Leben auf dem Pulverfass

Welt / 17.10.2021 • 22:37 Uhr
Ein zweiter Lavastrom könnte auf La Palma am Montag das Meer erreichen und dort eine neue Landzunge bilden. Die Masse sei rund 200 Meter vom Meer entfernt. AFP/UME
Ein zweiter Lavastrom könnte auf La Palma am Montag das Meer erreichen und dort eine neue Landzunge bilden. Die Masse sei rund 200 Meter vom Meer entfernt. AFP/UME

Für die Betroffenen ist der spuckende Feuerberg auf La Palma Fluch und Segen zugleich.

Santa Cruz de la Palma Mit einer Mischung aus Schrecken und Mitleid sehen TV-Zuschauer in aller Welt, wie der Vulkan auf der Kanareninsel La Palma seit vier Wochen Tausende in die Flucht schlägt. Vom sicheren Sofa aus lässt sich wie in Zeitlupe die Zerstörung Hunderter Wohnhäuser durch die bis zu 1200 Grad heiße Lava beobachten. Über dem fauchenden Vulkankegel steht eine dunkle Aschewolke, an den Hängen wälzen sich rotglühende Lavaströme hinab.

Angesichts der Bilder und des Leids wird leicht vergessen, dass es ohne die Vulkantätigkeit die Insel gar nicht geben würde. Neben dem ganzjährig milden Klima locken auch die bizarren Landschaften früherer Vulkanausbrüche Hunderttausende Touristen auf die Kanaren. Der wohl bekannteste Vulkan ist der 3715 Meter hohe Teide auf Teneriffa. Die wüstenähnliche Gegend rund um den höchsten Berg Spaniens wirkt wie eine Mondlandschaft.

Und auch der Vulkan auf La Palma lockt Reisende an. Für die Menschen, die bisher meist vom Bananenanbau auf der fruchtbaren Vulkanasche lebten, könnte das eine neue Einnahmequelle sein.

Es gebe aber auch weniger praktische Gründe, warum Menschen Regionen mit aktiven Vulkanen nicht verließen, sagt die Vulkanologin und Gründerin der Stiftung Volcano Active Foundation in Barcelona, Anne Fornier. Gerade in der Nähe von Vulkanen empfänden die Menschen oft eine besonders enge Bindung an die Erde.

Die Bewohner von La Palma halten weiter an ihrer Insel fest. „Warum? Ganz einfach. Wir leben im Paradies und kennen den Preis, der manchmal bezahlt werden muss. Wenn dieser Vulkan erloschen ist, suche ich mir ein Stück Land und fange von vorne an“, sagte der Agraringenieur Fran Leal der Zeitung „El País“.