Kunst mit Wortspielen

Wetter / 02.09.2013 • 17:45 Uhr
Veronika Schubert vor einer aktuellen Arbeit im Kunstmuseum Liechtenstein. Foto: privat
Veronika Schubert vor einer aktuellen Arbeit im Kunstmuseum Liechtenstein. Foto: privat

Headlines aus Zeitungen sind das Rohmaterial ihrer Kunst. Damit baut sie Wortgebäude.

Wien. (VN-elle) Der Vater der gebürtigen Lustenauerin ist „Land Art“-Künstler. Die künstlerischen Ambitionen der Tochter sind nicht weniger radikal. Verwandelt „Land Art“ geografische Räume in Architektur und Kunst, formt Veronika Schubert aus medialen Schlagzeilen Kommunikationsräume, in denen die gesammelten Worte einen völlig neuen Sinn bekommen. Das akademische Rüstzeug erwirbt sie an der Kunstakademie Linz, Studienzweig Experimentelle visuelle Gestaltung (1999–2005) sowie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich, Fachrichtung Neue Medien (2003/04). Nach Abschluss des Studiums wird Wien ihr persönlicher Arbeits- und Lebensraum. Hier lebt sie nicht nur ihre künstlerische Freiheit, sondern geht gleich zwei Brotberufen nach. Sicher ist sicher. Halbtags arbeitet Veronika Schubert in der Abteilung „Bildarchiv und Grafiksammlung“ der Österreichischen Nationalbibliothek.

Im Wintersemester unterrichtet sie Trickfilm an der Akademie der Bildenden Künste. „Im wahren Beruf bin und bleibe ich Künstlerin.“ Und eine engagierte und erfolgreiche dazu. Abzulesen an Stipendien, die sie nach Bilbao, Paliano, Cesky Krumlov führen, und Preisen, die ihr von Bund, Land und öffentlichen Institutionen verliehen werden. Abzuwiegen an öffentlichen Ankäufen von Bund, Land, Städten wie Gemeinden und nicht zuletzt an Dutzenden Gemeinschafts- wie Einzelausstellungen, Festivals wie Screenings. Im Ländle war zuletzt ihre Show „Erst einmal zurück ins Funkhaus Dornbirn“ zu sehen.

Baustein Sprache

Mit Akribie sammelt Veronika Schubert seit rund 15 Jahren Zeitungen. In diesen kurzlebigen Druckwerken findet sie die Bausteine für ihre Kunst: Phrasen, Floskeln, Schlagzeilen, die sie ausschneidet und zu ungewöhnlichen Kommunikationsräumen und Wortgebäuden verbaut. „Sprache zieht sich durch alle meine Arbeiten.“ Sie analysiert und seziert die medialen Botschaften, die man normalerweise so schnell vergisst wie man sie überfliegt, und macht aus den Textfragmenten unvergessliche Kunstarbeiten. Wortfetzen verwandeln Fassaden und Räume, Straßen und Plätze, Bildschirme und Leinwände in Kommunikationsräume, in denen Gewohnheitsleser zu Anderslesern werden. Geklebt, gestickt und gestrickt, collagiert, abstrahiert, perforiert, schraffiert werden gewohnte Worte und Bilder zu ungewöhnlichen Botschaften, die unsere Wahrnehmung so manipulieren, dass wir schlagartig wahrnehmen, wie viel Sinn im Unsinn steckt und vice versa. Veronika Schubert verstört, animiert, irritiert, amüsiert. Sie langweilt nie. Sie belehrt nicht. Sie spielt frei und ungebunden mit ihren Wortbausteinen.

Trick im Film

In der Videoarbeit „Vorarlberg heute“ zeigt sie nebeneinander, was sonst nur hintereinander über den Sender geht: Begrüßung, Hauptnachrichten, Wetterbericht von mehreren Monaten sind im Regelfall so ungleichzeitig zu hören wie die jeweiligen Moderatoren am Bildschirm zu sehen sind.

Veronika Schubert „sendet“ sie gleichzeitig und legt mit Ironie und Humor das Strickmuster der allabendlichen Lokalsendung offen. Die Aufhebung wie Überlagerung verschiedener Zeiten ist ein filmischer Effekt, den sie in ihren Videos, Screenings und Trickfilmen virtuos einsetzt. Auch im Sujet Trickfilm arbeitet sie handwerklich. Sie stickt, strickt, malt, zeichnet. „Meine händischen Eingriffe machen rund 90% aus. Mit jedem Filmprojekt entdecke ich eine neue Welt.“

Träume und Vorstellungen setze ich in kleinen Schritten um.

Veronika Schubert

Zur Person

Veronika Schubert

ist Absolventin der Kunstuniversität Linz, Fachrichtung Experimentelle visuelle Gestaltung

Geboren: 30. April1981 in Bregenz

Status: Partnerschaft, ein Kind

Wohnort: Wien-Wieden

Beruf: Freischaffende bildende Künstlerin

Lebensmotto: Was man gerne tut,
ist die beste Arbeit.