Eine Frau will umrühren

Wetter / 12.02.2013 • 19:47 Uhr
Marlies Müller will nicht nur in Suppentöpfen rühren, sondern auch die Katholische Frauenbewegung aufmöbeln. Foto: VN/Hofmeister
Marlies Müller will nicht nur in Suppentöpfen rühren, sondern auch die Katholische Frauenbewegung aufmöbeln. Foto: VN/Hofmeister

Marlies Müller will die Katholische Frauenbewegung im Land wiederbeleben.

Bregenz. (VN-mm) Marlies Müller ist eine engagierte Christin. Wiewohl auch sie sich mit manchen Ansichten der Kirchenoberen schwertut. Aber: „Es können nicht alle gehen.“ Seit 25 Jahren hält sich die Bregenzerin an diesen Vorsatz. So lange arbeitet sie bereits in der Katholischen Frauenbewegung, deren interimistischen Vorsitz sie im vergangenen November übernommen hat. Zudem organisiert Müller seit zehn Jahren am Aschermittwoch den Familienfasttag mit dem traditionellen Suppenessen im Landhaus.

Schattendasein

Heute wird dort wieder aufgetischt. Nicht groß oder opulent. Das Mahl gereicht dem Tag zur Ehre. Es gibt Haferflockensuppe, ein Stück Schwarzbrot und Wasser. Die Spendengelder kommen Frauenprojekten in Lateinamerika und Asien zugute. Rund 2000 Euro waren es beim letzten Mal. „Ich bin für jeden Cent dankbar“, so Müller. Denn bei einer Reise durch Nicaragua erlebte sie hautnah, dass „viele Menschen unsere Hilfe wirklich brauchen“. Ihr Gedanke damals: „Ich muss nach Hause und sammeln.“ Der Familien­fasttag wurde 1958 eingeführt. Auch einige Pfarren im Land zelebrieren ihn noch. Für Marlies Müller ist neben dem Solidaritätsgedanken ein anderer Aspekt ebenso wichtig. Die Aktion mache die Katholische Frauenbewegung im Land sichtbar. Etwas, das sie dringend braucht. Anders als etwa in Oberösterreich, wo diese Vereinigung sehr stark ist, fristet sie hierzulande eher ein Schattendasein. „In Vorarlberg haben wir Frauenrunden“, erzählt Marlies Müller. „Ein paar wenige, aber sehr aktive“, merkt sie noch an.

Professionelle Begleitung

Doch nun will sie neuen Schwung in die Sache bringen, will vor allem junge Frauen ansprechen. „Das wird schwierig“, weiß Müller. Und ist gleichzeitig doch überzeugt, es schaffen zu können. Gelingen soll das Unterfangen mit professioneller Begleitung durch einen Coach. Der ist weiblich und kommt aus Oberösterreich, eben der Wiege der Katholischen Frauenbewegung. „Für März und Juni sind bereits Veranstaltungen geplant“, rüstet Marlies Müller zum Aufbruch. Sie selbst kam durch ihre Tante zur Katholischen Frauenbewegung. Das Engagement dort und der Glaube halfen ihr durch schwere Zeiten. Auch deshalb „renne ich jetzt nicht davon“.

Früher fuhr die begeisterte Tennisspielerin zweimal pro Woche ins Diözesanhaus nach Feldkirch, wo sie das Frauenreferat betreute. Heute ist Marlies Müller „nach Bedarf“ im Büro zu finden. Daneben engagiert sie sich in der Pfarre St. Kolumban. Dass Frauen im Kirchendienst hauptsächlich gefragt sind, wenn es Arbeit gibt, nimmt sie gelassen. Mit ihrer Meinung hält die resolute Frau jedoch nicht hinterm Berg. „Wenn es etwas zu sagen gibt, sage ich es“, betont Marlies Müller. Ein bisschen Durchsetzungskraft brauche es als Frau in der Kirche schon. Sie kennt inzwischen das rechte Maß.

Wenn es etwas zu sagen gibt, sage ich es.

Marlies Müller

Zur Person

Marlies Müller

Geboren: 27. September 1946 in Feldkirch

Wohnort: Bregenz

Familienstand: verwitwet, ein erwachsener Sohn

Beruf: Großhandelskauffrau

Hobbys: Tennis, Wandern, Skifahren