Kolumne: Meinung
Zwei Freunde trafen einander. Der eine sagte zum anderen:
„Und hat es funktioniert? Mit der Frau vom Donnerstag?“
Es war nämlich so, dass der andere sich schwer tat mit Frauen, und darum hatte ihm der eine eine Frau besorgt. Sie waren zum Tanz gegangen – in eine Disco – in der sich der andere deplatziert fühlte, nie noch war er in einer Disco gewesen, und er dachte sich, das ist wie die Vorhölle, das zuckende Licht, der Lärm, eine Foltermethode. Er sagte nichts und sah sich die Besorgung an, eine durchschnittliche Frau, die keinen Mann hatte.
Als Verfasserin dieser Geschichte möchte ich anmerken, dass mir die Art, wie hier über eine Frau gesprochen wird, sehr missfällt. So habe ich es gehört, und ich wiederhole lediglich. Ich gebe der Frau den Namen Brigitte. Sie tanzte mit dem anderen, den ich Victor nenne, wobei Victor gar nicht tanzen konnte. Das spürte Brigitte, und sie war eine feine Frau.
Sie sagte: „Mir liegt nichts am Tanzen, komm, setzen wir uns.“
Victor rührte diese Feinheit. Sie trafen sich zwei Mal. Gingen am See spazieren, fütterten die Schwäne, lobten die zarten Birkenblätter und erzählten sich Filminhalte. Zum Glück liebten beide Filme, zwar unterschiedliche, aber immerhin. Eine Einladung in ein Kino schien gesichert. Die dritte Einladung sprach die Frau aus, sie wollte ihm ihre Wohnung zeigen, die sie neu eingerichtet hatte. Victor war froh, dass er nicht seine Wohnung präsentieren sollte, die ungemütlich, voller Bücher, an der Wand, auf dem Boden, auf dem Küchentisch lag zudem ungeöffnete Post herum, und der Geruch war schlecht. Zwar hatte er mit dem Rauchen aufgehört, aber der Geruch steckte immer noch in den Vorhängen und den Tapeten mit dem Palmenmotiv.
Brigitte hatte gekocht, sich extra aus dem Internet ein Rezept geholt. Es war nicht unbedingt gelungen. Sie hatte einen Kuchen aus dem besten Café geholt. Guter Wein war da und teurer Whisky.
Victor kam mit seiner besten Hose an, einem neuen Hemd, dem alten Sacco, und gleich fing er an, Brigitte zu loben, erstens weil sie sich hübsch gemacht hatte, zweitens wegen allem, was er sah. Erwartung leuchtete aus ihren Augen. Alles, was Victor sah, irritierte ihn in Wahrheit, es war wie aus einem Katalog, geschmacklos, sogar das Bild über dem Sofa – ein Liebespaar – schien in der Einrichtung inbegriffen.
Victor sagte sich: Das ist doch alles unwichtig, wenn sich Brigitte für mich interessiert, und er lobte weiter, bis die Nacht einbrach und sie unter dem Liebespaarbild nebeneinander einschliefen.
Monika Helfer ist Schriftstellerin und lebt in Hohenems.
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