Tödliche Schüsse an Prager Uni

14 Tote und 25 zum Teil Schwerverletzte nach Schießerei in Prager Innenstadt. Auch der 24-jährige Schütze ist tot.
Prag Ein Angreifer hat an der Prager Karls-Universität mindestens 14 Menschen getötet. Auch der mutmaßliche Schütze sei tot, sagte Polizeichef Martin Vondrasek am Donnerstag. Es handle sich um einen Studenten. Polizisten riegelten den Jan-Palach-Platz in der Altstadt ab und räumten die dort gelegene Philosophische Fakultät, wo die Schüsse fielen. Sie durchsuchten das Gebäude und den Platz nach Sprengsätzen. Nach Angaben von Vondrasek wurden 24 Menschen verletzt. Die Behörden warnten, die Zahl der Toten könne noch steigen. Innenminister Vit Rakusan sagte, es bestehe kein Verdacht auf eine Verbindung des Verdächtigen zu extremistischen Gruppen oder Ideologien. „Es gibt keinen Hinweis darauf, dass dies etwas mit dem internationalen Terrorismus zu tun hat“, sagte er. Der Minister sagte, weitere Angreifer seien nicht am Tatort. Es bestehe keine weitere unmittelbare Gefahr. Er rief die Menschen jedoch auf, sich an die Anweisungen der Polizei zu halten.
Am Tatort mit Blick auf die Prager Burg herrschte Chaos. Polizeifahrzeuge und Krankenwagen rasten mit heulenden Sirenen über die Brücke. Videoaufnahmen zeigten, wie Menschen aus der Fakultät evakuiert wurden und andere versuchten, sich an einer Mauer zu verstecken.
Legal Waffen besessen
Vondrasek zufolge gingen Ermittler davon aus, dass der Verdächtige zunächst seinen Vater in der Stadt Hostoun, westlich von Prag, getötet hat und sich selbst töten wollte. Der Mann sei ein ausgezeichneter Student gewesen. Er habe legal mehrere Waffen besessen und sei sehr durchdacht vorgegangen. Hinweise auf Komplizen gebe es nicht. Offen blieb zunächst, ob sich der Verdächtige tatsächlich selbst getötet hat.
Am Palach-Platz steht neben der Philosophischen Fakultät auch die Akademie für Kunst, Architektur und Design. Der Direktor der ebenfalls dort gelegenen Kunstgalerie Rudolfinum, Pavel Nedoma, sagte im Fernsehen, er habe vom Fenster aus gesehen, wie jemand in Richtung der Manés-Brücke geschossen habe, die über die Moldau führt. Ministerpräsident Petr Fiala sagte Termine ab und machte sich auf den Weg nach Prag. Die Regierung wollte zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Präsident Petr Pavel sagte, er sei schockiert und sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus.
Studenten und Mitarbeiter der Universität teilten in den sozialen Medien mit, dass sie sich in Hörsälen und Büros verbarrikadiert hätten. Andere kletterten aus dem Fenster und stellten sich auf den Dachsims, um sich vor dem Schützen zu verbergen.
Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte seine Solidarität: „Ich bin tief schockiert von der grausamen Attacke heute in Prag, die so viele Opfer forderte. In diesen schmerzhaften Stunden sind unseren Gedanken mit den Menschen in der Tschechischen Republik, bei den Familien und Freunden der Opfer“, schrieb er auf X.
Die Karls-Universität wurde 1348 gegründet und zählt zu den ältesten europäischen Universitäten.

