Forscherin ohne Grenzen

Als Ethnologin ist Doris Burtscher weltweit unterwegs, auch in Krisenregionen.
Wien. (VN-hej) Indien, Kenia, Mauretanien, Irak – für Feldforschungen ist Doris Burtscher schon weit gereist. 13 Missionen hat sie insgesamt bereits erfolgreich gemeistert, und es werden noch mehr, denn noch immer unterstützt die in Wien lebende Vorarlbergerin die „Ärzte ohne Grenzen“; für sie erforscht sie Sitten und Kulturen in ihren Einsatzgebieten.
Bei „Ärzte ohne Grenzen“
Schon nach ihrer allerersten Reise war sie sich sicher, dass es genau das ist, was sie immer machen wollte. Denn in diesem Job kann sie alle Theorie, die sie in ihrem Studium der Kultur- und Sozialwissenschaften (Ethnolgoie) in Wien gelernt hat, sinnvoll anwenden. Durch Zufall ist sie über einen Kollegen 2001 zu den „Ärzten ohne Grenzen“ gestoßen und arbeitet seitdem bei ihnen mit.
Ihre jüngste Forschungsreise brachte sie für fünf Wochen nach Nadschaf in den Irak. Vor zwei Wochen ist sie von ihrem Einsatz, um viele Erfahrungen und Forschungsergebnisse reicher, zurückgekommen. In Nadschaf hat sie Interviews mit Frauen nach der Geburt über deren Befindlichkeit und die Lebensumstände geführt.
Die Kultur war für sie eine neue Erfahrung, zumal auch sie einen Schleier getragen hat, um als Fremde nicht aufzufallen. Bei Temperaturen um 45, 50 Grad ließ sie der schwarze Überhang aus Polyester ordentlich ins Schwitzen kommen. Doch ihre Eindrücke waren positiv. „Die Frauen waren offen und freundlich. Es war einfach, mit ihnen zu reden.“
Sie selber sieht sich als eine Vermittlerin, die zwischen den bedürftigen Menschen und den „Ärzte ohne Grenzen“ steht. Sie bildet eine kulturelle Brücke: „Mittlerweile bin ich schon ein alter Hase. Mit meinen Teams habe ich immer nur sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt sie. Bei jedem Einsatz kann Burtscher auch viele Erfahrungen und Eindrücke für sich selber und für die Wissenschaft sammeln, und diese lassen sie mit ihrem Team, das sie begleitet, wie zu einer kleinen Familie zusammenwachsen.
Fremde Kulturen, andere Sitten und Gewohnheiten – jedes Land und jede kulturelle Gemeinschaft bringen neue Herausforderung mit sich: „Man muss sich auf die verschiedenen Menschen einlassen können und versuchen, sie zu verstehen“, weiß die gebürtige Bludenzerin, die in Nüziders aufwuchs und seit 1986 in Wien lebt. Das Wichtigste sei, nicht über andere zu urteilen. Das versucht sie nun bei Kursen zu vermitteln, bei denen sie „Ärzte ohne Grenzen“ auf ihre Einsätze vorbereitet.
Psychische Belastung
Zu Beginn eines Einsatzes warten viele Herausforderungen, ein anderes Klima, fremde Kulturen und eine besondere Umgebung. Dann stellt sich Doris Burtscher oft die Frage, wieso sie sich dieser psychischen Belastung immer noch stellen will. Doch bereits nach kurzer Zeit macht es sie glücklich, den Menschen auf ihre Art helfen zu können.
Oft erlebt sie sogar das Zurückkommen nach Österreich als schwer. In den Einsatzländern habe sie das Gefühl, gebraucht zu werden, und zu Hause erlebt sie das anfänglich oft anders: „Im ersten Moment ist das deprimierend.“ Dennoch hat sie gelernt, das Leben in Österreich sehr zu schätzen und ist letztlich froh darüber, nach den Einsätzen zurück nach Hause kommen zu können.
Der erste Einsatz blieb für immer und ewig. Es war toll.
Doris Burtscher
Zur Person
Dr. Doris Burtscher
Ethnologin
Geboren: 15. 9. 1965 in Bludenz
Ausbildung: ab 1986 Ethnologie an der Universität Wien
Familie: Partnerschaft
Hobbies: Lesen, Reisen, Musik und Kunst