Kolumne: Lieblingssorte Korsika

Bitte, es ist zum Ende des Brickerl-Eises schon viel gejammert, geklagt und geweint, aber noch nicht alles gesagt worden, denn ich habe noch gar nichts dazu geäußert. Ich sage: Schade ums Brickerl, weil es, wie für die meisten Nachruferinnen, das Eis meiner Kindheit war. Es hatte für kleine Kinder die richtige Größe, für budgetbeschränkte Haushalte den richtigen Preis und es war leicht verfügbar. 

Ich muss allerdings sagen, dass ich seit damals kein Brickerl mehr gegessen und mir nie selbst eins gekauft habe. Den Kindern ja, als sie klein waren, aber ich bin kein Fan von Schoko-Eis, meine Lieblingssorte heißt Korsika, und es gibt sie nur in dem einen italienischen Eissalon in der Wiener Josefstadt, vor dem sich die Menschen immer in Schlangen anstellen. Eine Kugel kostet ungefähr so viel wie ich weiß nicht wie viele Brickerl, aber hin und wieder gönn ich mir das, Feige-Cheesecake, ich schmelze. Daneben überstehe ich den Sommer gut, solange das Erdbeer Combino nicht eingestellt wird, das wäre mir wichtig, vielen Dank. Seit die Nachbarskinder im Dorf, die Jolly und Twinni bevorzugten, auch schon zu groß sind, um in der Nachbarschaft ein Eis abzustauben, habe ich nur noch ein paar Combino im Tiefkühler und eine Box Vanilleeis, das gibts zum Obstsalat mit Eierlikör. Meine süßen kulinarischen Bedürfnisse sind bescheiden, wie ihr seht. 

Apropos Schoko, während ich diese Kolumne schreibe, stehe ich immer wieder auf und rühre in einer Schüssel mit warmer Schokoglasur, um den Zeitpunkt nicht zu verpassen, an dem sie die richtige Konsistenz hat, um sie auf zwei Schokokuchen zu verteilen, die ich am Nachmittag gebacken habe. Die Kinder haben Geburtstag und wie fast immer verbringe ich den Abend davor damit, ihren Kuchen zu glasieren und zu dekorieren, diesmal sind es zwei. Die Kinder sind erwachsen und wohnen schon länger nicht mehr daheim, aber das kann kein Grund sein, ihnen keinen Geburtstagskuchen zu backen und mich daran zu erinnern, wie das war, als sie geboren wurden und wieviel Freude sie in mein Leben brachten. (An dieser Stelle möchte ich kurz an etwas anderes erinnern, nämlich dass ich euch in der letzten Kolumne ohne den Hauch eines Zweifels vorausgesagt habe, dass Österreich heuer den Song Contest gewinnen wird, und was hatte ich?, Recht hatte ich.) Die Kinder zu bekommen brachte auch Arbeit, Verpflichtungen, Lärm, Unordnung und ganz neue Sorgen in mein Leben, vor allem anderen aber Freude und Liebe, stetes Glück und Gelächter. Und viele Kuchen, die gebacken werden wollten, von diesen hier ist die Glasur jetzt gerade am Punkt, ich muss mich darum kümmern.