Bahnt sich eine grüne Revolution auf der Piste an? Das kann der neue Recycling-Ski von Head

Aus Alt mach Neu: Warum die Bretter nach dem Ende der Nutzungsdauer nicht mehr auf dem Müll landen.
Kennelbach Bislang ist es so: Man kauft einen Ski, fährt ihn ein paar Jahre und entsorgt ihn anschließend auf dem Müll. Das könnte sich in Zukunft ändern. Der Vorarlberger Skihersteller Head hat einen neuen Ski auf den Markt gebracht, der wiederverwendbar und wiederverwertbar ist.
Das Projekt ist vor rund fünf Jahren im Zuge der Diskussionen über Nachhaltigkeit entstanden – mit der Frage: Welchen Co2-Fußabdruck hinterlassen wir überhaupt mit der Produktion und wie können Emissionen eingespart werden? „Der gesamte Ski ist ein Mix aus verschiedenen Materialien, die ich nicht wirklich recyceln kann. Ich kann ihn nur schreddern und verbrennen. Die meisten Projekte, die wir gesehen haben, zielten darauf ab, wie die Materialien zum Recycling zurückgeführt werden können. Wir haben darüber hinausgedacht und uns gefragt: Wie kann ich so viel wie möglich wiederverwenden, ohne dass ich wieder zusätzliche Arbeit hineinstecke?“, erläutert Kai Hißbach, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung im Bereich Ski. Das Ergebnis nennt sich Head Renew.

Ein Ski hat bis zu 30 Bauteile. Nicht alle werden beim Gebrauch in Mitleidenschaft gezogen. „Wir haben in der Entwicklung festgestellt, dass das Innenleben noch dieselben Eigenschaften hat wie bei einem neuen Ski. Die Überlegung war daher, wie wir den Ski bauen können, damit wir die Teile, die verschleißen, separat trennen können und den Rest wiederverwenden können”, führt der Entwicklungschef aus. Der Ski wurde in der Dauertestanlage insgesamt fünf Skileben lang unter verschiedenen klimatischen Bedingungen bewegt. Auch die Tester haben laut Head keinen Unterschied bemerkt.

Das Renew-Modell besteht aus 21 Bauteilen, für den überarbeiteten Ski werden nurmehr zehn Bauteile benötigt. Innen befindet sich ein Holzkern mit Glasfaser-Verstärkung. Damit die Verschleißteile wie Oberfläche, Kanten, Belag, Spitzenbügel oder Spitzenprotektor gelöst werden können, ohne dabei den Holzkern zu zerstören, wurde das Epoxidharz durch ein anderes Klebesystem ersetzt. “Die Teile, die wiederverwendet werden, sind in der Herstellung sehr abfallintensiv. Beim Fräsen des Holzkerns fallen rund Zweidrittel Abfall an, der bei jeder Erneuerung nicht anfällt. Das Gleiche gilt für die Glasfaserbauteile, die mit Epoxidharz verpresst werden”, verdeutlicht Kai Hißbach.
Neu aufgebaut werden musste auch das Vertriebsnetz. Wohin werden die Ski zurückgeschickt? Wie werden sie verschickt? „Das Modell funktioniert nur, wenn wir die Ski wieder zurückbekommen. Es macht aber auch keinen Sinn, einen Ski von den USA in unsere Fabrik nach Kennelbach zu schicken“, verdeutlicht Christian Hengge, Vertriebs- und Marketingchef der Skiabteilung. Seit Ende Februar ist der Ski im Head-Onlineshop erhältlich. Wer einen gebrauchten Renew-Ski zurückschickt, bekommt einen 100-Euro-Gutschein. „Wir wollen Erfahrungswerte sammeln“, sagt der Vertriebs- und Marketingverantwortliche.

Großes Potenzial sehen die Skiexperten im Verleih. Es soll auch nicht bei einem Modell bleiben. Geplant sei, das System auszuweiten. Außerdem sollen spezielle Designs für Händler möglich werden. Hengge: „Es kommen viele Anfragen aus den verschiedensten Ländern, gerade in Frankreich ist das Thema interessant. Von einer anderen Marken, für die wir produzieren, wird es wahrscheinlich einen Kinderski geben.”
In den Head-Werken in Kennelbach und Budweis werden in einer Saison rund 500.000 Paar Ski produziert. Eine Analyse von Green Vision Solutions hat ergeben, dass der Co2-Ausstoß mit dem Renew um 26 Prozent verringert wird. “In der Kalkulation ist auch Rücktransport enthalten. Der Anteil ist allerdings marginal. Den Hauptimpact haben die Rohmaterialien”, ergänzt Christian Hengge.