Hang zu Wald und Worten

Jürgen Ernst ist Förster, Schriftsteller und am Mittwoch auch noch Märchenerzähler.
bregenz. (VN-mm) Das eine geht ohne das andere nicht. Er braucht beides. Im Fall von Jürgen Ernst sind das Wälder und Worte. Durchs Unterholz streift der Bregenzer in seiner Funktion als Förster. Buchstaben setzt er literarisch um. Zwei Bücher gibt es bereits von ihm. Das dritte Werk ist im Werden. Mehr verrät Jürgen Ernst vorderhand nicht. Nur so viel: Die Handlung spielt in Vorarlberg.
Es gibt aber noch eine dritte Leidenschaft im Leben des schreibenden Forstmannes. Und das ist die Waldschule Bodensee. Dort engagiert sich Jürgen Ernst vor allem in der Waldpädagogik. Seine größte Freude dabei: Kindern den Wald und seine Bedeutung näherbringen. Für ihn etwas „vom Sinnvollsten“, das er tut. Mit dem Kindergarten Wolfurt-Dorf streift Ernst einmal im Monat durch den Ippachwald, der seit fünf Jahren sein Revier ist.
Geschichten erfunden
Am kommenden Mittwoch wird er zudem als Märchenerzähler im Bregenzer Stadtwald auftreten. Die Waldschule Bodensee lädt Großeltern und Enkel nämlich zu einer spannenden Sinnesreise durch den Forst. Jürgen Ernst erzählt gerne Märchen. „Meine Töchter haben mich dazu gebracht“, sagt er mit einem Lachen. Jeden Abend galt es, für die Mädchen eine Geschichte zu erfinden. Denn reines Vorlesen war dem Nachwuchs zu wenig. Letztlich gereichte das auch dem Vater zum Vorteil, weil „ich das Erzählen wirklich lernte“, wie er sagt. Inzwischen erzählt er lieber, als aus Büchern zu lesen. Jürgen Ernst schätzt dabei vor allem den Augenkontakt mit seinen Zuhörern. „Der macht das Erzählen so besonders“, meint er. Sein Wissen gibt der Förster mittlerweile auch in Seminaren weiter.
Schreiben als Zeitvertreib
Zum Schreiben kam Ernst eher zufällig. Früher gehörte seine große Liebe dem Laufen auf der Mittelstrecke. Für höhere sportliche Weihen reichte es zwar nicht, aber „zumindest für Vorarlberg“, merkt er an. Pro Woche trainierte er an die 100 Kilometer. Bis ihn eine schwere Lungenentzündung endgültig stoppte. „Ich besuchte damals die Försterschule in der Steiermark“, erzählt Jürgen Ernst. Aufgrund seiner Erkrankung wurde er im Internat in ein Einzelzimmer verfrachtet. Um die Zeit zu überbrücken, begann er mit dem Schreiben. „Es muss wohl ein bisschen Talent vorhanden gewesen sein“, meint er schmunzelnd. Immerhin bekam er sehr schnell eines von zehn Literaturstipendien, um die sich nicht weniger als einhundert Personen beworben hatten. Danach konzentrierte sich der Bregenzer vorranig auf das Verfassen von Theaterstücken. Aus seiner Feder stammt beispielsweise das Stück „Karoline Redler“, das 2004 im Landestheater uraufgeführt wurde. Inzwischen ist Jürgern Ernst für sein literarisches Schaffen mehrfach ausgezeichnet worden. Heuer gab es etwa den Silbernen Lorbeer beim Sir-Walter-Scott-Preis. Trotz aller Erfolge ist er eines geblieben: bodenständig. Deshalb käme es Jürgen Ernst nie in den Sinn, seinen Försterberuf aufzugeben. „Ich bin jeden Tag im Wald. Er ist ein Teil meines Lebens“, räumt er ohne Pathos ein. Allerdings hat er seinen Einsatz auf 50 Prozent reduziert.
So bleibt noch genug Zeit fürs Schreiben, das er ebenso wenig missen möchte. Seine Vorgesetzten in der Forstbehörde kommen Jürgen Ernst diesbezüglich sehr entgegen. Und dafür ist er ihnen einfach nur dankbar.
Ich bin jeden Tag im Wald. Er ist ein Teil meines Lebens.
jürgen Ernst
Zur Person
Jürgen Ernst
Geboren: 10. September 1966 in Lustenau
Wohnort: Bregenz
Familienstand: verheiratet, zwei Töchter (14 und 16 Jahre)
Beruf: Förster und Schriftsteller
Hobbys: Radfahren, Laufen