Amtsstube mit Aussicht

Wolfgang Grabher fühlt sich in seiner neuen Rolle als Landessanitätsdirektor wohl.
Lustenau. (VN-mm) Relativ schnell und ohne viel Aufhebens wurde er in sein neues Amt gehievt. Als Nachfolger von Dr. Christian Bernhard, der zum Gesundheitslandesrat aufstieg. Den Posten des Landessanitätsdirektors anzunehmen, fiel Dr. Wolfgang Grabher laut eigenem Bekunden leicht. Denn viel war in den 17 Jahren, in denen er als Amtsarzt in Bregenz und Dornbirn arbeitete, zur Routine geworden. „Ich brauchte neue Herausforderungen“, sagt er. Und: „Noch bin ich jung genug, um beruflich längerfristig planen zu können.“ Dass er außerdem mehr Zeit für die Familie hat, bezeichnet der Lustenauer als weiteres Qualitätsmerkmal seines Jobs.
Sprung ins kalte Wasser
Obwohl: So einfach ist die Sache nicht mehr. Der Ärztemangel plagt auch seine Zunft. In den Bezirkshauptmannschaften fehlen die Amtsärzte ebenso wie im Landhaus. Die Landessanitätsdirektion ist praktisch zum „Ein-Mann-Betrieb“ geworden. Da kommt es schon vor, dass Wolfgang Grabher nach Feierabend zu Hause noch über Akten brütet. Etwas, das er früher tunlichst vermieden hat. Doch er nimmt es gelassen. „Andere Leute müssen das auch“, meint er. Um gleich darauf hinzuweisen, dass der Job trotzdem so schlecht nicht sei. „Der Amtsarzt hat geregelte Arbeitszeiten, nur selten Nachtdienst und er könnte, wenn er wollte, eine Bezirkshauptmannschaft führen“, rührt Grabher die Werbetrommel.
Dass die junge Kollegenschaft trotzdem nicht anspringt, führt er auf die Schwierigkeit zurück, sich als Arzt aus der Position des Helfenden und Rettenden zu lösen. Im Übrigen wisse man nicht, was einen als Amtsarzt erwarte. „Das wird im Medizinstudium nicht gelernt.“ Wolfgang Grabher spricht, was seine Person betrifft, auch von einem „Sprung ins kalte Wasser“. Abgeworben hat ihn sein Vorgänger, mit dem er studierte. Sogar an den Tag seines Eintritts in den öffentlichen Gesundheitsdienst erinnert sich der dreifache Vater. „Wohl, weil der 1. April 1994 auf einen Karfreitag fiel“, wie er herzhaft lachend vermutet.
Medizin und Recht
Wolfgang Grabher diente sich probehalber durch die Bezirkshauptmannschaften und blieb. Was er besonders schätzt an seiner Tätigkeit, ist das umfangreiche Beschäftigungsfeld. „Ich bin ständig mit herausfordernden Angelegenheiten konfrontiert“, erzählt Grabher. Das gilt speziell für Gutachten. Sich auf eine Thematik einlassen und Lösungen finden, die halten: Das habe schon was. Vor allem, weil sich jede Situation anders darstelle. „Es überrascht mich immer wieder, wie breitgefächert die Aufgaben sind.“ Bei der Schilderung seines Arbeitsalltags gerät der Hobbylangstreckenläufer mitunter geradezu ins Schwärmen.
Die Funktion als Landessanitätsdirektor hat viel mit Recht zu tun. Wolfgang Grabher muss auf der Grundlage von Gesetzen agieren.
Medizin und Recht: ein „rotes Tuch“ für Ärzte, wie er meint und deshalb vielleicht auch etwas, das viele abschreckt, den Amtsarzt anzustreben.
Er selbst habe es noch nie bereut, diesen Weg gegangen zu sein. Ehe ihn höhere Weihen ereilten, war Grabher vier Jahre Amtsarzt in Bregenz und 13 Jahre Amtsarzt in Dornbirn. Zu einem Stück Heimat seien ihm die Amtsstuben geworden. Seit Juli vergangenen Jahres hat Wolfgang Grabher eine neue, mit Ausblick auf den Bodensee. Nicht zu verachten, selbst wenn der smarte Endvierziger mit dem Rücken zum Fenster sitzt.
Es ist schwer, sich als Arzt aus der Position des Helfenden zu lösen.
Wolfgang Grabher
Zur Person
Dr. Wolfgang Grabher
Geboren: 7. Mai 1964 in Dornbirn
Wohnort: Lustenau
Familienstand: verheiratet, 3 Kinder (16 und 18 Jahre)
Beruf: Landessanitätsdirektor
Hobbys: Skifahren, Mountainbiken, Langstreckenläufe