Umstrittener Lech-Investor Wolf wälzt Pläne für ein Boutique-Hotel

Vorarlberg / 18.11.2024 • 11:00 Uhr
Umstrittener Lech-Investor Wolf wälzt Pläne für ein Boutique-Hotel
Siegfried Wolf will die Pension Gradenburg abreißen und ein Boutique-Hotel errichten. VN

Benko-Freund und Deripaska-Vertrauter kauft in Lech Immobilie um Immobilie und plant jetzt sein erstes Hotel im 5-Sterne-Segment.

Lech Er ist Freizeit-Lecher mit Hunger nach Immobilien und Einfluss. Der schillernde Unternehmer und Manager Siegfried Wolf hat Gefallen am Nobelskiort gefunden und sich dort großzügig eingekauft. Gleich mehrere Liegenschaften, die meisten in unmittelbarer Nähe zu seinem Feriendomizil im Ortsteil Strass, hat der Steirer in den letzten beiden Jahren erworben. Pension Gradenburg, Lechtalerhof und ein Privathaus waren ihm und seiner Frau Andrea in Summe 22,6 Millionen Euro wert. Auch 3000 Quadratmeter landwirtschaftliche Flächen nennt der Weinbauer seither sein Eigen. In der Gemeinde hat der Kaufrausch des umstrittenen Investors für Unruhe gesorgt. Über die wahren Ziele der Anschaffungen wurde wild spekuliert, weil Wolf sich bisher dazu nicht geäußert hat. So blieben auch mehrere VN-Anfragen unbeantwortet.

Siegfried Wolf Lechtalerhof, Gradenburg
Hier (auf dem Bild rechts) besitzt Siegfried Wolf gleich mehrere Liegenschaften, unter anderm die Pension Grabenburg (grünes Dach). VN/Steurer

Nach der Einkaufstour ist jetzt jedenfalls bekannt, dass es zumindest für die frühere Pension Gradenburg konkrete Baupläne gibt. Demnach wird ein Boutique-Hotel mit 40 Betten im Fünf-Sterne-Segment entstehen, das auch Gäste beherbergen soll. Jedenfalls will die Gemeinde das durch entsprechende Widmungsvorgaben sichergestellt wissen. Nicht alle im Ort sind sich da aber so sicher, weil es ausreichend Beispiele gibt, wie Umgehungen funktionieren. Auch Wolf selbst hat das Vertrauen vieler schon vor Jahren strapaziert.

Ein Steuernachlass für den Unternehmer Siegfried Wolf wirft Fragen auf. Rund 630.000 Euro wurden nachgesehen.  APA
Siegfried Wolf ist vielen in Lech ein Dorn im Auge. Das Misstrauen jedenfalls ist groß. APA

Der Immobilien-Einstieg des Unternehmers, dessen Nähe zum russischen Oligarchen Oleg Deripaska und Ermittlungen in einer Steuercausa zum ÖVP-Korruptionsskandal am guten Ruf kratzt, hatte zumindest ein “Gschmäckle”. VN-Recherchen im August dieses Jahres haben gezeigt, wie Wolf und ein Firmenpartner mit fragwürdigen Versprechungen – wie der Aussicht auf eine Veranstaltung im Stile des Weltwirtschaftsforums Davos – und einem “Gummi-Paragrafen” im Raumplanungsgesetz zu Ferienwohnungswidmungen kamen. Wolf hatte das Haus Rockspitz vor 25 Jahren erworben und darf es seither als Freizeitdomizil nutzen. Zumindest einen Teil davon, andere Flächen sind der Beherbergung vorbehalten. Eingeweihte wollen allerdings wissen, dass es über Jahre praktisch keine Gäste-Nächtigungen gab.

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Das soll sich mit dem Neubau der früheren Pension Gradenburg ändern. Davon ist jedenfalls auch Bürgermeister Gerhard Lucian überzeugt. “Der Projektsicherungsvertrag macht eine andere Nutzung unmöglich”, so der Gemeindechef, der sich für den Ort zusätzliche Einnahmen erhofft. Die Planungsphase läuft, erste Beschlüsse und Beratungen zum Projekt hat es in der Gemeindevertretung bereits gegeben. Die Baunutzungszahl bleibt demnach unverändert, für ein geplantes Schwimmbad muss eine Stützmauer geöffnet werden, womit rechnerisch ein Stockwerk dazukommt. Die Zufahrt wird verlegt und die beiden Häuser Rockspitz und Gradenburg über eine Garage unterirdisch verbunden.

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Skeptiker, deren gibt es nicht wenige im Ort, trauen den Versprechungen dennoch nicht. Ihre Namen wollen sie lieber nicht in der Zeitung lesen, verweisen unisono auf das Chalet-N des Milliarden-Pleitiers Rene Benko in Oberlech. Auch dort ist die Nutzung als Beherbergungsbetrieb gesetzlich geregelt, wurde aber geschickt umgangen. Nächtigungen, das steht mittlerweile fest, hat es jedenfalls so gut wie keine gegeben. Die Luxus-Herberge hat vielmehr Benko selbst, dessen Familie und “Amigos” des gefallenen Immobilien-Tycoons als Unterkunft gedient. Auch kein Geheimnis: Lech-Investor Siegfried Wolf und den insolventen Benko verbinden nicht nur die Begeisterung für den Nobelskiort und die Jagd. Vor wenigen Monaten, als die größte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte bereits besiegelt war, schwor Wolf seinem Freund Benko die Treue. Auch das hat am Arlberg bei so manchem die Alarmglocken läuten lassen.