Ein unkonventionelles Projekt auf Schiene: Vorarlberger Jugendliche auf einer Reise ohne Ziel

Bernarda Kessler bereist in einer Gruppe ohne festgelegtes Ziel neue Orte. Sie war heuer zum zehnten Mal beim Projekt “Ziellos, eine Reise ohne Ziel” dabei und verrät, was sie mitnimmt.
Feldkirch Zehn Jugendliche aus Vorarlberg nutzten die Herbstferien für ein außergewöhnliches Abenteuer: eine Reise ohne festgelegtes Ziel. Gemeinsam mit ihren Betreuenden reisten sie mit dem Zug und tauchten dabei in ein Projekt ein, das Abenteuer und Alltag miteinander verbindet.

Eine, die bereits zum zehnten Mal beim Projekt “Ziellos, eine Reise ohne Ziel” dabei war, ist Bernarda Kessler. Ihre Mutter hatte sie auf das Projekt aufmerksam gemacht, und seit der zweiten Reise geht sie mit. “Ich mag das Ungewisse und Spontane. Man muss und darf sich bei jeder Reise auf neue Orte und Leute einstellen. Man sieht viele Orte, die man sonst nie besuchen würde”, erklärt die 27-Jährige ihre Beweggründe.
Ziellos mit verschiedenen Verkehrsmitteln
Die Gruppe reiste in den über zehn vergangenen Jahren entweder mit dem Zug, Taxis oder zu Fuß. Für Bernarda Kessler hat jede Reiseart ihre Vorzüge. Für sie bietet das Gehen den größten Abenteuerfaktor. “Ziellos auf Schiene stellt häufig eine Herausforderung bezüglich der Ziele dar, da fährt man auch eher mal ein Stück mit dem Taxi”, weiß sie aus Erfahrung. Bei Ziellos im Konvoi (also mit Kleinbussen durchs Ländle) fand die Reisende toll, dass man mehr von Vorarlberg gesehen hat. “Mein Favorit ist vermutlich Ziellos im Reisebus. Auch wenn dort die Parkplatzsuche etwas schwieriger sein kann, finde ich, dass man viele kleinere, verstecktere Orte sieht und flexibler ist”, weiß die Hobbyspaziergängerin.
Von ihren Reisen hat die Meiningerin viel Input und neue Ideen, sich selbst etwas zu verändern, mitgenommen. “Man bewegt sich selbst, weil sich die ganze Gruppe bewegt. Es ist schön, wenn man gemeinsam bereit für die nächste Überraschung ist”, erzählt Bernarda Kessler, die nur ihr Gepäck auf die Reise vorbereitet. In ihren Rucksack kommen Kleidung für alle Wetterlagen und Spielkarten.

Neue Freundschaften
Auch hat sie von jeder Reise Erinnerungen mitgenommen: Sie reichen von einer Übernachtung in einem ehemaligen Krankenhaus oder anderen abenteuerlichen Unterkünften, Karaokeabenden oder tiefgehenden Gesprächen. “Auch wunderbare Freundschaften sind über die Reisen hinaus entstanden”, verrät die Studentin, die auch mit ihrem Rucksack auf Weitwanderwegen unterwegs ist, Blindbooking spannend findet und immer offen für neue Reiseziele und -ideen ist.

Fünf-Stunden-Radius
Jeden Tag zog die Gruppe mithilfe eines Zirkels einen Fünf-Stunden-Radius um den aktuellen Standort. Innerhalb dieses Kreises wurde das nächste Ziel spontan ausgewählt. Zu den besuchten Orten gehörten heuer Innsbruck, Brennero, Rovereto, Verona, Venedig, Postojna, Hudicevec, Ljubljana, Triest und Codroipo. Schlafplätze fanden die Jugendlichen in Stockbetten, Schlafsälen oder auf Bauernhöfen. Das Organisationstalent der Jugendlichen wurde durch die „Mission Control“ gefördert, eine täglich wechselnde Gruppe, die Unterkünfte, Verpflegung und Programme vor Ort organisierte.
„Zentral ist das Einlassen auf die Menschen, Dinge und Gegebenheiten, die gerade da sind“, erklärt Johannes Lampert, Projektleiter und Jugendarbeiter der Jungen Kirche Vorarlberg. Die Reise ist ein Kooperationsprojekt der Jungen Kirche Vorarlberg, der OJA Rankweil und der OJA Feldkirch (Graf Hugo).

Lampert hebt hervor, dass es bei der Reise darum geht, die Schönheit des einfachen Lebens zu erkennen. In einer durchgeplanten und digitalen Welt bietet das Projekt eine Möglichkeit, Momenterkenntnis und Vertrauen in gemeinsame Entscheidungen zu fördern.

Für Projektleiter Johannes Lampert liegt der Wert von „Ziellos“ in den entstehenden Verbindungen: „Die Reisenden kommen immer wieder in Berührung, reisen weiter und bleiben durch das gemeinsame Abenteuer oft über Jahre hinweg in Verbindung.“


