Im Thaler Dorfladen gehen die Lichter aus

Nach 35 Jahren Erfolgsgeschichte erzwingt gesunkene Wirtschaftlichkeit die Schließung.
Sulzberg Corona wurde noch mit vereinten Kräften gemeistert, die daran anschließende Krise, die die Schere zwischen Aufwand und Ertrag dramatisch auseinander gehen ließ, war am Ende zu viel: „Unser seit 35 Jahren bestehender Dorfladen muss am 31. Oktober 2024 schließen!“, teilt Obmann Walter Vögel in einer Aussendung des Selbsthilfevereins Thal nach einer erfolglosen Suche nach Alternativen mit.
Es hat sich abgezeichnet
Dass der Verein angesichts der negativen Entwicklung die Reißleine ziehen musste, war absehbar – dass es am Ende so schnell ging, hat manche doch überrascht, war aber alternativlos, wie Obmann Vögel in der Aussendung erläutert und dabei auch die Thaler Bevölkerung in die Pflicht nimmt.
Bei der Jahreshauptversammlung im Sommer hat Vögel unmissverständlich an die Talerinnen und Taler appelliert: „In zahlreichen Aktionen haben wir versucht zu vermitteln, dass es die Solidarität möglichst vieler Bewohnerinnen und Bewohner braucht, um unseren Dorfladen wirtschaftlich zu betreiben. Das hat zwar viele positive Reaktionen ausgelöst, aber wir haben offenbar nur einen kleineren Teil der Bevölkerung erreicht“, bedauert er und ergänzt: „Selbst die Information über ein drohendes Aus für unseren Dorfladen in diesem Sommer hat kaum merklich etwas verändert. Unsere Aktivitäten waren zwar willkommen, aber sie waren nicht genug!“, kann er Thalerinnen und Thalern einen Vorwurf nicht ersparen.

Das war einmal ganz anders
In diesem Zusammenhang erinnert Vögel, der 2013 die Nachfolge des Gründungsobmanns Günter Wirthensohn angetreten hat, dass dies einmal ganz anders war: „Als der Selbsthilfeverein vor 35 Jahren gegründet wurde, war die Treue der Thalerinnen und Thaler zu ihrem Dorfladen eine wichtige Säule für den Erfolg des Gesamtprojekts. Leider hat sich im Laufe der Jahrzehnte dieses Einkaufsverhalten zum Negativen geändert.“
Pioniere erinnern sich
An diesbezüglich bessere Zeiten erinnern sich auch die Pioniere des Selbsthilfevereins, Günter Wirthensohn, Gerhard Violand und Co.: „Buchstäblich über Nacht standen wir in Thal vor dem Problem, Dorfwirtschaft und Dorfladen zu verlieren: Der Betreiber, der Wirtschaft und Laden ohnehin nur noch ,aus Liebe zu Thal‘ führte, erlitt einen Schlaganfall und war ein Pflegefall.“ Sein Bruder sprang dankenswerterweise ein, führte Dorfwirtschaft und Dorfladen notdürftig weiter, um Thal die Möglichkeit für die Suche nach einer nachhaltigen Lösung offenzuhalten.

Mit dem Selbsthilfeverein ist dies auch gelungen: Der Verein erarbeitete ein nachhaltiges Konzept, das dank großem ehrenamtlichem Engagement zu einem Leuchtturmprojekt wurde. Thomas Wörndle, Chef von ADEG Markt Wörndle in Sulzberg, machte das Thema zu seiner Herzensangelegenheit, richtete eine Filiale ein und engagierte sich auch im Dorfgasthaus, wo er mit seiner Konzession so lange einsprang, bis ein Pächter gefunden war.
Eine Reihe von flankierenden Maßnahmen zur Absicherung von Laden und Dorfwirtschaft wurden gesetzt: das gesamte Haus wurde Schritt für Schritt ausgebaut und modernisiert – die Raika-Filiale wurde ins Boot geholt und vieles mehr.
Wir bleiben „dran“
Die vielen „Glücksmomente“ aus den vergangenen 35 Jahren seien für den Verein jetzt auch Ansporn, nach neuen Lösungen zu suchen, gibt sich Vögel kämpferisch und zuversichtlich, die Hoffnung auf einen künftigen Dorfladen nicht aufzugeben. STP