Im Dienst der Arbeitenden

Wetter / 13.03.2013 • 20:43 Uhr
In ihrer Arbeit beschäftigt sich Dr. Christine Klien auch mit Raucher­-entwöhnung. Foto: VN/Hartinger
In ihrer Arbeit beschäftigt sich Dr. Christine Klien auch mit Raucher­-
entwöhnung. Foto: VN/Hartinger

Dr. Christine Klien spürt Lösungen zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen nach.

Bregenz. (VN-mm) Als Arbeitsmedizinerin weiß Dr. Christine Klien, was sie sich und ihrem Körper schuldig ist. „Das Leben genießen“ nennt sie deshalb in einem Atemzug mit anderen Hobbys wie Schwimmen und Wandern. Die nächsten Tage wird es mit dem Finden von Erholungsnischen allerdings schwierig. Denn als Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin ist Klien bei der Ausrichtung einer großen Tagung gefordert, zu der bis Samstag etwa 800 Fachleute im Festspielhaus in Bregenz erwartet werden.

Hohe Anforderungen

Eine andere Funktion hat die sympathische Oberösterreicherin zwischenzeitlich abgegeben. Nämlich jene der Geschäftsführerin der ameco, einer Tochtergesellschaft des aks. In ihre Fußstapfen ist Mag. Beat Rünzler getreten. Sie selbst wird sich als Leiterin des Arbeitsmedizinischen Zentrums künftig vermehrt um die qualitative Weiterentwicklung der Arbeitsmedizin kümmern. Rund 130 Vorarlberger Unternehmen werden von der ameco derzeit betreut. Mangel an Beschäftigung dürfte Christine Klien also nicht haben.

Sie sieht das genauso. „Komplexe Tätigkeitsprozesse nehmen zu und die Anforderungen an die Flexibilität der Mitarbeiter steigen“, weiß sie. Die damit verbundenen Belastungen führen immer häufiger zu chronischen Erkrankungen, psychischen Problemen und Burn-out. Dazu kommen veränderte Altersstrukturen und eine längere Lebensarbeitszeit. Da müsse auch die Arbeitsmedizin mit neuen Strategien mithalten.

Ihre wichtigste Aufgabe sieht Dr. Christine Klien darin, den praktischen Nutzen der Arbeitsmedizin noch stärker zu propagieren. „Sie sollte im Unternehmen fest verankert und für alle, von der Leitung bis zu den Beschäftigten, klar verständlich sein“, erklärt die Fachfrau den Idealfall. Der sich aber noch längst nicht in jedem Fall spielt. Überzeugungsarbeit zu leisten bedeute oft Knochenarbeit. „Die Betriebe sind der Arbeitsmedizin gegenüber jedoch zumindest offener geworden“, kann
Klien resümieren.

Gute Vereinbarkeit

Sie selbst hat sich diesem Metier nach der Ausbildung als Allgemeinmedizinerin verschrieben, weil es sich damals gut mit der Familie verbinden ließ. „Dass mein Mann und ich Kinder wollten, war klar“, erzählt Christine Klien. Als Arbeitsmedizinerin konnte sie Teilzeit arbeiten und es fielen keine Nacht- oder Wochenenddienste an. Sie bereut den Schritt bis heute nicht. Im Gegenteil. „Die Arbeit ist total spannend“, sagt die dreifache Mutter, die seit 15 Jahren wieder einer Vollzeitbeschäftigung nachgeht. Sie mag es, nach Lösungen zu suchen, die die Arbeitsbedingungen und damit das Los von Menschen verbessern.

Dennoch gibt es selbst in der Arbeitsmedizin zu wenig Nachwuchs. Ein Problem, das nach Meinung von Christine Klien in erster Linie in der Ausbildung begründet liegt. Außer in Wien wird Arbeitsmedizin an keiner Uni im Rahmen des Ärztestudiums gelehrt. „Aber wir sind dabei, das zu verbessern“, berichtet sie von diesbezüglich „offenen Ohren“ bei den zuständigen Herrschaften. Für Vorarlberg ist ihr, auch in Anbetracht von zwei Ausbildungsstellen, indes nicht bange.

Virtuos am Klavier

Ihr eigenes Dasein hält Christine Klien vorzugsweise mit Klavierspielen in Balance. Wenn die schlanken Finger in hingebungsvollem Spiel über die Tasten gleiten, egal ob zu Hause oder in der Musikschule, wo sie fleißig Stunden nimmt, ist die Welt für sie in Ordnung. Auch in Sachen Bewegung versucht sie Kontinuität zu halten. Nur für das Lesen bleibt zu wenig Zeit. Das hebe sie sich eben für den Urlaub auf. Auch eine Möglichkeit.

Arbeitsmedizin sollte im Unternehmen fest verankert sein.

Christine Klien

Zur Person

Dr. Christine Klien

Geboren: 18. Februar 1958 in Linz

Wohnort: Bregenz

Familienstand: verheiratet, 3 Töchter

Beruf: Fachärztin für Arbeitsmedizin

Hobbys: Klavierspielen, Wandern, Schwimmen, Lesen