusammenhang Sorgen bereiten sollte”, so Fercher.

Offen ist unterdessen, ob Fercher als Geschäftsführer vom Eigentümervertreter, Bürgermeister Gerhard Lucian, entlastet wird. Noch ist dies nicht passiert. Eine entsprechende Empfehlung des Prüfungsausschusses der Gemeinde scheint jedenfalls unwahrscheinlich.
Bürgermeister Gerhard Lucian und Tourismusbeirat Johannes Pfefferkorn waren für Nachfragen nicht erreichbar.