Wildtierhilfe-Verein steht auf der Kippe

Vorarlberg / 11.04.2025 • 13:06 Uhr
Wildtierhilfe-Verein steht auf der Kippe
Viel Rückenwind bekommt die Wildtierhilfe Vorarlberg unter anderem von der Eulenhilfe Vorarlberg und Birdlife. VN/Paulitsch

Nach der Förderungsabsage für die neue Artenschutzstation steht der Verein selbst vor einer ungewissen Zukunft.

Göfis, Bregenz Wildtierhilfe-Obfrau Katharina Feurstein ringt um Worte. “Es ist ein Auf und Ab der Gefühle”, sagt sie. Die Absage der Förderungsmittel vom Land Vorarlberg hat die Obfrau des Vereins Wildtierhilfe Vorarlberg hart getroffen. Seit vielen Jahren kämpfen die diplomierte Tierpflegerin und ihr Team darum, eine offizielle Anlaufstelle für verletzte und verwaiste Wildtiere zu errichten. Vor wenigen Monaten schien das Projekt noch in trockenen Tüchern zu sein, ein Standort war gefunden, auch das Land Vorarlberg hat dem Verein eine jährliche Förderung in Höhe von 200.000 Euro zugesichert. Nun soll diese wie berichtet gekürzt oder gar ganz gestrichen werden.

Wildtierhilfe-Verein steht auf der Kippe
Während der Jungtiersaison hat die diplomierte Tierpflegerin alle Hände voll zu tun. Aktuell pflegt sie unter anderem ein Eichhörnchen gesund.

“Die Wildtierstation wird es leider nicht geben”, bedauert Feurstein. “Auch wenn noch Gespräche mit dem Land Vorarlberg laufen.” Die Kosten würden dem Verein über den Kopf wachsen. Zwar hatte eine private Stiftung aus Liechtenstein die Baukosten in Höhe von 900.000 Euro zugesichert – jedoch unter der Voraussetzung, dass auch die laufenden Betriebskosten durch öffentliche Fördermittel abgedeckt werden. Hinzu komme die gesetzliche Verpflichtung, einen Tierarzt zu beschäftigen. „Allein dafür fallen jährlich rund 25.000 Euro an – und darin sind weder Futtermittel noch Medikamente enthalten“, erklärt Feurstein. „Das ist für uns einfach nicht leistbar.“

Wildtierhilfe-Verein steht auf der Kippe
Zahlreiche Jungtiere, wie dieses Eichhörnchen, werden derzeit bei Katharina Feurstein gesund gepflegt.

Die vergangenen Wochen erlebte die Wildtierhilfe Vorarlberg eine Welle der Solidarität – nicht nur von den Oppositionsparteien, sondern vor allem von der Bevölkerung. “Es haben sich sehr viele Menschen bei uns gemeldet, sogar solche, die sonst nichts mit Tierschutz zu tun haben. Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen hinter dem Projekt gestanden sind.”

Wildtierhilfe-Verein steht auf der Kippe
Zahlreiche Unterstützungsaktionen gibt es für die Wildtierhilfe.

So habe etwa die Tierärztekammer im Rahmen einer Unterstützungserklärung ihren Unmut über die Situation zum Ausdruck gebracht. “Wildtiere landen oft in der Praxis, die ohnehin schon aus allen Nähten platzen.” Auch Tierärztin Dr. Andrea Lackner aus Nüziders, die seit vielen Jahren mit der Wildtierhilfe zusammenarbeitet, hätte sich die Station gewünscht. „Es wäre eine große Erleichterung gewesen, denn als Tierärzte dürfen wir bei Wildtieren nur sehr begrenzt helfen. Außerdem fehlt uns schlicht die Zeit. Es gibt mittlerweile viel zu wenige Tierärzte im Land, um das auffangen zu können.“ Dennoch gibt sie die Hoffnung nicht auf: „Vielleicht findet sich ja doch noch eine andere Lösung.”

Wildtierhilfe-Verein steht auf der Kippe
Viele Tiere landen während der Jungtierzeit bei den ehrenamtlichen Helfern.

Die Zukunft des Vereins steht angesichts der aktuellen Entwicklungen auf der Kippe, berichtet Katharina Feurstein. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht.“ Man habe eigens einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, der die Arbeit der Wildtierhilfe erstmals auf eine rechtlich fundierte Basis stellen sollte. „Und jetzt werden wir quasi dazu gezwungen, weiterhin im rechtlichen Graubereich in unseren eigenen vier Wänden weiterzumachen“, sagt sie enttäuscht. Seit 2015 kümmert sich die diplomierte Tierpflegerin ehrenamtlich um verletzte und verwaiste Wildtiere. “Wir müssen uns gut überlegen, wie und ob wir weitermachen. Wir haben so viele Anfragen, dass wir es einfach nicht mehr privat schaffen. Wir kommen jeden Tag fast an unsere Grenzen.”

Wildtierhilfe-Verein steht auf der Kippe
“Es ist gerade Jungtiersaison und das bedeutet für uns Hochsaison“, sagt Feurstein.

In Göfis springt derweil ein verwaistes Eichhörnchen quirlig durch die Wohnung von Katharina Feurstein. Es ist eines von vielen Jungtieren, um die sich die Wildtierhilfe-Obfrau aktuell kümmert. „Es ist gerade Jungtiersaison und das bedeutet für uns Hochsaison“, sagt sie. „Ich mache das mit Herzblut, aber irgendwann muss man sich sagen: Vielleicht soll es einfach nicht sein.“

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