Wie bei Mama daheim

Foto: VN/Steurer
20-Jahr-Jubiläum: Ursula Deuring ist eine Tagesmutter der fast ersten Stunde.
Bregenz. (VN-mm) Wenn etwas die Zeit überdauert und auch noch wächst, darf gefeiert werden. Die Tagesmütter werden das heute tun. Seit 20 Jahren sind sie ein wichtiger Bestandteil des Kinderbetreuungsnetzes im Land. Auch Ursula Deuring hat sich vorgenommen, beim Fest dabei zu sein. Die Bregenzerin ist eine Tagesmutter der fast ersten Stunde. 1994 trat sie dem Verein bei. Inzwischen betreut sie ein sogenanntes Kindernest. Acht Mädchen und Buben gehen täglich in dem hübsch über der Landeshauptstadt gelegenen Haus ein und aus. Ursula Deuring wird, obwohl sie selbst fünf Kinder großgezogen hat, der kleinen Schar nicht müde. „Es ist das Richtige für mich“, sagt sie.
Ein neues Konzept
Morgan und Amos warten vor der Tür. Sie sind neugierig auf die Besucher. Nach einem ersten Blick trollen sich die Kleinen aber schon wieder. Mit der Selbstverständlichkeit von Kindern, die sich wohlfühlen, dort, wo sie sind, verschwinden sie im Wohnzimmer. Selbiges gleicht einem Spielzeugladen. „Vieles ist noch von meinen Kindern übrig“, bemerkt Ursula Deuring, die vier Buben und eine Tochter großgezogen hat. An Erfahrung mangelt es ihr da wahrlich nicht. Charlotte, die dritte im Bunde der Zweijährigen, schmiegt sich derweil in die Arme ihrer Tagesmutter. „Sie ist anfangs ein bisschen scheu“, erklärt diese.
Für Ursula Deuring gilt das nicht. Frisch von der Leber weg erzählt sie vom Dasein als Kindernestbetreuerin, die sie offiziell ist. Das Konzept der Kindernester gibt es seit vier Jahren. Es ermöglicht Tagesmüttern, auch mehr Kinder in Obhut zu nehmen. Sie kommen zu unterschiedlichen Zeiten, was die Sache ein bisschen erleichtert. „Manchmal sind nur drei da, manchmal aber auch vier oder fünf“, erzählt die Hobby-Kunsthandwerkerin mit dem Faible fürs Töpfern und Korbflechten. Die meisten Kinder bleiben heutzutage nur noch ein oder zwei Jahre. Die Kinderbetreuung in Bregenz sei gut ausgebaut.
Mit Eltern im Gespräch
Früher war das anders. Das erste Tageskind von Ursula Deuring gehörte acht Jahre lang zur Familie, weil seine Mutter ganztags arbeiten musste. Dass die Betreuungen inzwischen kürzer werden, führt Deuring auch auf das größere Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen zurück. „Hallo Mama“, flötet Morgan in ein Spieltelefon, während Ursula erzählt. So nennen die Kinder ihre Tagesmutter – nur im Eifer des Gefechts rutscht den Kleinen hin und wieder ein „Mama“ heraus. Ursula Deuring möchte diesbezüglich klare Verhältnisse. Um emotional negativen Befindlichkeiten zuvorzukommen, liegt ihr viel daran, mit den Eltern der Kinder im Gespräch zu bleiben. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich vor Abschluss eines Betreuungsverhältnisses kennenzulernen. „Es muss alles passen, damit die Sache funktionieren kann“, weiß Ursula Deuring aus mittlerweile 19-jähriger Erfahrung.
Eine Bereicherung
Wobei ihr das Wichtigste ist, dass sich die Kinder wohlfühlen. Das taten stets auch die eigenen. „Sie haben die Tageskinder als Bereicherung empfunden“, sagt die Mutter. Daniel, der zweitjüngste der vier Söhne, bestätigt diese Feststellung. Er beschreibt das Erlebte als „ziemlich spannend“, weil die Kinder so unterschiedlich gewesen seien. Dass er und seine Geschwister auch jetzt, als junge Erwachsene, Kindern gegenüber sehr aufgeschlossen sind, führt Daniel unter anderem auf die Erfahrungen mit den Tageskindern zurück.
Derzeit werden von den 150 ausgebildeten Tagesmüttern und Tagesvätern 470 Kinder im Alter zwischen drei Monaten und 14 Jahren betreut. Insgesamt hat der Verein rund 2000 Kinder unter seinen Fittichen und beschäftigt 350 Personen. Ursula Deuring wird wohl noch lange dazugehören. Denn wie gesagt: Es ist das Richtige für sie.
Es muss alles passen, damit die Sache funktionieren kann.
Ursula Deuring
Zur Person
Ursula Deuring
Geboren: 11. Mai 1964 in Bregenz
Wohnort: Bregenz
Familienstand: geschieden, fünf Kinder
Beruf: Tagesmutter
Hobbys: der Garten, Korbflechten, Töpfern, Wandern, Schwimmen