Junge entfernen sich von Eigentum

Immer mehr leben in Miete und sehen schlechte Chancen, dass sich das jemals ändern wird.
SCHWARZACH. Die Eigentumsquote sinkt weiter. Das bedeutet im Endeffekt, dass immer weniger Menschen ein Haus oder eine Wohnung besitzen. „Statistik Austria“ hat gerade neue Zahlen vorgelegt: Im vergangenen Jahr handelte es sich in Vorarlberg um 55 Prozent der Haushalte. Allein seit 2014 ist der Anteil damit um fünf Prozentpunkte gesunken. Damals hatte er 60 Prozent betragen. Umgekehrt ist die Mietquote um drei Prozentpunkte auf 35 Prozent gestiegen. Daneben gibt es zum Beispiel noch unentgeltliche Wohnverhältnisse.
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„Vor allem bei Jüngeren geht die Eigentumsquote rasant nach unten“, erklärt Wolfgang Amann, geschäftsführender Gesellschafter des „Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen“: Bei ihnen sei der Anteil vor 15 Jahren noch bei knapp 40 Prozent gelegen. Heute befinde er sich „deutlich unter 30 Prozent“.
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Ein bisschen hänge das mit geänderten Lebensentwürfen zusammen, analysiert der Vorarlberger: „Dass man in weit höherem Alter in die Familiengründung geht und Eigentumsbildung meist erst dann erfolgt. Es hat aber natürlich auch mit der Preisdynamik zu tun. Sie ist bei Eigentum schon länger viel stärker als bei Miete. So lange die Zinsen niedrig waren, war das oft noch kein Problem. Jetzt, da die Zinsen höher und Kreditvergaberichtlinien verschärft sind, ist Eigentum für sehr viele jedoch unerschwinglich geworden.“
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Das hat Folgen: Bei einer Erhebung zur sozialen Lage hat „Statistik Austria“ festgestellt, dass vor allem 18- bis 29-Jährige schlechtere Chancen sehen als ihre Elterngeneration. Genauer: Ganze 85 Prozent orten ebensolche in Bezug auf die Bildung von Wohneigentum und 82 Prozent in Bezug auf leistbares Wohnen etwa.

Diese Einschätzung ist zunächst einmal subjektiv. Amann betont denn auch: „Ich würde vor einer Romantisierung der Vergangenheit warnen. Auch für unsere Elterngeneration war es schwierig, Eigentum zu bilden. Damals wurde ein Konsumverzicht betrieben, die für heutige Generationen unvorstellbar ist, gab es jahrelang keinen Urlaub, wurde fast alles gestrichen.“ Tatsache sei aber eben auch, dass Grund und Boden sowie Bauen in den vergangenen Jahren wesentlich teurer geworden sind und auch die Zinsen angezogen haben. Damit sei es wirklich wieder schwieriger geworden, zu Eigentum zu kommen.
Regierungspläne auf Bundes- und Landesebene, die von Kreditprogrammen für junge Menschen bis zur Förderung von Mietkauf-Modellen reichen, bezeichnet der Experte als Schritte in die richtige Richtung: „Es geht nur mit einem Bündel an Maßnahmen, eine allein wird nicht ausreichen, um die Entwicklung der Eigentumsquote umzudrehen.“

Grundsätzlich sei nicht „Eigentum hui und Mieten pfui“, so Amann. Beides habe Vor- und Nachteile. „Es ist aber wichtig, dass es gerade in jungen Jahren möglich ist, Eigentum zu bilden. Damit sind individuelle Vorteile verbunden. Wenn die Finanzierung einmal erledigt ist, ist der Wohlstand im Alter ganz anders abgesichert als bei einer Miete, die aus einer kleinen Pension bezahlt werden muss.“