Aus reiner Nächstenliebe

Wetter / 22.10.2013 • 17:27 Uhr
Ruth Libuda ist für drei Monate nach Vorarlberg zurückgekehrt, um ihr neues Projekt zu präsentieren. Foto: Privat
Ruth Libuda ist für drei Monate nach Vorarlberg zurückgekehrt, um ihr neues Projekt zu präsentieren. Foto: Privat

Die gebürtige Lustenauerin Ruth Libuda lebt als freiwillige Helferin in Malawi.

Lustenau. (VN-tag) Vor ziemlich genau sechs Jahren hat sich Ruth Libuda einen Herzenswunsch erfüllt. Mit Sack und Pack verließ sie das heimische Lustenau und begab sich auf große Motorradweltreise. Ihr Ziel: neue Menschen, Kulturen und Sprachen kennenzulernen. Ihre Reise führte sie damals unter anderem nach Afrika. „Dort habe ich meinen Mann Thomas kennengelernt. Er war auch auf Weltreise. Ich bin meinem Herzen gefolgt und habe mich kurzerhand dazu entschieden, in Afrika zu bleiben“, erinnert sich Libuda mit einem Lächeln. An einer Schule in der Stadt Malawi hat Libuda ihre Montessori-Pädagogen-Ausbildung für drei- bis sechsjährige Kinder begonnen. Nicht lange hat es gedauert, bis die gebürtige Lustenauerin selbst die Schulleitung übernommen hat. „Während dieser Zeit als Schulleiterin habe ich einen engen Kontakt mit einer Partnerschule aus dem Dorf und der Organisation bonGO gepflegt und das ,School Linking Project‘ aufgebaut“, erzählt die 31-Jährige.

Schule wurde verkauft

Ziel des Projekts war es, den Kindern und Jugendlichen eine gute Ausbildung und Lehrern gleichzeitig eine Weiterbildung zu ermöglichen, nicht nur in der Stadt, sondern auch in den Dörfern, wo die Mittel sehr begrenzt sind. „Das ging ungefähr ein Jahr lang gut, und dann kam die Überraschung: Die Stadtschule wurde verkauft und ich habe vom einen auf den anderen Tag meine Position als Schulleiterin verloren“, erinnert sich Libuda. „Das war die schwerste Zeit meines Lebens, aber es musste irgendwie weitergehen. Ich dachte mir: Ich unterstütze die Menschen aus Nächstenliebe. Ich mache das nicht, um Profit daraus zu schlagen.“ So entschied sich Libuda kurzerhand, die bonGO-Schule im Dorf auf freiwilliger Basis weiterhin zu unterstützen und Weiterbildungskurse für Lehrer anzubieten. Mit Lernmaterial ausgerüstet fährt Libuda täglich mit ihrem „Mobilen Ausbildungszentrum“ in die Dörfer. „Mit einer guten Grundausbildung können die Menschen in Afrika auch Eigeninitiative übernehmen und sich selbst verwirklichen“, begründet Libuda ihre Entscheidung. Mit Unterstützung anderer freiwilliger Helfer wurde mittlerweile auch eine mobile Tischlerei eingeführt. „Wenn die Kinder eine Grundausbildung bekommen haben, können sie auch in der Lernmaterialproduktion mitarbeiten – so wird das ganze Dorf zur Selbstständigkeit gefördert. Und das ergibt natürlich qualitativen Unterricht. Für Kinder macht der Unterricht viel mehr Spaß, weil sie etwas Greifbares haben, womit sie lernen können. Irgendwann schließt sich der Kreis, und wenn die Lehrer ausgebildet sind und die Lernmaterialien produziert wurden, wird die Schule selbst zum Ausbildungszentrum und kann andere Schulen in den Dörfern unterstützen“, erklärt die 31-Jährige stolz.

Wissen weitergeben

Ruth Libuda hat in den Jahren, seit sie gemeinsam mit ihrem Mann in Malawi lebt, wertvolle Erfahrungen gesammelt. „Ich habe in dieser Zeit gelernt, über den Tellerrand hinauszublicken. Diese Freude der Kinder, die eigentlich gar nichts haben, beeindruckt mich immer wieder aufs Neue und motiviert mich, weiterzumachen.“

Ob Libuda jemals ganz zurück nach Vorarlberg kommen wird, steht in den Sternen. „Ich möchte mich da nicht festlegen. Wichtig für mich ist, dass das Projekt Nachhaltigkeit zeigt. Auch wenn ich einmal nicht mehr in Afrika lebe, weiß ich, dass ich immer in Kontakt mit Malawi bleiben werde.“

Ich habe gelernt, über den Tellerrand hinauszublicken.

Ruth Libuda

Zur Person

Ruth Libuda

lebt als freiwillige Helferin in Malawi

Geboren: 1. November 1982 in Lustenau

Ausbildung: Ausbildung zur Familien- und Pflegehelferin, Montessori- Pädagogen-Ausbildung in Malawi

Familie: verheiratet

Filmvortrag, 24. Oktober,
19.30 Uhr, Sozialzentrum Lustenau; Spendenkonto: Raiffeisenbank, AT653700000005805650, RVVGAT2B