“Tierisch interessant”: Aus dem Liebesleben der Katzen

Vorarlberg / 29.03.2025 • 10:00 Uhr
Tierisch interessant Miez Katze
Valentin (10), Mirijam (8) und Magdalena (5) aus Hörbranz mit Kater Maxi. VN/Serra

Heftige Raufereien und perfide Eroberungsspielchen: Was zwischen Katze und Kater abläuft, ist phänomenal. 

Tanja Warter

Hörbranz Kurz vorweg: Wer in Vorarlberg eine Katze oder einen Kater hält und dem Tier Auslauf gestattet, muss es kastrieren lassen. So schreibt es das Tierschutzgesetz vor, weil das Leid zahlloser unerwünschter Katzenbabys anders nicht in den Griff zu bekommen ist.

Tanja Warter Tierisch interessant
Tanja Warter ist Tierärztin und kommt aus Bregenz.

Ich höre schon Ihren Einwand, dass die Katzen dann ja irgendwann aussterben würden. Theoretisch ja, aber wenn es eines Tages so weit kommen sollte, könnte das Gesetz auch wieder gelockert werden. Derzeit sind wir meilenweit davon entfernt. 

Tierisch interessant Miez Katze
Ab März wird sie die Katze in regelmäßigen Abständen rollig (so nennt man eine liebestolle Katze) und verhält sich dann teilweise sehr seltsam.

Unabhängig davon ist das Paarungsverhalten von Mieze und Mikesch so einzigartig wie faszinierend – und hält allerlei Tücken bereit. Eine davon: Der Kater kann grundsätzlich immer, die Katze hingegen macht im Winter eine sexuelle Pause. Ab März wird sie in regelmäßigen Abständen rollig (so nennt man eine liebestolle Katze) und verhält sich dann teilweise sehr seltsam. Sie faucht beim Streicheln, wackelt mit dem Hinterteil, wälzt sich auf dem Boden und maunzt lautstark.  

Tierisch interessant Miez Katze

Senden Katzen im Frühling erste Liebessignale aus, beginnen unter den (unkastrierten) Katern hitzige Gefechte. Viele erleiden in dieser Zeit blutige Verletzungen und Bisse am ganzen Körper. Nachvollziehbar wäre dieses männliche Spektakel zumindest dann, wenn es bei den Damen der Schöpfung gut ankäme, wenn also der Sieger  – so wie bei den Hirschen – zum Auserwählten gekürt würde. Dem ist aber nicht so, denn die paarungsbereite Katze lässt es völlig kalt, wer als tollster Hecht aus dem Ring steigt. Nicht selten entscheidet sie sich nach einem erbitterten Kampf der Titanen für den Kleinsten und Schmächtigsten der Rivalen, und die Muskelprotze haben das Nachsehen. 

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Damit ist die Eroberung der samtpfötigen Prinzessin noch längst nicht abgeschlossen. Jetzt beginnt sie mit einem speziellen Spielchen: Sie bleibt stets in der Umgebung des Verehrers, springt aber mehrere Meter weit weg, wenn er zu nahe kommt. Dann lockt sie ihn erneut zu sich – und geht bei Annäherung wieder auf Abstand. So kann es tagelang gehen. „Kokettier-Flucht“ nannte der berühmte Katzenforscher Paul Leyhausen dieses Gehabe. Sie macht die Vorgaben, er muss folgen. Oder besser gesagt, er darf folgen. Hat da gerade etwa jemand gesagt, das käme ihm bekannt vor?

Tierisch interessant Miez Katze

Ist die Kätzin schließlich definitiv bereit, zur Sache zu kommen, legt sie sich mit dem Bauch flach auf den Boden, zieht den Schwanz zur Seite und zappelt mit den Hinterbeinen. Der Kater klettert auf sie und packt sie mit seinen spitzen Zähnen im Nackenfell. Der Akt selbst dauert nur wenige Sekunden. Plötzlich schreit die Katze laut auf, dreht sich schlagartig um und versetzt dem Kater kräftige Hiebe mit ihren Pfoten. Auch das hat einen Hintergrund, der von Mutter Natur sehr speziell eingerichtet wurde: Der Penis des Katers hat Widerhaken. Wenn er ihn aus der Vagina zurückzieht, ist das für die Katze schmerzhaft. Dieser Schmerzimpuls hat wiederum seinen biologischen Sinn: Durch ihn wird der Eisprung bei der Katze ausgelöst. Eine Paarung zum falschen Zeitpunkt, also ohne folgende Schwangerschaft, gibt es im Reich der Katzen nicht.

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Es kommt noch besser: Die Katze kann sich schon wenige Stunden später einen weiteren Liebhaber suchen, mit dem sie sich auf ein weiteres, sehr schnelles Abenteuer ohne viel Werbung einlässt. So kommt es vor, dass Katzenbabys eines Wurfes von verschiedenen Vätern abstammen können. Man staunt.  

Die Serie „tierisch interessant“ wird unterstützt vom Land Vorarlberg