Sie können auch gut Kuchen backen
Ich hatte eine Lesung, im Almtal. Ich fuhr mit dem Zug, das Almtal ist doch recht weit von Wien, erst Railjet, dann Bummelzug. Es war schon dunkel, als ich ankam, doch ich weiß jetzt, dass die Alm keine Alm ist, sondern ein Fluß. Ich wurde von einer freundlichen Frau abgeholt, sie fuhr mich in meine Pension, das war beim Talschluss, es schneite stark.
„Ich buchte kompliziert einen neuen Anschluss, Westbahn, der nette Pensionsbesitzer brachte mich zum Bahnhof.“
Die Almtaler sind liebe Menschen, das kann ich nach der Lesung sagen, es war sehr nett, und sie können auch gut Kuchen backen, danke.
Am nächsten Tag stand ich früh auf, weil ich am Nachmittag bei der Wiener Buchmesse wieder eine Lesung hatte. Ich bekam in der Pension ein gutes Frühstück, und während ich ein perfektes weiches Ei löffelte, meldete die ÖBB, dass der Bummelzug ausfällt. Es gab einen Schienersatz-Bus, aber der braucht viel länger, weil die kleinen Bahnhöfe natürlich nicht an der Straße liegen, mein Anschluss ging sich nicht aus. Ich buchte kompliziert einen neuen Anschluss, Westbahn, der nette Pensionsbesitzer brachte mich zum Bahnhof. Der Bus kam zu spät, aber der Fahrer war sehr freundlich, vor allem ganz am Ende, als er uns, nachdem wir uns durch Wels gestaut hatten, direkt vor dem Bahnhofseingang aus dem Bus ließ, weil ich sonst auch diesen Anschluss, der zum Glück etwas verspätet dran war, verpasst hätte. Mit Rennen erwischte ich ihn.
Der Zug war sehr voll, ich hatte zum Glück einen Platz reserviert, da saß jemand, aber wir konnten es zivilisiert ausverhandeln. Zwanzig Minuten vor Wien drängte ich mich durch stehende Fahrgäste zum WC. Es war besetzt, zwei Frauen standen davor, ich reihte mich ein. Die nächste Frau ging rein und kam nicht mehr raus. Auf dem Männerklo daneben ging die Tür inzwischen vier Mal auf und wieder zu. Wir pumperten ans Frauenklo, ob alles okay sei. Jaja. Es dauerte nochmal, dann kam eine hübsche junge Frau heraus und verschwand wortlos. Die Frau vor mir ging rein und kam sofort wieder raus, mit einem Kopfschütteln: leider sei die Toilette jetzt unbenutzbar.
Eine andere zu suchen ging sich nicht mehr aus, aber der Zug war fast am Ziel. Am Westbahnhof haben sie Toiletten unterm Dach versteckt, eine hohe Treppe rauf, ich dachte, nach Hause ist es auch nicht viel weiter. Ich erwischte die U6 punktgenau, halleluja. Bei der nächsten Station gings nicht weiter, erst standen wir, dann rannten Polizisten den Bahnsteig lang, dann mussten alle aussteigen. Ein WC gibts dort nicht. Ich hirschte über den Gürtel in die Lugner-City, die unteren WCs waren versperrt, ich musste mit meinem Gepäck oben rüber durch den ganzen Samstagseinkaufswahnsinn durch. Zurück war die U-Bahn war immer noch gesperrt. Ich ging zu Fuß nach Hause.
Aber bitte: Ich hab es rechtzeitig zur Buch Wien geschafft, sogar mit gewaschenen Haaren, schön wars, alles gut.
Doris Knecht ist Kolumnistin und Schriftstellerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.
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