Nichts anbrennen lassen

Im Österreich-Haus in Sotschi schwingt mit Roland König ein Vorarlberger Koch die Kelle.
Sotschi. (VN-cha) Immer wieder wird unser Gespräch durch Anweisungen unterbrochen. Als Koch im Austria Tirol Haus von Sotschi steht Roland König eigentlich immer unter Strom. „Vier Suppen? Bitte liefern.“ Und schon wird wieder ein Kaiserschmarren verlangt. Kurze Anweisungen, dann findet der 41-jährige gebürtige Tiroler doch Zeit, ein wenig über die Zeit unter fünf Ringen zu plaudern. Klar, dass das Kochen für Russlands Präsident Wladimir Putin zu den Höhepunkten gehört, aber „es waren schon mehr Staatsgäste da“, wenngleich viele davon inkognito. Aber auch Sportler schätzen die österreichische Küche, die König als Mitglied von Seidl Catering für die Gäste kreiert.
Zwei Jahre in den USA gekocht
Leicht, so der leidenschaftliche Koch, wird es der Küche in Russland nicht gemacht. So habe man Kalb bereits von der Speisekarte gestrichen. „Die Qualität passt nicht“, erzählt König, der in Schruns aufgewachsen ist. Seit dem 23. Jänner ist der zweifache Familienvater nun schon in Russland – und könnte Bücher schreiben über die Logistik des Einkaufs von Lebensmitteln. „Hier kannst du nicht einfach einkaufen gehen. Wenn du am Morgen losziehst, kommst du am Abend zurück“, erzählt er von den Anfangsproblemen. Kein Wunder, erstreckt sich die russische Olympiastadt doch über 120 Kilometer. Das aber hat man in den Griff bekommen, auch die 16- bis 18- Stunden-Tage sind inzwischen zur Routine geworden, denn: „Gegessen wird eigentlich rund um die Uhr.“ Vor allem Steaks sind beliebt bei den Sportlern. Und die, so der Küchenchef, sind auch dankbar. „Immer wieder kommen einige in die Küche, um sich zu bedanken“, freut sich König.
Seine Liebe zum Kochen ist familiär bedingt. „Als ältestes von vier Kindern habe ich für meine Brüder gekocht, weil meine Mutter als Zimmergouvernante im Alpenhotel Bitschnau arbeitete und auch mein Vater erst abends von seinem Job bei Liebherr zurückkehrte.“ Mit Spaghetti hat alles angefangen, als Last habe er es nie empfunden. Vielmehr als Lust auf mehr. Der Weg war geebnet. Nach der Skihauptschule in Schruns, wo er mit prominenten Wintersportlern wie Christian Greber oder Patrick Wirth die Schulbank drückte, begann er seine Kochlaufbahn im Alpenhotel Bitschnau. „Für mich war es ein absoluter Glücksfall, in diesem Familienbetrieb die Lehre machen zu dürfen.“ Verfeinert hat er danach seine Kochkünste u. a. im Alpenhotel Heimspitze, im Mohren in Rankweil oder auch in Los Angeles, wo er in einem der zehn besten Lokale seine Ideen in der Küche verwirklichte. König macht keinen Hehl daraus, dass er diesbezüglich von Altmeister Eckart Witzigmann beeinflusst wurde. „Jeder, der bei ihm lernte, ist heute ein großer Koch“, sagt er. Und was macht für ihn einen großen Koch aus? „Egal, ob es sich um einen Schweinebraten oder um die Molekularküche handelt, es muss ehrlich sein. Ein Koch muss hinter seiner Linie stehen, dann ist er gut.“
Einen guten Koch macht aus, dass er immer geradeaus kocht.
Roland König

Zur Person
Roland König
Arbeitet seit drei Jahren für Catering Seidl – www.seidlcatering.at
Geboren: 9. März 1972
Ausbildung: Koch
Hobbies: Skifahren, Fußball, Tennis, Alpenverein
Familie: verheiratet mit Jennifer, zwei Töchter (Jessica und Chiara)