Für die Kinder von Gomel

Wetter / 13.02.2013 • 19:24 Uhr
Die Kinder erhalten im Missionskinderdorf gesunde Ernährung sowie hygienische und medizinische Versorgung. Im Bild: Doris Allgäuer. privat
Die Kinder erhalten im Missionskinderdorf gesunde Ernährung sowie hygienische und medizinische Versorgung. Im Bild: Doris Allgäuer. privat

Doris Allgäuer macht sich seit vielen Jahren stark für „Tschernobyl-Waisenkinder“.

Hard. (VN-sas) Einzelkämpferin. Das ist das Wort, mit dem Doris Allgäuer wohl am besten beschrieben werden kann. Und das seit ihrer Geburt. Erst neun Monate alt war sie, als die Diagnose Leukämie lautete. „Mein Zustand war sehr schlecht. Ich wurde zum Sterben in ein Lazarett gelegt“, erzählt die 1943 im Ruhrgebiet geborene Allgäuer. Wie durch ein Wunder überlebte sie. Der Kämpfergeist blieb erhalten, bis heute.

Der Liebe wegen hat es sie nach Hard verschlagen – „über eine Au-pair-Stelle in der Schweiz habe ich im Alter von 20 Jahren per Zufall Heinz kennengelernt. Er wollte mich vom Fleck weg heiraten“, sagt sie und schmunzelt. Das Paar ist bis heute glücklich liiert.

Entscheidung fürs Leben

1992 haben sich die Allgäuers für die Patenschaft eines krebskranken „Tschernobyl-Kindes“ entschieden. Die Entscheidung sollte ihr ganzes Leben beeinflussen. „Ein Jahr später reiste ich erstmals hin“, erzählt sie. Mittlerweile war sie 45 Mal in der atomverseuchten Region um Gomel. Im April steht die 46. Reise an. Allgäuer hat sich mit Leib und Seele der armen Kinder in Gomel angenommen. „1995 habe ich zum Direktor einer hervorragend funktionierenden katholischen Mission Kontakte geknüpft.“ Die Zusammenarbeit läuft bis heute. „26 Jahre nach Tschernobyl begegnet man in Gomel Kindern der zweiten Generation. Diese Menschen sind auf unsere Hilfe angewiesen“, betont Allgäuer. Wie hoch der Prozentsatz der kranken, deformierten Personen ist, könne man nicht abschätzen. „Sehr viele Kinder werden – zum Teil in Zeitungspapier eingewickelt – einfach abgegeben“, beschreibt die 70-Jährige. Staatliche Waisenhäuser gibt es einige. „Doch dort herrschen katastrophale Verhältnisse. Es gibt weder genügend Pfleger noch Essen, und die Kinder leben auf engstem Raum dort.“

2012 wurde Allgäuers bisher größtes Projekt realisiert. Ein Missionskinderdorf. Einige Organisationen und Vereine, auch die Caritas, waren beteiligt. „Doch ich war als Einzelkämpferin die zweite Hauptsponsorin des Kinderdorfs“, sagt sie. 750.000 Euro sind aus ihren gesammelten Spendengeldern in das Projekt eingeflossen. Insgesamt hat Allgäuer durch Spenden – „es gibt sehr viele Privatpersonen und Unternehmen, auf deren Unterstützung ich bzw. die Kinder regelmäßig setzen können“ – stolze 1,4 Millionen Euro zusammenbekommen. „Darin ist auch der Wert der Dinge enthalten, die ich gen Weißrussland schicken ließ – etwa Schuleinrichtungen, Autos oder Maschinen“, führt sie fort. Tausende Kilometer fährt Allgäuer jährlich, Tausende Stunden investiert sie, um „ihren“ Kindern zu helfen. „Wenn jeder ein solches Engagement an den Tag legen würde, gäbe es nicht mehr so viel Elend auf dieser Welt“, ist sie überzeugt. Und betont, dass sämtliche Arbeiten auf Ehrenamt basieren – sprich die Spendengelder 1:1 in Gomel ankommen.

Gedankt wurde ihr für ihren Einsatz bereits von höchster Stelle: Vor einigen Jahren wurde sie zu einer päpstlichen Audienz geladen. „Papst Johannes Paul II. streichelte meine Hand und sagte ‚Ich danke Ihnen von ganzem Herzen‘.“ Ans Aufhören denkt Allgäuer nicht: „Es ist so schön zu sehen, dass ich Anteil an sichtbaren Veränderungen habe“, beschreibt sie ihre Motivation. „Und ich mache es aus Respekt gegenüber den Schwestern, deren Arbeit mich beeindruckt.“ Ein nächstes Projekt steht bereits in Aussicht: ein Therapiezentrum für Kinder aus der Stadt.

Zur Person

Doris Allgäuer

engagiert sich für Waisenkinder in der Tschernobylregion Gomel

Geboren: 17. Jänner 1943

Familie: verheiratet, zwei Kinder, vier Enkelkinder

Interessen: Enkelkinder, Schreiben, Lesen, Fotografieren

Spendenkonto: 10 28 17 18 113, Hypo Hard BLZ 58000, Kennwort: Tschernobylhilfe eh.