Kommentar: Zuversicht

Vorarlberg / 19.12.2025 • 16:00 Uhr
Kommentar: Zuversicht

Es gibt sie ja doch noch, die guten Nachrichten: „Rechtzeitig vor der weihnachtlichen Bescherung“ berichtete WIFO-Chef Gabriel Felbermayr diese Woche von einer „überraschend starken“ Entwicklung der Wirtschaft im letzten Quartal und „leicht verbesserten“ Aussichten für das kommende Jahr.

Klar ist: Die längste Rezession der Zweiten Republik ist vorbei. Klar ist außerdem, dass es aus heutiger Sicht in Richtung eines Wirtschaftswachstums von gut einem Prozent geht, dass die Teuerung demnächst Richtung zweieinhalb Prozent zu sinken beginnen wird und dass die Arbeitslosigkeit allmählich von einer Zunahme in eine Abnahme übergehen wird.

Trotz aller Unsicherheiten kann man sich an die erfreulichen Aussichten klammern.

Wobei das Wort „klar“ in Verbindung mit der Formulierung „aus heutiger Sicht“ schon deutlich macht, dass die Unsicherheiten groß sind. Was weiß man beispielsweise, was US-Präsident Donald Trump morgen in Bezug auf Zölle einfällt? Der Mann ist vollkommen unberechenbar. Im Übrigen lehrt gerade die jüngere Vergangenheit, dass es jederzeit zu einem Ereignis kommen kann, das nicht absehbar ist und durch das sich gefühlt alles ändert. Siehe Corona-Pandemie.

Trotzdem kann man sich an die erfreulichen Aussichten klammern. Sie beruhen nicht auf irgendwelchen Spekulationen und sind auch keine Weissagungen, sondern begründet. Beispiel Teuerung: Dass sie heuer wieder größer ausgefallen ist, hat vor allem auch mit dem Auslaufen von Entlastungsmaßnahmen wie der Strompreisbremse mit 31. Dezember 2024 zu tun. Allein dadurch liegt die Inflationsrate seit 1. Jänner um mehrere Zehntelprozentpunkte über dem Vorjahresniveau. Dieser Effekt wird mit 1. Jänner 2026 wegfallen. Damit wird die Teuerung zurückgehen.

Und das ist gut so: Steigende Preise sind für die Bevölkerung das mit Abstand größte Problem. Mit ihnen geht für viele der Eindruck einher, dass sich die Verhältnisse immer weiter verschlechtern. Für einen Teil der Bevölkerung geht es zunehmend wirklich an die Substanz und darüber hinaus. Für all jene nämlich, bei denen das Einkommen beim besten Willen nicht reicht und die auch über keine Ersparnisse (mehr) verfügen. Auch daher ist es wichtig, dass die Teuerung endlich nachlässt und damit eine Voraussetzung dafür gegeben ist, dass reale Sorgen und Nöte kleiner werden können.

Die erfreulichen Perspektiven werden im Übrigen durch Entwicklungen wie jene im Baubereich gestärkt: Langsam, aber doch werden wieder mehr Baubewilligungen eingeholt und werden auch mehr Wohnkredite aufgenommen. Das hat Folgen: Unternehmen, denen es mehr schlecht als recht geht, können wieder mit Aufträgen rechnen, womit sie dann auch wieder mehr Leute beschäftigen könnten.

Umgekehrt steht es dafür, dass wieder mehr Wohnbau gewagt wird. Das tut man nicht nur, wenn man genug Geld hat oder verdient. Wesentlich dafür ist schon auch Zukunftsvertrauen. Immerhin handelt es sich um eine langfristige Investition, bei der man in Jahrzehnten denkt. Insofern scheint endlich wieder etwas aufzukommen, was wie ein Motor für so vieles wirkt: Zuversicht.