Nachruf auf Karl Wohllaib: 99 Jahre Engagement und Gottvertrauen

Mit Karl Wohllaib verliert Thal eine prägende Persönlichkeit, die mit Weitsicht und Herzlichkeit Spuren hinterlassen hat.
Von Anita Bonetti
Sulzberg Karl Wohllaib verstarb am 22. März im hundertsten Lebensjahr. Die große Anteilnahme machte die Wertschätzung für seinen Einsatz sichtbar, den er zeitlebens für die Dorfgemeinschaft erbrachte.

Karl wurde 1925 in Thal als mittleres Kind der Thalerin Maria Wohllaib, geb. Wirthensohn, und Wendelin Wohllaib, einem aus Mindelheim zugewanderten Schmied, geboren. Er erlebte seine Kindheit eingebettet in eine lebendige Dorfgemeinschaft. In die Fußstapfen seines Vaters tretend, begann er nach der Pflichtschulzeit im Mai 1939 eine Lehre als Schlosser beim Seilbahnerzeuger Steurer in Doren.

1943 holte ihn der Krieg ein. Er hatte Glück: Nach einem kurzen Seegefecht geriet er in englische Kriegsgefangenschaft, die er auf der Sinaihalbinsel verbrachte. Erst im Dezember 1946 sollte er wieder heimatlichen Boden betreten. Die Zeit des Wiederaufbaus begann. Mit Innovationsgeist, Risikobereitschaft und unermüdlichem Einsatz widmete er sich dem Aufbau seines Unternehmens und führte es mit viel Einfühlungsvermögen für Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartner. Auch nach der Firmenübergabe an seinen Sohn 1991 blieb er aktiv und brachte bis ins hohe Alter Ideen und Erfahrung ein.

Sein Wirken beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Firma. Als Ortsvorsteher und Gemeindevertreter setzte er sich über 25 Jahre für die Menschen in Thal ein, bewahrte die Dorfschule in den 70er-Jahren vor der Schließung, war im Pfarrkirchenrat ein treibender Motor hinter der Renovierung der Kirche und Mitinitiator des Selbsthilfevereins, der sich zum Ziel gesetzt hatte, den kleinen Laden und das Gasthaus als soziale Drehscheibe für die Dorfbewohner zu erhalten. Sein soziales Engagement und sein Verantwortungsgefühl machten ihn zu einem Pfeiler des Dorflebens.

Musik war seine große Leidenschaft: Schon als Schulbub nutzte er die Gelegenheit, bei seinem Großvater, dem Kirchenchorleiter, auf dem Klavier zu klimpern, zudem erlernte er das Spiel auf der Handorgel. Über sechs Jahrzehnte war er Chorleiter und bis zuletzt als Tenor im Kirchenchor aktiv.
Er war ein Mann der leisen, aber wirkungsvollen Worte, ein zuverlässiger Freund, ein liebevoller Ehemann, ein wertschätzender Vater und ein zugewandter Großvater. Besonders stolz war er auf seine mehr als 60-jährige Ehe mit seiner geliebten Emmi, die ihm stets Rückhalt und Freude schenkte. Auch im hohen Alter blieb Karl aktiv, genoss den Austausch mit Familie und Freunden und pflegte seinen geliebten Garten.
Ende Jänner dieses Jahres stürzte Karl mit unerwarteten gesundheitlichen Folgen. Die letzten Wochen seines Lebens wurde er zu Hause von seiner Familie liebevoll umsorgt. Irgendwann meinte er: „Es ist genug” und schlief für immer ein.
Karl war ein Mensch, der mit wachem Verstand und großem Herz durchs Leben ging. Seine Liebe zur Arbeit, seine Offenheit für Neues, seine Hilfsbereitschaft, die Wertschätzung, die er allen Menschen entgegenbrachte, und sein Engagement bis ins hohe Alter machen ihn zu einem großen Vorbild. Sein unerschütterlicher Optimismus bleibt uns Mahnung und Inspiration zugleich. Karl hinterlässt eine Lücke, aber sein Geist bleibt lebendig in all denen, die er berührt hat.
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