Schönes aus einer Hand

Wetter / 22.04.2013 • 17:44 Uhr
„Das private Netzwerk funktioniert so: Ich komme und schaue mir an, was man schöner machen kann.“ Foto: Privat
„Das private Netzwerk funktioniert so: Ich komme und schaue mir an, was man schöner machen kann.“ Foto: Privat

Kissen und Decken öffnen die Türen in private Wohnungen, die sie komplett gestaltet.

WIEN. (VN-elle) Mit drei Geschwistern wächst sie in Feldkirch auf. Die Eltern erziehen das Kleeblatt zu eigenständigen, weltoffenen, selbstbewussten Menschen. Sie ziehen hinaus in die Welt und verfolgen verschiedene berufliche Pläne. Der ältere Bruder studiert Medizin und kehrt später als Orthopäde ins Ländle zurück. Der jüngere wird Banker und die Schwester landet nach einer Grafikausbildung in Barcelona. Irma Anna geht nach Paris und studiert Zeichnen. Nach zwei Jahren zügelt sie von der Seine an die Donau, inskribiert an der Angewandten und schließt das Studium der Mode 1994 als Magistra ab. Ihre Lehrer gehören zu den Großen der Modewelt. Jean-Charles de Castelbajac, Vivienne Westwood, Marc Bohan, Helmut Lang. Mit der Mode, das wird ihr schnell klar, ist es so eine Sache: Die Durststrecke dauert mindestens 10 Jahre, bis man soviel Geld verdient, dass es fürs Leben reicht. Sie schiebt die große Mode beiseite und kreiert Kindermode. Das Geschäft mit Mode für die Kleinen ist gleich hart. Nebenher fertigt sie von Hand weiche Kissen und Decken aus Seide, Samt und Wolle für Wiens Schöngeister. Zu dieser Spezies gehört Helga Dichand, die auf der Suche nach textilen Unikaten Irma Anna Prenns Kissen entdeckt. Die Begeisterung der kunstsinnigen Stilikone entscheidet ihren weiteren beruflichen Weg als Interior-Designerin.

Privates Netzwerk

Die alleinerziehende Mama von Sohn Ruben baut die textile Wohnwelt rund um das Kind auf. Sie arbeitet zu Hause und knüpft über private Kunden Netzwerke zu neuen Privatkunden. Gefertigt werden Tisch- und Bettwäsche aus feinstem Leinen sowie Kissen aus Samt und Seide und Decken aus hochwertigen gewalkten Wollstoffen nach Besichtigung der Wohnung, für die sie gedacht sind. „Die Besichtigung ist ein Muss, damit ich die Farben und Materialien individuell abstimmen kann.“ Wolle wie Leinen bezieht Irma Anna Prenn aus Österreich. Leinen aus dem Mühlviertel, Walkstoffe vom Wechsel. Handgewebte Seide aus Indien. Mit ihrem künstlerischen Gefühl für Farben gestaltet sie textile Oberflächen zu einmaligen Kunstwerken. „Meine Kunden sind kunstaffine Persönlichkeiten, die mit Interior-Design von der Stange nicht glücklich wären.“

Textiles Kunsthandwerk

Großzügig bemessene Decken und Kissen komponiert sie gerne als lineare Farbbilder. Von Hand eingesetzte Farbstreifen verbindet sie zu Quadraten und Rechtecken, betont die Kreuzungspunkte durch Stickereien und Applikationen, schafft mit Gefühl für Farben und Formen atmosphärische Unikate, die man nicht als Ready Made kaufen kann. Ihre Textilien haben die Aura von Originalen. Sie zerschneidet Oberflächen, unterlegt die Schnitte mit anderen Farben, zieht Fäden und macht Risse, gibt textilen Flächen eine kunstvolle Struktur, reiht auch die Knöpfe am Kissenbezug zur Dekoration, die sich sehen lassen soll. Ihre Handarbeit ist State of the Art der textilen Gestaltung.

Interior Design

Zu Kissen, Decken, Tisch- und Bettwäsche kommen alsbald Wände dazu, für die sie stilsicher Farben wählt. Zu den Vorhängen die passenden Stangen, die von Handwerkern nach ihren Angaben und Entwürfen gefertigt werden. Tapezierer, die ihr Handwerk beherrschen, hat sie ebenso zur Hand wie Tischler, Bodenleger und Maler. Irma Anna Prenn ist in der glücklichen Lage, mit ihrem handverlesenen Team ganze Wohnungen zu renovieren. Wenn Sohn Ruben die Matura geschafft hat, möchte sie sich ein stadtnahes Atelier suchen, „damit ich etwas mehr Öffentlichkeit erreiche.“ Bis dato arbeitet sie in einer großen Altbauwohnung nahe dem Prater.

Das Berufsfeld hat sich durch Zufall ergeben. Das kann man sich nicht ausdenken. Es passiert.

Irma Anna Prenn

Zur Person

Irma Anna Prenn

Arbeitet als freiberufliche Interior-Designerin in Wien

Geboren: 18. Jänner 1964

Familie: unverheiratet, ein Sohn

Wohnort: Wien-Leopoldstadt

Beruf: Mode- und Interior-Designerin

Lebensmotto: „Immer in der Lage zu sein, über sich selbst lachen zu können.“