Wasser in meinen Augen

Vorarlberg / 26.06.2025 • 14:58 Uhr
Bernd Oppl
Die Ausstellung von Bernd Oppl ” Strange Loops” ist bis zum 29. Juli 2025 im Bildraum Bodensee zu sehen. thomas schiretz

Bildraum Bodensee zeigt bis Ende Juli neueste Arbeiten von Bernd Oppl.


Bregenz Der in Innsbruck geborene Bernd Oppl studierte Malerei und Grafik an der Kunstuniversität Linz bei Ursula Hübner und Videoinstallation an der Akademie der bildenden Künste bei Dorit Margeiter. Erste Ausstellungen beinhalteten eine Schau in der Galerie Krinzinger in Wien und in der Neuen Galerie Innsbruck. Oppl ist nicht nur ein genialer Arrangeur und Kompositeur seiner selbst entworfenen Räume bzw. Habitate, sondern auch ein begnadeter Erzähler und er versteht es meisterhaft Klang, Bild und Objekt zu einer Einheit zusammenzuführen, die ihresgleichen sucht. Er weiß auf verblüffende Weise, sich seinen (künstlerischen) Weg zu bahnen, wie Wasser, das immer seinen Weg findet. Seine Formensprache ist konkret und präzise, seine Narrative sind vielschichtig und doppelbödig, sein Blick ist klar und weitsichtig. Beispielsweise entwickelt er in seiner Soundinstallation „Mäander“ (2024) ein Gesamtkunstwerk, eine Skulptur, bestehend aus dem legendären vintage NAGRA-Tonbandgerät, bekannt für seine Robustheit und hohe Aufnahmequalität, die speziell im Kalten Krieg bei Geheimdiensten zum Einsatz kamen und einer Klangwolke, komponiert aus „Wasser“-Geräuschen/Zirkulationen, wie Kanalrauschen, schmelzendes Eis oder auch das Blubbern von Magensäure. Die äußerst schmalen Tonbänder, abgespielt über zwei Tonbandmaschinen, geraten dabei selbst in Bewegung und mäandrieren durch das vorgegebene skulpturale Reservoir und machen dabei den Klang als materielle Strömung erfahrbar, eine Art technoide living sculpture.

Bernd Oppl

Von einer frappierenden Schlichtheit und Effektivität ist das Objekt, eigentlich die Plastik „Bruce“ (2024) mit Bezugnahme auf die leider zu früh verstorbene Ikone des Martial-Arts-Films Bruce Lee, einer der größten Kampfkünstler des 20. Jahrhunderts. „Be water, my friend“ („Sei Wasser, mein Freund“) ist eines seiner bekanntesten Zitate, neben „Leere deinen Verstand. Sei gestaltlos und formlos wie Wasser.“ Wasser folgt einfach der Natur oder dem Tao (der natürlichen Ordnung des Seins), es ist von Natur aus präsent, formlos und neutral, es gehorcht einfach Druck und Spannung. „Bruce“ ist ein schlichtes Glas mit Wasser gefühlt und ein unsichtbares Magnet erzeugt darin einen Wasserwirbel. Damit ist eigentlich alles über die Kunst von Bernd Oppl gesagt. Man würde ihm und damit seiner Kunst vielleicht nicht genüge tun, aber es ist das Wesentlichste und die „genaueste Ungenauigkeit“, wie es der Maler Richard Bösch einmal formuliert hat. Kunst als stärkste Form von Individualismus.

Bernd Oppl

Beeindruckend ist auch das sechsminütige HD-Video „Water in my eye“ (2025). Aufgenommen mit einer Hochgeschwindigkeitskamera (30.000 Bilder pro Sekunde) schießt Wasser in einen von Oppl erschaffenen Raum, zuerst tröpfchenweise und dann schwallartig. Faszinierend wie sich Wasser in diesem von Oppl bewegten, perfekt ausgeleuchteten und konstruierten Habitat verbreitet. Mit seinen „Impasse“ (beschreibt zwar die fehlende Möglichkeit, vorwärts zu kommen, oder unterstreicht damit auch eine Starre und eine Unbeweglichkeit einer Situation) führt uns Oppl Derivate vor, die dichter, kompakter und hermetischer nicht sein können. Skulpturen aus Beton, Stahl und Einplatinencomputer.

Thomas Schiretz