Talsohle im Wohnbau erreicht

Vorarlberg / 20.01.2025 • 09:13 Uhr
Bericht zur Baustelle im Zentrum in Egg Bürgermeister Dr. Paul Sutterlüty
Vorerst geht es eher in den Umbau. Und überhaupt: „Von einem Aufschwung kann definitiv noch keine Rede sein”, so Wolfgang Amann Foto: VN/Paulitsch

Zahl der Baubewilligungen hat sich stabilisiert: Zinssenkungen machen sich bemerkbar.

SCHWARZACH. „Die Talsohle ist erreicht“, bestätigt der Wohnbauexperte Wolfgang Amann: Von der Statistik Austria sind gerade Angaben zu den Baubewilligungen im dritten Quartal des vergangenen Jahres vorgelegt worden. Demnach gab es in Vorarlberg grünes Licht für die Errichtung von 524 Wohnungen. Das bedeutet, dass es zu einer Stabilisierung gekommen ist. Allerdings ist das auf einem sehr niedrigen Niveau der Fall: Im vierten Quartal 2021 hatte es sich mit 1441 um ein Vielfaches davon gehandelt. Das war ein Rekord. Unmittelbar danach kam es zum Einbruch. Hauptgründe: Explodierende Baupreise und explodierende Finanzierungskosten, Stichwort Zinsen. Für sehr viele Menschen ist Eigentum dadurch unerschwinglich geworden.

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Die Krise ist jetzt mit dem Erreichen der Talsohle noch nicht vorbei, macht Amann, der das „Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen“ betreibt, klar: „Von einem Aufschwung kann definitiv noch keine Rede sein. Die Notlage von vielen Bau- und Immobilienbetrieben wird noch eine Weile andauern.“

Die Baupreise sind zuletzt kaum noch gestiegen und die Zinsen sogar gesunden. Seit einem Dreivierteljahr würden sie zurückgehen, so Amann: „Erwartbar wäre gewesen, dass die Kauflaune rasch wieder aufkommt. Sie ist jedoch mehr als bescheiden geblieben.“ 

Wolgang Amann
„Früher hat man gesagt, ein Grund sei ein Grund zum Bauen. Heute ist ein solcher für viele Menschen unerschwinglich geworden”, analysiert Wolfgang Amann. Foto: IIBW

Die Auswirkungen sind gering, aber feststellbar: Laut Nationalbank ist das Volumen der Kredite, die von privaten Haushalten für Wohnbauzwecke aufgenommen werden, in den vergangenen Monaten wieder etwas größer geworden. Wolfgang Müller, Vorarlberg-Vertreter des Bauträgers „Swietelsky“, berichtet, dass „wieder mehr Neubauwohnungen verkauft werden“.

Amann hätte sich mehr erwartet: „Die Kaufkraft ist ja mittlerweile stark gestiegen, auch real. Sie kommt vorderhand jedoch im Tourismus und in der Gastronomie an.“ Abgesehen davon werde kräftig gespart: „Für Großinvestitionen wie Immobilien fehlt noch ein Anstoß.“ In der Baubranche gehe man von einem Aufschwung erst im Jahr 2026 aus.

Weniger Neu-, mehr Umbau

Bemerkenswert sind derweil Verschiebungen: Laut Statistik Austria gab es von Jänner bis September 2024 in Vorarlberg deutlich weniger Bewilligungen im Neubaubereich als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (2023). Es sind jedoch deutlich mehr Umbauten genehmigt worden; mit 480 Wohnungen in diesem Segment nämlich um ein Viertel mehr.

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„Tendenziell geht es in diese Richtung“, analysiert Amann im Gespräch mit den VN und nennt Erklärungen: „Früher hat man gesagt, ein Grund sei ein Grund zum Bauen. Heute ist ein solcher für viele Menschen unerschwinglich geworden. Wenn sie die Möglichkeit haben, schaffen sie sich daher Wohnraum in einem bestehenden Gebäude.“ Dazu komme, dass es von älteren Generationen geschätzt werde, wenn Kinder und Enkelkinder in der Nähe sind. Dem lasse sich damit ebenfalls gerecht werden, sofern die Eltern oder Großeltern ein Eigenheim besitzen, in dem zum Beispiel ein Dachbodenausbau möglich ist.