Gerne Ministrantin gespielt

Petra Steinmair-Pösel interessierte sich schon sehr früh für Glaubensfragen. Jetzt wird sie Pastoralamtsleiterin.
Bludenz Petra Steinmair-Pösel (50) wäre gerne Ministrantin gewesen. Doch zu ihrer Zeit gab es diese Möglichkeit in der Pfarre Bludenz nicht. „Damit ich trotzdem Ministrantin sein konnte, musste mein Vater nach dem Kirchgang immer Gottesdienst mit mir spielen,“ plaudert sie lachend aus dem Nähkästchen der Erinnerung. Ihrer Hinwendung zum Glauben tat der Ausschluss vom Ministrantendienst jedoch keinen Abbruch. Die Frage nach Gott, nach diesem unfassbaren Geheimnis, übte auf die Jugendliche eine besondere Faszination aus. Geprägt hat Petra Steinmair-Pösel auch das Ritual des Abendgebets, das die Mutter mit ihr und ihrem Bruder regelmäßig zelebrierte. „Es war kein vorgefertigtes Gebet. Wir haben uns mit allem, was den Tag ausmachte, ganz frei an Gott gewendet“, erzählt sie.
Eine besondere Heimkehr
Das Interesse für Lebensthemen und Sinnfragen, für die seelisch-geistige Dimension des Menschen führte Steinmair-Pösel schließlich zum Theologiestudium. Nach dessen Abschluss engagierte sich die Theologin und Sozialethikerin in den unterschiedlichsten Bereichen der kirchlichen Arbeit und das auch außerhalb des Landes, blieb der Heimatdiözese aber immer verbunden. Jetzt kehrt Petra Steinmair-Pösel buchstäblich heim. Sie übernimmt, wie berichtet, ab Oktober das Pastoralamt, die größte Organisationseinheit innerhalb der Diözese Feldkirch.

Die neue Aufgabe geht die Bludenzerin mit Freude und Respekt an. Petra Steinmair-Pösel möchte Beziehungen zu Menschen in der Diözese knüpfen, aber auch gemeinsam spirituelle Wege gehen, wobei sie betont: „Spiritualität bedeutet für mich nichts Abgehobenes, keinen Rückzug in den Elfenbeinturm.“ Vielmehr könne das Eintauchen in Gott Kraft schenken, sich für andere und die Welt einzusetzen, gerade auch in schwierigen und herausfordernden Situationen. Davon gibt es derzeit bekanntlich zuhauf.

Hoffen auf neue Möglichkeiten
Frauen in der Kirche sind für die künftige Pastoralamtsleiterin ebenfalls ein wichtiges Thema. Sie ist froh, dass es zumindest in kleinen Schritten vorwärtsgeht. Größere Hoffnung setzt die Mutter eines 18-jährigen Burschen in den von Papst Franziskus angestoßenen synodalen Prozess, der ein besseres Miteinander impliziert. „In diesem Zusammenhang hat er einmal von einer heilsamen Dezentralisierung gesprochen“, berichtet Petra Steinmair-Pösel. Will heißen, es muss nicht alles von der Weltkirche gelöst werden. „Vielleicht öffnen sich auf diese Weise neue Türen in der Frauenfrage“, sinniert sie. Franziskus, den sie noch kennenlernen durfte, behält Steinmair-Pösel als „beeindruckende Persönlichkeit“ in Erinnerung. An seinem Nachfolger, Papst Leo, schätzt sie dessen Hinwendung zu dem, was Franziskus als Erbe hinterlassen hat: „Dass er gleich in seiner ersten Rede Bezug darauf nahm, war ein schönes Zeichen.“

In der eigenen Arbeit will sich Petra Steinmair-Pösel an der Agenda 2030 orientieren, in der es unter anderem heißt: „Wir gestalten den gesellschaftlichen und religiösen Wandel vertrauensvoll mit und fragen uns, wozu Gott uns heute ruft.“ Heilsame Kraft schöpft sie aus Aufenthalten in der Natur und aus einem Zitat von Mutter Teresa, die dereinst meinte: „Nicht alle von uns können große Dinge tun, aber wir können kleine Dinge mit großer Liebe tun.”

Zur Person
Petra Steinmair-Pösel
Alter: 50
Wohnort: Bludenz
Werdegang: Theologiestudium, danach unter anderem Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein, derzeit Professorin dort für Sozialethik, Universitätsassistentin, Mitglied des österreichischen Synodenteams
Hobbys: Wandern, Schwimmen, Skitouren

