Immer mehr fliehen aus Venedig

Welt / 29.05.2022 • 22:10 Uhr
Auch die Touristenströme in Venedig machen vielen Einwohnern zu schaffen. AFP
Auch die Touristenströme in Venedig machen vielen Einwohnern zu schaffen. AFP

Historischer Tiefstand: Lagunenstadt mit weniger als 50.000 Einwohnern.

Venedig Das Touristenparadies Venedig ist für seine Einwohner offenbar immer weniger lebenswert, der Einwohnerschwund ist kaum zu bremsen. Viele Venezianer flüchten aufs Festland, wo das Leben einfacher und billiger ist. Die steigenden Preise, auch für Wohnungen, machen den Bewohnern immer mehr zu schaffen. Der tägliche Einkauf wird in der beinahe autolosen Stadt zu einer Herausforderung und ist aufgrund des Transports mit einer Menge an zusätzlichen Kosten verbunden. Auch das Zusammenleben zwischen den Bewohnern Venedigs und den Millionen von Touristen ist oft schwierig.

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Zahl der Bewohner Venedigs von 175.000 auf ein Rekordtief gesunken, wie aus Angaben der Gemeinde hervorgeht. Im Juli wird die Zahl unter der 50.000-Einwohner-Schwelle sein. Noch im Jahr 2000 zählte die Lagunenstadt 66.386 Einwohner.

Um vor dem Aussterben der Lagunenstadt zu warnen, wurden an den Geländen der Brücken in der Altstadt Plakate mit der Zahl 49.999 aufgehängt, als Hinweis auf den niedrigen Bevölkerungsstand in Venedig, der sich im Verlauf der vergangenen 50 Jahre dramatisch reduziert hat. Ein Viertel der Einwohner ist älter als 60 Jahre und die Sterberate ist beinahe dreimal so hoch wie die der Geburten. Die Initiative der provokativen Plakate ist auf die Protestbewegung “Venessia.com” zurückzuführen, die seit Jahren gegen den Einwohnerschwund in Venedig und den Massentourismus kämpft, berichteten lokale Medien.

“Venessia.com” fordert unter anderem Einschränkungen bei der Zahl der Ferienwohnungen und Bed-and-Breakfast-Standorte in der Lagune sowie Sozialwohnungen, um Jugendlichen eine Zukunft in der Stadt zu sichern. Außerdem sollten mehr Arbeitsplätze außerhalb der Tourismusbranche geschaffen werden.