Der Countdown für den Getränkepfand läuft: “Einen noch größeren Blödsinn gibt es nicht”

Ab 1. Jänner ist Österreich Einwegpfand-Land. Viele kleinere Betriebe sind skeptisch.
Dornbirn, Bregenz, Lauterach Die Vorfreude von Johannes und Christof Egger hält sich schwer in Grenzen. „Einen noch größeren Blödsinn als das, gibt es glaube ich nicht“, sagt Johannes Egger, der gemeinsam mit seinem Bruder den Egger Grill in Dornbirn betreibt.
Am 1. Jänner 2025 wird in Österreich das Pfandsystem für PET-Flaschen und Metalldosen eingeführt. Jeder, der dann ein Getränk in einer Einwegverpackung mit Pfandlogo kauft, muss 25 Cent Pfand bezahlen. Zurückgegeben werden können die Flaschen und Dosen laut Recycling Pfand Austria grundsätzlich überall dort, wo die Getränke verkauft werden – also auch bei Imbissständen. „Wo tust du es hin, wie fährst du es weg“, fragt sich Johannes Egger. „Du brauchst einen Lagerplatz, du musst die Kassa umstellen, du musst die Speisekarte ändern, du musst viermal öfter ins Metro fahren oder dorthin, wo du deine Dosen und Pfandflaschen zurückbringst. Ökologisch ist das meiner Meinung nach der größte Quatsch. Jeder redet von Umweltschutz und jetzt kannst du Luft umherfahren“, ärgert er sich.

Michael Andres von Andres Getränke in Bregenz ist ebenfalls skeptisch. „Die Flaschen nach Tirol oder wo auch immer zurückzuschicken, unzerdrückt, damit man sie zählen kann, ist für mich nicht wahnsinnig nachhaltig“, hält er fest. Der 46-Jährige hat sich aufgrund der hohen Investitionskosten vorerst für eine händische Rücknahme entschieden. Da bis 31. März 2025 Getränke noch in Flaschen und Dosen ohne Pfandlogo abgefüllt werden dürfen und bis 31. Dezember 2025 verkauft werden dürfen, rechnet Andres vor allem in der Anfangszeit mit einem deutlichen Mehraufwand. „Das Auseinanderklauben wird schon ein wahnsinniger Aufwand, weil du wirklich jede Flasche in die Hand nehmen musst“, unterstreicht er. Was den Getränkehändler ebenfalls stört, ist “dass ein paar Sachen einfach nicht bis zum Ende gedacht sind. Zum Beispiel das mit den Getränkeautomaten. Da wälzt man dann die Arbeit auf andere ab.”

Adeg-Kaufmann Wolfgang Beer hatte Glück. Als der 53-Jährige Anfang des Jahres die ehemalige Billa-Filiale in Lauterach übernommen hat, war bereits ein pfandtauglicher Leergutautomat vorhanden. Große Investitionen sind Beer damit erspart geblieben. Die Einführung des Einwegpfands beschreibt er dennoch als ein herausforderndes Thema. “Es ist sicher eine gewaltige Umstellung für die Betriebe, aber auch für die Kunden. Ich denke, dass es schon noch das eine oder andere Problem geben wird. Man merkt auch im Hintergrund, dass es eine große Challenge ist, bis alles funktioniert und bis die Industrie so weit ist, dass alle Dosen und Flaschen dahingehend umgestellt sind, dass sie der Automat auch erkennt”, sagt Wolfgang Beer und ergänzt: “Aber de facto ist es so wie es ist, man muss das Thema annehmen.”

Johannes und Christof Egger haben noch keine endgültige Lösung für das Pfanddilemma gefunden. Was den beiden Kopfzerbrechen bereitet, ist nicht nur der begrenzte Platz im Imbisswagen. „Die Leute lassen den letzten Schluck immer drinnen und zerdrücken die Dosen“, fährt Johannes Egger fort. “Das ist alles mit Aufwand und Kosten verbunden und wer zahlt es? Niemand. Aber irgendwie müssen wir es lösen. Wir werden uns im Urlaub einmal Gedanken machen, wie wir das machen. Wenn wir am 13. Jänner wieder starten, dann haben wir hoffentlich ein Konzept und eine umgestellte Kassa. Du musst den Lagerplatz ja auch absperren, sonst ist alles weg”, unterstreicht der Grillprofi.

Bei Spar geht man davon aus, dass es einige Wochen dauern wird, bis die ersten Einweg-Pfandartikel im Laden erhältlich sein werden. Der Lebensmittelhändler hat österreichweit laut eigenen Angaben rund 60 Millionen Euro in die technische Ausstattung investiert. Insgesamt wurden 600 neue Leergutautomaten installiert. In Vorarlberg können die Pfanddosen und -flaschen ab Jänner an 84 Automaten zurückgegeben werden; an acht Standorten soll die Rücknahme händisch erfolgen. „Spar ist bereit. Die Vorbereitungen zum Start des Einwegpfands sind abgeschlossen“, teilt der Konzern in einer Aussendung mit.

Getränkehändler Michael Andres wird die PET-Flaschen und Dosen ab Jänner in den eigens dafür vorgesehenen, großen Säcken sammeln, die dann, wenn sie voll sind, von der Recycling Pfand Österreich abgeholt und zur nächsten Zählstelle gefahren werden. Dass sich der Aufwand, der betrieben wird, in viel mehr recyceltem Plastik niederschlägt, glaubt er nicht. „Meiner Meinung nach ist sowieso schon relativ viel zurückgekommen. Aber ja, wir werden das irgendwie machen, es wird sich irgendwie einspielen und dann ist es halt wieder etwas, was zu tun ist“, merkt er an.
Während es bei den Rücknahmeautomaten keine Einschränkungen gibt, müssen Verkaufsstellen mit manueller Rücknahme nur jene Gebinde zurücknehmen, die sie Geschäft verkaufen. Der Lustenauer Getränkehändler Bodé nimmt an, dass ihn das neue Pfandsystem nicht tangiert. „Für die Rückgabe ist der Letztverbraucher verantwortlich. Wo er die leeren Flaschen hintut, ist uns egal. Wir haben unser Lager mit PET-Flaschen fast ausverkauft und sukzessive alles auf Glas umgestellt. Wenn jemand unbedingt PET haben will, dann muss er sich selbst darum kümmern, wo er das Leergut hintut“, meint Seniorchef Erich Bodé.
Daten und Fakten zum Getränkepfand
- Ab 1. Jänner 2025 wird auf Kunststoffflaschen und Metalldosen mit einem Fassungsvermögen von 0,1 bis 3 Litern ein Pfand von 25 Cent pro Verpackungseinheit eingehoben.
- Das Pfand wird bei der Rückgabe vollständig erstattet.
- Ausgenommen sind Milchprodukte, Sirupe und medizinische Produkte.
- Die Pfandrückgabe muss überall dort möglich sein, wo entsprechende Gebinde angeboten (verkauft) werden.
- In Supermärkten und Geschäften stehen für Konsumenten Rücknahmeautomaten bereit. Nach Abgabe eines Leergebindes erstellt das Gerät – wie beim Mehrwegpfand – einen Pfandbon, der direkt an der Kasse eingelöst werden kann.
- Wichtig: Gebinde müssen leer, nicht zerdrückt und mit einem lesbaren Etikett (inklusive Pfandlogo und Strichcode) retourniert werden.
- Eine Übergangsfrist gilt bis zum 31. Dezember 2025. In diesem Zeitraum werden Flaschen doppelt gekennzeichnet. Verpackungen ohne Pfand können während dieser Zeit weiterhin über den Gelben Sack entsorgt werden.