Abschusskontrolle im Schindlersaal: Die Jäger legen ihre Ernte vor

Vorarlberg / 28.03.2025 • 16:16 Uhr
Abschusskontrolle im Schindlersaal: Die Jäger legen ihre Ernte vor
Die Trophäen aus dem Jagdgebiet Halden werden per Pickup angeliefert. VN/GER

Die Jäger aus dem Bezirk Bregenz zeigen die Trophäen des abgelaufenen Jagdjahres in Kennelbach.

Kennelbach Jäger aus dem Bezirk Bregenz haben an diesem Freitag vor allem ein Ziel: den Schindlersaal in Kennelbach. Hier findet an diesem Wochenende die alljährliche Hegeschau des Jagdbezirks Bregenz statt. „Der eigentliche rechtliche Rahmen für die Veranstaltung ist die Abschusskontrolle“, erläutert Gernot Heigl, Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft. „Die Jäger bekommen einen Abschussplan, der erfüllt werden muss. Jene Tiere, die keine Trophäe tragen, müssen direkt nach dem Abschuss, im Idealfall noch warm, dem Kontrollorgan vorgelegt werden. Die Trophäen von allen anderen Tieren müssen am Ende des Jagdjahres hierher gebracht werden.“

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Gwendolin Rupp vom Revier Schwarzenberg 6.

Am Freitag werden die Trophäen von den Jägern angeliefert. Während Gwendolin Rupp die Trophäen vom Revier Schwarzenberg 6 in einer Kartonsteige vom Auto zum Schindlersaal trägt, fährt das Jagdgebiet Halden mit einem Pickup beim Eingang vor. „Wir haben zirka 18 Hirschtrophäen dabei, das ist schon ein Haufen“, berichtet der Fahrer.

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Die Bewertungskommission bei der Arbeit.
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Jede Trophäe wird geprüft.
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In einem Raum in der Nähe des Haupteingangs sitzt die Bewertungskommission. Die Mitglieder sind von der Behörde bestellt worden. Die Reviere werden, so wie sie eintreffen, nacheinander aufgerufen. „Im Abschussplan ist ganz genau vorgegeben ist, was zu schießen ist, oder was geschossen werden darf. Jeder Abschuss ist bei der Behörde gemeldet. Die Expertenrunde fällt das Urteil über jeden Abschuss“, erläutert Heigl. War es die richtige Wildart? Wie alt war das Tier? War es alt genug?

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Gernot Heigl ist Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft.

Bei der Gams und beim Steinbock kann das Alter an den Ringen am Gehörn abgezählt werden. Je höher die Tiere überwintern, desto feiner sind sie. Beim Hirsch und Rehbock bestimmen die Experten das Alter anhand des Zahnabschliffs. Andreas Schatz, Sachverständiger und Fachgutachter für Zahnschliffe beim Wild, führt stichprobenartige Qualitätskontrollen durch. „Er nimmt einen Zahn heraus, schleift ihn, sieht die Zementschichten und kann dann genau feststellen, wie alt das Tier tatsächlich war. Es ist sehr selten, dass die Bewertungskommission einmal um ein Jahr daneben liegt“, berichtet der Jägerschaft-Geschäftsführer. Damit keine Trophäe ein zweites Mal vorgelegt werden kann, wird jede nach der Bewertung angebohrt und damit entwertet.

Hin und wieder zücken die Mitglieder der Kommission ein kleines Büchlein. Das sogenannten Hirschbuch. Darin sind Fotos von allen Abwurfstangen, die die Jäger jedes Jahr sammeln, zu sehen. “Jeder ältere Hirsch ab zirka sieben Jahren ist in diesem Buch abgebildet. Daneben steht sein Alter, wo er lebt und wie er heißt”, erläutert Gernot Heigl. Wer ein zu junges Tier geschossen hat, muss eine Verwaltungsstrafe zahlen, hinzu kommt eine Strafe der Hegegemeinschaft.

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Ein präperierter Steinbock.
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Das Alter einer Gams kann an den Ringen am Gehörn abgezählt werden.

Einen Raum weiter werden Medaillen vergeben. Mario Bär aus Au und seine Kollegen vermessen die Gehörne und Geweihe. Bei den einen zählen Höhe, Auslage, Umfang, Länge und Alter. Bei den anderen Gewicht, Höhe und Schönheitsmerkmale wie Farbe, Perlen und Rosen. „Alles zusammen ergibt eine Punktezahl, und dafür gibt es Medaillen“, schildert Mario Bär.

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Von Mario Bär gibt es Medaillen.
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Je nach Region, in der das Tier überwintert, sind die Ringe unterschiedlich fein.
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Ob es für diese Geweihe eine Medaille gibt?
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Markus Broger gibt die Punkte in den Computer ein.

Oben im Saal werden, geordnet nach Wildregionen, die bereits bewerteten Trophäen aufgehängt. Am Schluss sind es knapp 1500 Stück. „Das Alter zu erheben ist deshalb so wichtig, damit wir genau wissen, was mit dem Wild draußen los ist. Am Ende des Tages wissen wir ganz genau, wie alt jedes einzelne Tier war und können zurückrechnen, wie es um die Population steht“, führt Gernot Heigl aus.  

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Oben im Saal werden die Tropäen aufgehängt.
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Am Samstag findet die eigentliche Veranstaltung mit Bezirksversammlung und Fachvorträgen statt. Auf dem Jägermarkt sind die Geschäftsstelle der Vorarlberger Jägerschaft, der Zahnschliff-Sachverständige Andreas Schatz, Deuring Jagd und Outdoor, der Kunst- und Klingenschmied Johannes Neumayer und der Sunnahof der Lebenshilfe mit einem Stand vertreten.

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Lukas Höck, Leiter der Tischlerei beim Sunnahof und Hannes, der einen integrativen Arbeitsplatz im Sägewerk Mündle in Satteins hat, betreuen den Stand.

„Wir haben aus Gegenständen, die wir mit unseren Leuten in der Werkstatt fertigen, ein Paket zusammengestellt, das Jäger und Jagdpächter interessieren könnte. Darunter sind einfache Schneidebretter, genauso wie Vogelhäuschen, Salzlecken und Ofenanzünder“, erzählt Sunnahof-Geschäftsführer Christian Zangerle. Hannes ist am Sunnahof der Mann an der Säge. „Das Material von den Obstkisten ist zu 50 Prozent durch Hannes‘ Hände gegangen“, unterstreicht Tischlereileiter Lukas Höck. „Ich weiß nicht“, sagt Hannes und lacht.

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Christian Zangerle ist Geschäftsführer des Sunnahofs und selbst Jäger.
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Abschusskontrolle im Schindlersaal: Die Jäger legen ihre Ernte vor
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Die Ofenanzünder des Sunnahofs. „Wir haben Eierschachteln, die man uns immer wieder zurückbringt, die wir aus hygienischen Gründen aber nur einmal verwenden dürfen. In Kombination mit Abfällen aus der Tischlerei und mit Wachresten machen wir daraus Ofenanzünder“, erläutert Geschäftsführer Christian Zangerle.