Neuer Blick auf die Welt

Wetter / 18.12.2012 • 19:16 Uhr
Für Florian hat Fabian Salzgeber eine Spezialschubkarre konstruiert. Im Bild ist der Prototyp des Gefährts zu sehen. Foto: VN/Hofmeister
Für Florian hat Fabian Salzgeber eine Spezialschubkarre konstruiert. Im Bild ist der Prototyp des Gefährts zu sehen. Foto: VN/Hofmeister

Der „Zivildiener des Jahres“ kommt vom Sunnahof in Göfis: Fabian Salzgeber.

Göfis. (VN-ger) Dass er jemals im sozialen Bereich arbeiten würde, das hätte sich Fabian Salzgeber bis vor Kurzem niemals gedacht. Nach dem Zivildienst wollte der gelernte Maschinentechniker so schnell wie möglich wieder Geld verdienen und zurück in seinen Beruf. So der Plan. Doch seine Zivildienstzeit im Sunnahof in Göfis sollte ihm diesbezüglich einen Strich durch die Rechnung machen. Sein Leben wurde dort in den neun Monaten sozusagen auf den Kopf gestellt.

Nicht nur, dass Salzgeber am heutigen Mittwoch von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner in Wien die Auszeichnung „Zivildiener des Jahres“ für das Bundesland Vorarlberg entgegennehmen wird. Der 28-Jährige ist mittlerweile auch fixer Mitarbeiter am Sunnahof im Bereich Landwirtschaft – mit dem Ziel, berufsbegleitend eine Ausbildung im Sozialbereich zu absolvieren. „In den neun Monaten haben sich meine Werte komplett verändert“, resümiert Fabian Salzgeber.

Keine Berührungsängste

Rund 60 Menschen mit einer leichten geistigen Behinderung sowie Verhaltensauffälligkeiten werden in der Göfner Lebenshilfe-Einrichtung betreut. Berührungsängste gab es nie. „Wir waren von der ersten Minute an auf Augenhöhe. Das hat mich selbst verwundert“, sagt der „Zivildiener des Jahres“.

In seiner vorherigen Arbeit sei es immer nur ums Geld gegangen. „Ich habe nur funktioniert.“ Anders auf dem Sunnahof. „Wir sind eine soziale Familie, wo jeder auf den anderen schaut. Es gibt zwar eine Hierarchie, aber die wird anders gelebt.“

Wie es sich anfühlt auf Hilfe angewiesen zu sein, das musste Salzgeber bereits am eigenen Leib erfahren. Ein schwerer Motorradunfall nach der Lehrabschlussprüfung hatte seine Zukunft zwei Jahre lang behindert. „Ich bin ein halbes Jahr mit Krücken gegangen und konnte zwei Jahre nicht Ski fahren.“ Ein Parkinson-kranker Schweizer mit zwei Promille im Blut hatte ihm den Vorrang genommen. Ein ähnliches Erlebnis gab es vor zwei Jahren. „Am nächsten Tag habe ich das Motorrad verkauft“, erzählt er.

„Wertschätzung“

Die Freude über die Auszeichnung ist entsprechend groß. „Das spielt in die Wertschätzung mit hinein. Unsere Philosophie auf dem Sunna­hof ist, dass jene Dinge überwiegen, die gut waren“, beschreibt der 28-Jährige. „Zivildiener des Jahres“ wird man aber nicht einfach so. Da ist zum Beispiel Florian, ein Betreuter mit Motorik-, Gleichgewichts- und Koordinationsproblemen, dessen Zustand sich im Laufe der Zeit verschlechtert hatte. Es stand die Entscheidung an, ob er seinen Traumberuf in der Landwirtschaft weiter ausüben kann. Der Zivildiener hatte die Lösung – eine ebenso simple wie geniale. An eine Schubkarre befestigte er eine Holzplatte mit vier kleinen Rädern. Dadurch war das Gefährt in alle Richtungen beweglich und gab Florian den nötigen Halt.

Aus Salzgebers Feder stammt auch eine Distanzhaltermaschine. Damit können an einer kleinen Bandsäge ein mal ein Zentimeter große Holzwürfel schnell und sicher geschnitten werden. 1,3 Millionen Abstandhalter für Kohlefilter werden damit pro Jahr produziert. Seine Ideen für die Menschen mit Behinderungen setzte der gebürtige Göfner vor allem in seiner Freizeit um – unzählige Stunden stecken darin. Preisverdächtig, befand auch das Innenministerium. Als Landessieger steht er bereits fest, der Bundessieger wird heute Nachmittag verkündet.

Meine Werte haben sich auf dem Sunnahof komplett verändert.

Fabian Salzgeber

Zur Person

Fabian Salzgeber

wird heute von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner als „Zivildiener des Jahres“ ausgezeichnet.

Geboren: 30. November 1984

Wohnort: Götzis

Ausbildung: Matura am Gymnasium Schillerstraße in Feldkirch, Lehre zum Maschinenbautechniker

Beruf: Mitarbeiter im Bereich Landwirtschaft auf dem Sunnahof in Göfis Hobbys: Fliegen, Tüfteln, Skifahren