Von Bildern wachgerüttelt

Stroh statt Betonboden: Markus Gstach hat seinen Schweinemastbetrieb umgestellt.
Rankweil. (VN-mig) Tierschützer des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) haben sich vor zwei Jahren in Vorarlberger Schweineställe eingeschlichen und die Aufnahmen später veröffentlicht. Die Bilder haben aufgewühlt. Der „Schweineskandal“ machte Schlagzeilen. Auch Markus Gstach war schockiert. „Es waren auch Fotos aus meinem Stall dabei“, erinnert sich der Schweinezüchter zurück. Auch wenn die Haltung rechtlich gedeckt gewesen sei, hätten ihn die Bilder wachgerüttelt: „Da hat es bei mir einen Schalter umgelegt.“
Zwei Jahre nach dem Skandal: Markus Gstach führt durch seinen Betrieb. Noch sei der Umbau nicht zur Gänze abgeschlossen, erzählt der Landwirt. Am Ende würden die Spaltenböden gänzlich verschwinden. „Stattdessen werden die Tiere im Stroh wühlen können.“ Damit werden sie ihr ursprüngliches Verhalten ausleben können. Und die Gstach-Schweine bekommen Auslauf ins Freie. „Ohne Überdachung“, wie der 53-Jährige konkretisiert. „Damit sie sämtliche Wetterreize erleben können.“
Betrieb ist „bio-tauglich“
Markus Gstach hat mit seinem Mastbetrieb, den er seit 1979 in Rankweil führt, eine 180-Grad-Kehrtwende hingelegt – wobei er bei der Fütterung schon seit Jahren auf gentechnikfrei setzt. Nach der Umstellung dürfe er für seine Haltung die Bezeichnung „bio-tauglich“ verwenden, freut sich Gstach.
1400 Mastplätze hatte der Hof ursprünglich. Nach der Umstellung sind es lediglich noch 700. Um den Verlust zu kompensieren, hat Gstach 300 zusätzliche Mastplätze in einem Zweitbetrieb dazugepachtet. Und er muss die Preise anheben. „Um etwa 35 Prozent“, so der Landwirt. Sieben Metzgerbetriebe zwischen Lustenau und Feldkirch hat er bereits gefunden, die für seine Qualitätsware auch mehr bezahlen. So könnte sich das Umdenken in der Tierhaltung für den Unternehmer am Ende auch finanziell lohnen.
Auch in der Vermarktung geht Markus Gstach eigene Wege. Die Qualitätsmarke „Die mit dem Ringelschwanz“ soll für Respekt gegenüber den Tieren und der Natur stehen. Lanciert wird die Marke Ende September.
Schweine haben es gut
Zurück in den Schweinestall in Rankweil, der in drei Bereiche aufgeteilt ist. „Liege-, Fress- oder Freibereich: Die Tiere können selbst entscheiden, wo sie hinwollen“, so der dreifache Familienvater im Gespräch mit den VN.
Die Gstach-Schweine haben es gut – zumindest solange sie leben. Als Mastschwein ist ihr Schicksal in der hauseigenen Schlachtabteilung besiegelt. Zumindest aber transport- und stressfrei. Das soll sich auf die Fleischqualität auswirken.
Markus Gstach selbst mag Fleisch, empfiehlt aber den Verzehr in Maßen. Nicht täglich und mit Beilagen schmecke es ihm besonders. Und nicht die Größe, sondern die Qualität mache ein Schnitzel aus.
Und sonstige Interessen? Da gibt es viele. Vieles habe mit Tierhaltung zu tun, Gemeindepolitik zähle auch dazu. So ist Gstach Mitglied der Gemeindevertretung. Und Hobbys? „Da fehlt meist die Zeit.“
Die Tiere können selbst entscheiden, wo sie hinwollen.
Markus Gstach
Zur Person
Markus Gstach
Schweinemastbetrieb Gstach in Rankweil
Geboren: 19. Juni 1960
Ausbildung: HBLA-Landwirtschaftsausbildung in Salzburg
Laufbahn: seit 1979 im Betrieb
Familie: verheiratet, drei Töchter