„Tischlein Deck Dich“ erweitert sich

In eigenen Läden sollen Lebensmittel günstig verkauft werden: Start in Bludenz.
SCHWARZACH. Die soziale Lage normalisiert sich. Das bedeutet nicht, dass es gar keine Menschen gibt, die finanziell zu kämpfen haben, im Gegenteil. Die Teuerung hat jedoch nachgelassen und daher sind es nicht mehr ungewöhnlich viele. Das zeigen Befragungen, die die Statistik Austria regelmäßig durchführt. Österreichweit und in Vorarlberg gaben zuletzt zwölf Prozent an, mit ihrem Haushaltseinkommen nur mit (großen) Schwierigkeiten zurecht zu kommen. Ende 2022, Anfang 2023, als die Inflationsrate vorübergehend zweistellig gewesen war, hatte es sich um fast die Hälfte mehr gehandelt.
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„Im Moment ist es ziemlich ruhig“, sagt Elmar Stüttler, Obmann des Vereins „Tischlein Deck Dich“, der landesweit Lebensmittel an Bedürftige ausgibt: „Man merkt, dass die Teuerung nicht mehr so stark ist.“ Viele Geflüchtete aus der Ukraine hätten außerdem Arbeit gefunden und seien daher nicht mehr auf Hilfe angewiesen.

Russ-Preis-Träger Stüttler sieht jedoch ein Problem: „Es gibt Leute, die schämen sich so sehr, dass sie nicht zu uns kommen.“ Ihnen will der Verein jetzt entgegenkommen und Läden eröffnen, in denen Lebensmittel um 40, 50 Prozent vergünstigt verkauft werden. „Wir haben uns solche Läden in Innsbruck, Graz und Kempten angeschaut. Dort funktioniert es. Wir wollen in Bludenz starten.“ Schon in wenigen Wochen soll es so weit sein.

Dass es nach wie vor Armut gibt, weiß man auch bei der Caritas. In der Praxis erlebt man dort laut Direktor Walter Schmolly, was die Statistik Austria ebenfalls festgestellt hat: Fast jeder fünfte Alleinerzieherinnen-Haushalt und Haushalt mit mehr als drei Kindern ist finanziell in Not: „In den Familien, denen wir heuer bisher helfen konnten, leben 2600 Kinder“, so Schmolly: „Das sind um knapp 400 mehr als im vergangenen Jahr.“ Bei der Christkind-Aktion der Caritas wird heuer 1200 Kindern im Land ein Wunsch erfüllt. „Als ich 2015 bei der Caritas begonnen habe, waren es um die 500“, so Schmolly.
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Die größte finanzielle Belastung eines durchschnittlichen Haushaltes stellen die Wohnkosten dar. 16, 17 Prozent der in Österreich und Vorarlberg Befragten bezeichnen sie als „schwer“. Auch das ist ein beträchtlicher Anteil, der vor zwei Jahren mit über 20 Prozent jedoch noch höher war. Eine gewisse Entspannung wird auch in Bezug auf Energiekosten wahrgenommen. Sie sind für 30 Prozent österreichweit und 22 Prozent in Vorarlberg nur leistbar, weil der Verbrauch verringert worden ist. Anfang 2023 hatten sich noch wesentlich mehr zu einer derartigen Einschränkung gezwungen gesehen.
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„Die Energiekosten waren 2024 aufgrund der niedrigeren Preise für Haushaltsenergie nicht mehr so ein dominantes Thema“, bestätigt Schmolly. 2025 werden die Strompreise jedoch steigen. Dann werde es möglicherweise wieder ein größeres Problem werden. Seitens der Politik würden dann „punktgenaue“ Entlastungen nötig werden. Die Caritas werde mit einem „Energiespar-Check“ und dem finanziellen Unterstützungsangebot „Energiesparen im Haushalt“ helfen.