Sammeln ohne Grenzen

Kurt Prenner-Platzgummer bewahrt, was andere achtlos wegwerfen.
Höchst, Lochau. (VN-tm) Wenn am kommenden Samstag zwischen 9 und 15 Uhr der Höchster Pfarrsaal brummen wird wie ein Bienenstock, wird Kurt Prenner-Platzgummer alle Register ziehen. Dann wird getauscht und verglichen nach Herzenslust, gekauft und verschenkt. An die 50 Sammlerinnen und Sammler haben sich schon angemeldet. Aus Deutschland reisen sie an und aus Wien. Die kleine Sammlerbörse der Vorarlberger trägt einen guten Namen. Kurt Prenner-Platzgummer und Friedl Wolaskowitz organisieren das Spektakel.
Kurt Prenner-Platzgummer sammelt schon von Kindesbeinen an. Und niemand erahnt, was einer so ein halbes Menschenleben lang zusammenträgt.
In Gesellschaft
Susanne lächelt still in sich hinein und brüht eine Kanne Kaffee auf. Sie kennt die Antwort. Vielleicht war ihr am Tag der Hochzeit noch nicht ganz bewusst, dass sie es neben Kurt Prenner auch mit gut 1000 Linde-Indianern aufnehmen würde. Den Ersatzkaffee aus Malz, Gerste, Roggen und Zichorie kannte sie bestenfalls vom Hörensagen. Winnetou & Co standen nun als Morgengabe ins Haus.
Aber Susanne Prenner-Platzgummer sammelt ja selber: Popup-Bücher füllen meterweise die Regale. Der Gatte indessen hat sich im Keller ihres Lochauer Hauses eingerichtet. Und einen Schuppen angemietet. Wo gäbe er auch sonst die 2500 Petz-Spender hin? Mit den kleinen Plastikautomaten für die süßen Augenblicke zwischendurch hat überhaupt alles angefangen. Kurt hat es noch vor Augen: „Mein Vater hat den ersten Petz-Spender auf einer Messe in Wien bekommen. Er hat ihn mir in die Hand gedrückt mit den Worten: ,Pass halt ein bisschen auf.‘“ So sieht ein Vermächtnis aus.
Der Vater hat selber gesammelt. „Österreichische Kleinbahn.“ Aber nur Dampflokomotiven und Güterwaggons. Sie wollten noch einen großen Güterbahnhof bauen, der Vater und der Sohn. Aber dann starb der Papa und die Sammlung kam unter den Hammer. Aber das ist eine andere Geschichte.
Reden wir lieber von Erfreulicherem. Von Eiern zum Beispiel. Überraschungseiern. Das von Schokolade umhüllte Spielzeug im gelben Plastikei feiert kommendes Jahr den 40. Geburtstag. Kurt Prenner-Platzgummer wird dem kleinen Alltagsgegenstand eine große Ausstellung widmen: Wer, wenn nicht er? Schließlich nennt er 20.000 Stück sein Eigen. Oder waren es 20.500? Aber wer wird denn so kleinlich sein? Es täuscht sich auch jeder, der glaubt, das Kind im Manne schliche nächtens ins Lager und bringe dort Indianer gegen Eier in Stellung. „Ein Sammler spielt nicht“, berichtigt Susanne. Einem Sammler wie ihrem Kurt genügt es zu wissen, dass all die Erinnerungen an seine Kindheit in geordnetem Zustand und möglichst vollständig im Lager sein Eigen sind.
Auf die Plätze verwiesen
Auch Nicht-Sammler erliegen dem Reiz in Sekunden. Und fragen sich mit banger Vorahnung, wie weit so eine Leidenschaft gehen kann. Ins Unendliche, richtig. Nur manchmal wird Kurt Prenner-Platzgummer in seine Schranken gewiesen. Aber da grollt er nicht. Er hat einmal Quartette gesammelt. Eh nur etwa 600. Und dann mit lauter Auto-Quartetten einen Autosalon der besonderen Art veranstaltet. Eine hübsche Idee. Bis dann ein deutscher Sammler den Saal betrat und mehr Material zum Tauschen mitbrachte, als Kurt Prenner im Ganzen besaß. „Da hab ich das Quartettsammeln dann aufgegeben.“ Bei den Überraschungseiern kann ihm das nicht passieren.
Im Sammeln bewahre ich mir die Erinnerung an meine Kindheit.
Kurt Prenner-Platzgummer
Zur Person
Kurt Prenner
veranstaltet am 29. Oktober die Sammlerbörse in Höchst.
Geboren: 27. Juni 1955
Ausbildung: Druckerlehre
Laufbahn: Für Fachmessen tätig, dann eigenes Bastelgeschäft, seit 1999 Briefträger
Familie: verheiratet