Vorarlberg droht Wohnungsmangel

Vorarlberg / 27.10.2024 • 14:31 Uhr
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Schon bald könnte es noch schwieriger werden, eine Wohnung zu finden: „Unvermeidbarerweise schlittern wir in einen Angebotsengpass“, warnt Bauexperte Wolfgang Amann. Foto: VN/Steurer

Baubewilligungen eingebrochen: Zu wenig Fertigstellungen in absehbarer Zeit.

SCHWARZACH. In Vorarlberg könnte es schon bald einen Wohnungsmangel geben. Davon ist Wolfgang Amann, Geschäftsführer des „Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen“, überzeugt: „Unvermeidbarerweise schlittern wir in einen Angebotsengpass. Das ist heute schon absehbar“, sagt er im Gespräch mit den VN.

In den vergangenen Jahren ist sehr viel gebaut worden, sind in Vorarlberg bis zu 4105 Wohnungen pro Jahr fertiggestellt worden. Das Problem ist jedoch, dass seit geraumer Zeit aufgrund hoher Kosten zu wenige Projekte angegangen werden und dass die Folgen davon erst in den kommenden Jahren spürbar sein werden.

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Vorarlberg wächst. Die Zahl der Haushalte ist seit 2010 um durchschnittlich fast 2000 pro Jahr gestiegen. Bis 2030 rechnet man bei der „Statistik Austria“ zwar nicht mehr mit so großen Zuwächsen. Um rund 1500 Haushalte mehr pro Jahr wird es sich einer Prognose zufolge aber schon noch handeln. Das wären nach wie vor sehr viele.

Jeder Haushalt, der dazukommt, steht für eine weitere Wohnung. Der tatsächliche Bedarf liegt jedoch darüber, wie Amann betont: Es gibt Häuser, die unbrauchbar werden und die daher ersetzt werden müssen. Andere Häuser bleiben leer. Zum Beispiel, weil Erben, die anderswo leben, auf eine Vermietung verzichten. Für die kommenden Jahre erwartet Amann daher einen jährlichen Bedarf von rund 2600 neuen Wohnungen allein in Vorarlberg.

<p class="caption">Änderungen in der Raumplanung würden zukünftig auch Vorbehaltsflächen „Förderbarer Wohnbau“ vorsehen.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker"> VN/Steurer</span></p>
Blick ins Rheintal bei Lauterach: Im gesamten Land werden rund 2600 zusätzliche Wohnungen pro Jahr gebraucht. Vorerst wird es weniger geben.Foto: VN/Steurer

Vorerst wird es jedoch deutlich weniger Fertigstellungen geben. Das kann man schon sagen. Und zwar aus einem einfachen Grund: Die wenigen Baubewilligungen von heute sind die Fertigstellungen von morgen. Sie sind de facto schon fix.

Milliardenschwere Impulse, wie sie die Regierung gerade angekündigt hat, können erst längerfristig zu einer Entspannung führen. Genauer: Durch sie werde sich zwar für Bauherren und -frauen sowie Banken und die Bauwirtschaft noch heuer einiges ändern, wie Amann analysiert, bis aber genug neue Wohnungen verfügbar sind, dauere es: „Die Angebotsengpässe sind nicht so schnell zu überbrücken. 2025 und 2026 wird es eng bleiben.“

Wolgang Amann
Wohnbauexperte Wolfgang Amann: „Wenn jemand mehr Grund- oder Wohnfläche möchte, sollte er auf die Sanierung der Häuser der Elterngeneration verwiesen werden.“ Foto: IIBW

Bauen, bauen, bauen ist von daher angesagt. Laut Amann müssen dabei aber auch andere Dinge berücksichtigt werden. Bodenverbrauch etwa sowie die Tatsache, dass mögliche Siedlungsräume oft überhaupt begrenzt sind. Eine vorstellbare Konsequenz daraus könnte dem Experten zufolge sein, dass pro neuem Einfamilienhaus 250 Quadratmeter Grundstücks- und 130 Quadratmeter Nutzfläche zur Regel werden. Am besten in verdichteter Bauweise. Nachsatz: „Wenn jemand mehr Grund- oder Wohnfläche möchte, sollte er auf die Sanierung der Häuser der Elterngeneration verwiesen werden.“