Fasziniert von der Farbe der Nacht

Christian Hofmann war als Kind schwer krank. Ein Wunder, dass er überlebt hat.
FUSSACH Die Farbe Schwarz umweht ein geheimnisvoller Mythos. Sie wird oft mit Nacht, Tod oder Melancholie assoziiert, aber auch mit Eleganz, Würde und Rebellion. Für Christian Hofmann ist Schwarz eine Haltung, eine Lebensweise. Der 49-Jährige gehört der Gothic-Bewegung an. Die Anhänger dieser ästhetisch orientierten Subkultur, die Goths, werden als friedlich, jedoch auch als unnahbar wahrgenommen. Und sie bevorzugen die Farbe Schwarz.

Das Reihenhaus, in dem Christian Hofmann mit seiner Frau Sibylle, Main-Coon-Katze Elli und Tigerkatze Luna wohnt, steht in Fußach. Auf der Fußmatte vor der Eingangstür ist zu lesen: „Welcome to the dark side“. Willkommen auf der dunklen Seite. Christian führt ins Wohnzimmer und gewährt nun Einblick in sein Leben.
Beinahe gestorben
Der Tag seiner Geburt war der 3. August 1975. Ein Sonntag. Er wuchs in Hard mit einem älteren Bruder auf. Christian ging in die zweite Klasse Volksschule, als er schwer erkrankte. Er litt an hohem Fieber, Kopfschmerzen, extremer Müdigkeit. Die Diagnose lautete Meningitis. Hirnhautentzündung. „Ärzte im Krankenhaus Bregenz gaben mich auf und rieten meinen Eltern, mich sterben zu lassen“, blickt er zurück. Der damalige Hausarzt der Familie Hofmann hingegen ließ den Jungen ins Spital nach St. Gallen in der Schweiz einweisen. „Dort haben sie mein Leben gerettet.“ Ein halbes Jahr wurde er in St. Gallen behandelt. Eine Tortur für den damals Achtjährigen: „Aber ich habe überlebt.“
„Wir reisen immer mit einem Koffer in Form eines Sarges. Dabei erleben wir amüsante Reaktionen.“
Sein beruflicher Weg führte ihn nach der HTL, Fach Maschinenbau, in eine Firma, die Kunststoff verarbeitet. Seine Stationen dort: Montage, Konstruktion, jetzt IT-Abteilung. Berufsbegleitend hat er die Ausbildung zum diplomierten Software und Webentwickler absolviert.

Ein Goth wurde er als Teenager. Doch Christian trug schon als Kind nur schwarze Kleidung. Dafür erntete er Spott. „Das passiert mir heute noch“, sagt er und lacht. Mittlerweile reagiert er gelassen darauf. Auf Fragen, wie, „wer ist denn gestorben?“ antwortet er mit stoischer Miene: „Noch niemand“.
Mit der Diplomkrankenschwester Sibylle ist Christian seit zwölf Jahren zusammen. Ihre erste Begegnung war virtuell – via Social Media. „Ich schrieb sie einmal an. Sie antwortete. Dann schrieben wir hin und her“, sagt Christian. Persönliche Treffen waren damals noch nicht möglich, weil Sibylle nach einer Operation in der Uniklinik Innsbruck lag. „Unser erstes Date hatten wir am 24. Dezember 2012 in Uwes Bierbar“, erinnert er sich. Geheiratet wurde am 24. Februar 2024. „Es war eine edle Gothic-Hochzeit“, schwärmt er, „Sibylle ist nämlich auch eine Goth“. Getraut wurde das Paar in der Villa Raczinsky in Bregenz. Anschließend wurde im Spannrahmen in Hard gehörig gefeiert. Dabei trug nicht nur das Brautpaar Schwarz, auch die Gäste hielten sich an den Dresscode „schwarze Kleidung“.

Christian und Sibylle sind auf fast jedem Gothic-Festival anzutreffen. An diesen besonderen Versammlungsorten treffen sich Goths aus aller Welt, hängen mit Gleichgesinnten ab. „Wir reisen immer mit einem Koffer in Form eines Sarges“, erklärt Christian. „Dabei erleben wir amüsante Reaktionen.“

Seine Gothic-Faszination ergänzt er mit zwei weiteren Leidenschaften: Das Mittelalter und die Pyrotechnik. Den Pyrotechnikerausweis besitzt er schon lange, zertifizierter Filmpyrotechniker ist er seit Ende Mai. In der Mittelalter-Szene gehört er zu den Schwertkämpfern: „Kampfkünste im Allgemeinen interessieren mich sehr.“
Wünsche? Christian Hofmann überlegt kurz. „Gesundheit“, fährt es aus ihm heraus. „Das ist das einzig Wichtige.“