Schon wieder: Wärmstes Jahr!

Vorarlberg / 08.01.2025 • 10:18 Uhr
Schon wieder: Wärmstes Jahr!

Ja, da gibt es jetzt ein Dé­jà-vu. Letztes Jahr im Jänner hatte diese Kolumne denselben Titel. Da bezog ich mich auf 2023. Und jetzt ist auch 2024 das wärmste Jahr, noch wärmer als 2023. Und zwar österreichweit gesehen mit Abstand, wie Alexander Orlik (Geosphere Austria) erklärt: „Im Vergleich zur Klimaperiode 1961 bis 1990, die von der globalen Erwärmung noch nicht so stark betroffen war, liegt das Jahr 2024 im Tiefland um 3,1 Grad über dem Mittel und auf den Bergen um 3,0 Grad.“ (2023: 2,5 Grad und 2,2 Grad). Extremwetterereignisse gab es auch jede Menge. In Niederösterreich etwa regnete es in fünf Tagen über 400 l/m2. Hochwasser mit verheerenden Auswirkungen inklusive monatelanger Sperrung der Westbahnstrecke war die Folge. In Wien gab es eine neue Höchstzahl an Hitzetagen, also Tagen, an denen die Temperatur auf mindestens 30°C steigt, und zwar 52. Tropennächte (Tiefsttemperatur sinkt nicht unter 20°C) gab es mit 53 sogar mehr. Und in Valencia in Spanien sind innert acht Stunden knapp 500 l/m2 Regen gefallen. Mit katastrophalen Auswirkungen und vielen Toten.

„Diesen Teufelskreis müssen wir stoppen, wenn wir eine lebenswerte Zukunft haben wollen.“


Für 2024 hatte ich mir „adäquate strukturelle Reaktionen auf die Klimakrise“ gewünscht. Das blieb unerfüllt. Mittlerweile wissen wir nach gescheiterten Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS, dass es ein riesiges Budgetloch zu stopfen gilt. Ob da noch überhaupt Geld für die Klimakrise übrig bleibt? Wirtschaft und Konjunktur sind gerade viel wichtiger. Dabei schließen sich Klimaschutz, Anpassung und Konjunkturbelebung gar nicht aus. Denn eine aktuelle Studie des Wegener Center Graz im Auftrag des Klima- und Energiefonds zeigt, dass Klimaschutz und Anpassung volkswirtschaftliche Vorteile bringen, ja sogar ein Konjunkturmotor sein können.


Dazu kommt, dass eine intakte Umwelt die Grundlage unseres Lebens, und damit auch unseres Wirtschaftens und Zusammenlebens ist. Jetzt weiter zu zögern verschleppt die schon mehr als dringend nötigen Maßnahmen beim Klimaschutz und bei der Anpassung an die Klimakrise. Mit fortschreitender Klimakrise werden aber die nötigen Maßnahmen immer radikaler. Dadurch sinkt die Akzeptanz rapide. Scheinklimaschutz, wie Reinhard Steurer, Klimapolitikwissenschafter an der BOKU, sagt, und Scheinanpassung sind eine Folge. Politisches Ignorieren eine andere. Dadurch werden aber wiederum die Auswirkungen immer dramatischer. Ein Teufelskreis.


Diesen Teufelskreis müssen wir stoppen, wenn wir eine lebenswerte Zukunft haben wollen. Es geht um unsere Wertehaltung, also um die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen: In der Politik und beim Klima.

Der Vorarlberger Simon Tschannett ist Meteorologe und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Stadtklimatologie.