Schussattentat in U-Bahn-Station

Welt / 12.04.2022 • 22:28 Uhr
Rettungskräfte vor der U-Bahnstation. ap
Rettungskräfte vor der U-Bahnstation. ap

Mehrere Menschen wurden in New Yorker U-Bahn-Station von Kugeln getroffen.

new york Dramatische Szenen in der New Yorker U-Bahn: Bei einem Vorfall mit Schüssen und Rauchschwaden sind am Dienstag mitten in der morgendlichen Rush Hour im New Yorker Stadtteil Brooklyn mindestens 17 Menschen verletzt worden. Zehn von ihnen erlitten Schussverletzungen, fünf seien in einem kritischen, aber nicht lebensgefährlichen Zustand, teilten Polizei und Feuerwehr wenige Stunden nach dem Vorfall bei einer Pressekonferenz mit.

Ein Mann habe in einem Zug der Linie N Richtung Manhattan kurz vor der Station 36th Street plötzlich eine Art Gasmaske angezogen und dann einen Kanister geöffnet, aus dem Nebel oder Rauch strömte, sagte Polizeichefin Keechant Sewell. Danach habe er das Feuer eröffnet. Bürgermeister Eric Adams sprach von “Rauchbomben”. Der Mann, der eine Art grüne Bauarbeiter-Weste und einen grauen Kapuzen-Pullover trug, war zunächst auf der Flucht – auch noch bis Redaktionsschluss. Die New Yorker Polizei erhöhte ihre Präsenz in der U-Bahn.

Motiv vorerst unklar

Der Schütze sei “gefährlich”, sagte New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul. Sein Motiv ist laut Polizeichefin Sewell vorerst unklar. “Dies wird derzeit nicht als terroristischer Akt untersucht.” Die Ermittlungen liefen aber noch nicht lange, die Situation könne sich ändern. Man schließe nichts aus. Aktuell gebe es keine aktiven Sprengsätze in der New Yorker U-Bahn.

Auf Videos war zu sehen, wie Menschen in der Station 36th Street im Viertel Sunset Park aus einem U-Bahn-Wagen strömten, umgeben von Nebel- oder Rauchschwaden, einige blieben am Boden liegen, Blut war zu sehen, andere kümmerten sich um die Verletzten. Es kam zu zahlreichen Verspätungen und Ausfällen im U-Bahn-System. Die Schulen in der Umgebung der Station schlossen vorübergehend. Es durften nur noch Schulkinder hinein, aber niemand anderes und auch niemand mehr hinaus.

Solidarität aus Washington

US-Präsident Joe Biden wurde umgehend über den Vorfall informiert. Führende Mitarbeiter des Weißen Hauses stünden in Kontakt mit dem New Yorker Bürgermeister Adams und der Polizeiführung, erklärte Bidens Sprecherin Jen Psaki. Die Bundesregierung stehe bereit, den New Yorker Behörden im Bedarfsfall jegliche benötigte Hilfe zukommen zu lassen. Auch Bürgermeister Adams und Gouverneurin Hochul teilten mit, sie würden laufend über das aktuelle Geschehen informiert.

In New York hatten in den vergangenen Monaten zahlreiche Schießereien und andere Kriminalfälle für Schlagzeilen gesorgt – auch in der U-Bahn. 2017 hatte es einen versuchten Terroranschlag in einem unterirdischen Verbindungstunnel zwischen dem Busbahnhof Port Authority und der U-Bahn-Station Times Square gegeben, der damals 27 Jahre alte Täter war im vergangenen Jahr zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte zur Hauptverkehrszeit versucht, sich mit einer selbstgebauten Rohrbombe in die Luft zu sprengen.

Bürgermeister Adams, ein früherer Polizist, der erst Anfang des Jahres seinen Job angetreten hatte, hatte versprochen, scharf gegen Kriminalität vorzugehen. Wegen einer Infektion mit dem Coronavirus musste Adams aus seiner Isolation heraus die Informationen zu dem Vorfall beobachten. Laut Adams erhöhte die New Yorker Polizei ihre Präsenz im öffentlichen Nahverkehr: “Wir werden die Person festnehmen, die verantwortlich ist.”

Ein Großaufgebot an Beamten der New Yorker Polizeibehörde sammelten sich am Tatort. afp
Ein Großaufgebot an Beamten der New Yorker Polizeibehörde sammelten sich am Tatort. afp
Mindestens 16 Menschen wurden bei dem Angriff am Dienstag verletzt. reuters
Mindestens 16 Menschen wurden bei dem Angriff am Dienstag verletzt. reuters