So wird der islamische Friedhof inzwischen angenommen

Nach einem eher verhaltenen Start füllt sich der islamische Friedhof in Altach.
Altach Oft schmückt ein Spielzeugauto oder Bastelarbeiten ein Grab: Auch zwölfeinhalb Jahre nach der Eröffnung dominieren am islamischen Friedhof in Altach die Kindergräber. Doch immer mehr Gräber erinnern an Menschen, die in den 1930ern, 40ern und 50er-Jahren auf die Welt kamen. Während sich manche seit Jahren mit hölzernen Grabkennzeichnungen begnügen, sind andere Gräber in edlen Stein gehüllt.

Im Sommer 2012 eröffnete der islamische Friedhof in Altach als erst der zweite seiner Art in Österreich. Damals starben pro Jahr an die 60 bis 80 Angehörige der islamischen Konfessionen allein in Vorarlberg, der Friedhof ist für in Vorarlberg lebende Gläubige aller Nationalitäten offen. Doch schnell zeigte sich: Gerade die erste Generation will im Lande der Vorfahren ihre letzte Ruhe finden. Auch für die nachfolgenden Generationen, seien die Wurzeln nun in der Türkei, Bosnien oder ganz woanders, wird die Frage der Grablegung auch zu einer Frage, was man als Heimat verstehen will.

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Inzwischen 200 Gräber belegt
“Dass diese Einrichtung so besteht, ist keine Selbstverständlichkeit – gibt es doch in Österreich nur zwei Einrichtungen dieser Art”, betont Altachs Bürgermeister Markus Giesinger. Nicht nur daran zeige sich die besondere Bedeutung der Friedhofsanlage für das Zusammenleben der Menschen in Vorarlberg: “Es ist für mich wichtig und wertvoll festzustellen, dass dieser Friedhof seit seiner Eröffnung eine sehr große Akzeptanz in der Bevölkerung hat – und zwar quer über alle religiösen Glaubensgemeinschaften hinweg.”
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Nun, bald 13 Jahre nach der Eröffnung der Bestattungsstätte, waren mit Stand 31. Dezember 2024 insgesamt 198 der 728 Gräber belegt. “Die Entwicklung der Bestattungen ist also relativ konstant”, interpretiert der Altacher Bürgermeister die Entwicklung. Die meisten Bestattungen gab es 2020 mit 26 Grablegungen. Dies war wohl auch den Reisebeschränkungen aufgrund der Pandemie geschuldet. Doch auch in den vergangenen beiden Jahren waren es mit 19 und 21 Grablegungen weit mehr als vor der Pandemie.
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“Grundsätzlich ist die Akzeptanz sehr hoch, es besteht aber natürlich Wahlfreiheit für die Verstorbenen bzw. die Angehörigen, ob eine Bestattung am islamischen Friedhof oder eine Überführung ins Heimatland durchgeführt wird”, betont Giesinger. Hinzu gibt es noch die theoretische Möglichkeit, sich auf einem von der Wohngemeinde betreuten Friedhof ungeachtet der Konfession bestatten zu lassen.

Jahrelange Suche
Der islamische Friedhof in Altach entstand nach jahrelanger Suche nach einem geeigneten Grundstück. 2006 beschloss die Gemeindevertretung von Altach einstimmig den Verkauf des 8500 Quadratmeter großen Grundstücks an den Gemeindeverband zur Schaffung des Friedhofs. Der Kaufpreis betrug damals 110.000 Euro. Der Friedhof wurde zuerst von einem Trägerverein gepachtet, seit 2010 hat die Gemeinde Altach die Trägerschaft inne.

Die Anlage verfügt über einen Aufbahrungsraum, einen Waschraum für die rituelle Waschung, einen überdachten Bereich für die Verabschiedung der Toten und einen Gebetsraum.
