Keiner bleibt da leselustlos

Wolfgang Mörth schreibt und weiß Schreiben und Lesen erfolgreich zu vermitteln.
Bregenz. (VN-cd) Im Grunde genommen wäre der Vorarlberger Schriftsteller und Literaturvermittler auch in der Lage, ein Gebäude mit sämtlichen Elektroleitungen zu versehen. Da er auf der schulischen Laufbahn mehrmals abbog, legte er die Matura an der HTL ab. Danach war die Richtung aber klar, er studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Graz und landete – weil man nach dem Uni-Abschluss ja erpicht auf Gelderwerb ist – in verschiedenen Werbeagenturen. Es galt Texte zu verfassen und zum Teil recht aufwendige Filme zu gestalten, die sich – wie im Fall von Zumtobel – an ein Fachpublikum richteten. Obwohl man sich als Philosoph im Allgemeinen schriftlich äußert, hatte er an das literarische Schreiben gar nicht gedacht. Jedenfalls so lange nicht, bis er sich eines Tages mit einem Kollegen den Bachmann-Wettbewerb ansah und beschloss, irgendwann einmal dorthin zu kommen.
„Damals konnte man noch einfach Werke einschicken“, erinnert er sich. Peter Demetz, den bekannten Literaturwissenschaftler, hatte er jedenfalls sofort mit einem Text über eine Eisenbahnfahrt überzeugt. Er wurde nominiert, hatte zwar das Pech, dass ausgerechnet sein Fürsprecher wegen einer Erkrankung nicht mehr unter den Juroren war, und hat, wie er meint, „unauffällig“ abgeschnitten, aber auch „ohne gedemütigt zu werden“.
„Zu meinen Ambitionen zählte nie der große Roman“, erklärt er seine schriftstellerischen Anfänge, er habe aber Musiker aufgrund ihres unmittelbaren Kontakts zum Publikum beneidet. Mit dem bekannten Jazzbassisten Peter Herbert hat er schließlich eine Symbiose gebildet, die zu außergewöhnlichen Text-Musik-Produktionen führte, die die Vorarlberger Kulturszene sehr belebt haben. Er sah sich dabei auch in der Tradition der berühmten Wiener Gruppe, exaktes Hinterfragen jeden Satzes, die Sehnsucht zu spüren, einfach eine Geschichte zu erzählen – das hatte ihn angetrieben.
Die Zusammenarbeit mit Martin Gruber, dem Leiter des Aktionstheater-Ensembles, begann, als er die ersten Werbetexte für den Regisseur schrieb, von dessen Energie er begeistert war.
In der Folge sind Stücke entstanden: „Revue-Revue“ beispielsweise, oder „Welche Krise?“ Damals hatte Mörth bereits einige Literaturwettbewerbe gewonnen, mit Robert Polak unter anderem einen Dokumentarfilm gedreht und diverse Bücher (z. B. „Alpenrhein“ im Verlag unartproduktion) herausgebracht.
Als sein literarisches Lieblingsprojekt bezeichnet er die Zeitschrift miromente. 33 Ausgaben liegen bereits vor, die Zahl der Abonnenten lässt darauf schließen, dass das Interesse an qualitätsvollen Texten vorhanden war und weiter geschürt werden konnte.
Förderer junger Autoren
Mörth, der gerade an einem weiteren Text für das Aktionstheater schreibt, der im November auf die Bühne kommt, ist Beobachtern auch als Förderer junger Autoren bekannt. „Ich sehe mich nicht als Lehrer“, wehrt er Fehleinschätzungen ab. Nachdem er bei den ersten Workshops fast etwas verblüfft festgestellt hatte, dass es viele hochbegabte junge Autorinnen und Autoren im Land gibt, werden die Schreibkurse weiterhin angeboten. Mörth: „Die Erfolge der Autoren, die ich betreut habe, ermutigen mich sehr.“ Namen wie Nadja Spiegel, Maya Rinderer oder Kadisha Belfiore seien genannt.
Zur Zeitschrift miromente ist jüngst eine Edition gleichen Namens gekommen. Der junge Bregenzer Max Lang ist der erste Autor. Schön, es gerade zur Eröffnung der Buchmesse in Frankfurt zu hören, dass er diese Initiative fortsetzt.
Die Erfolge der Autoren, die ich betreut habe, ermutigen sehr.
Wolfgang Mörth
Zur Person
Wolfgang Mörth
Geboren: 1958 in Bregenz
Ausbildung: Studium Germanistik, Philosophie, Geschichte in Graz
Tätigkeit: Prosa-Autor, Dramatiker (u. a. „Working Pure“, „Neid“), Mitherausgeber der Zeitschrift miromente, Literaturvermittler
Wohnort: Bregenz