Die Kurve noch gekratzt

„Kurvenkratzer“ nennt Martina Hagspiel auch ihr Buchprojekt für Krebspatienten.
lustenau. Graz. (VN-mm) Sie hat, wie sie selbst ironisch bemerkt, noch einmal die Kurve gekratzt und dem Krebs die lange Nase gezeigt. Doch dabei will es Martina Hagspiel nicht belassen. Im Gegenteil. Mit einem Buch, das den sinnigen Titel „Kurvenkratzer“ tragen soll, möchte sie auch anderen Betroffenen und deren Angehörigen beim Umgang mit dieser Erkrankung helfen. „Denn es ändert sich einfach alles: der Alltag, die Beziehung zu den Menschen und sogar das Selbstbild“, hat die gebürtige Lustenauerin am eigenen Leib erfahren. Eine weitere prägende Erkenntnis für die 36-Jährige war, dass es für Angehörige und Freunde ebenfalls schwer ist, mit der Situation zurechtzukommen. „Es ist also mindestens genauso wichtig, das Umfeld von Patienten zu stützen. Nur dann haben Angehörige und Freunde genug Kraft, um den Erkrankten zu helfen“, so Hagspiel.
Persönliche Geschichten
Um das glaubwürdig zu vermitteln, lässt die selbstständige Versicherungsmaklerin, die zwischenzeitlich in Graz ihre Zelte aufgeschlagen hat, Betroffene zu Wort kommen. In 25 Geschichten erzählen Frauen und Angehörige von ihren ganz persönlichen Empfindungen ab der Diagnose Brustkrebs bis hin zum Alltag mit der Chemotherapie. „Auch eine Frau aus Vorarlberg wird ihren Fall schildern“, freut sich Martina Hagspiel auf Schützenhilfe aus der Heimat. Sie selbst erkrankte mit Anfang dreißig an einem Mammakarzinom. „In diesem Alter ist man noch von seiner Unsterblichkeit überzeugt“, feixt sie. Es habe deshalb lange gedauert, bis sie sich der Diagnose und aller daraus folgenden Konsequenzen wirklich bewusst geworden sei. Eineinhalb Jahre drehte sich alles im Leben von Martina Hagspiel um den Kampf gegen die Krankheit. Heute geht es ihr den Umständen entsprechend. „Ich bin allerdings nicht mehr so belastbar“, räumt sie ein.
Ungewöhnliche Finanzierung
Ihr Buchprojekt treibt sie jedoch mit aller ihr noch verbliebenen Kraft voran. Derzeit geht es darum, den finanziellen Boden zu bereiten. Und auch da beschreitet Martina Hagspiel neue Wege. Das Geld soll über die weltweit größte Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“ lukriert werden. „Alle, die an der Sache interessiert sind, können einen frei gewählten Beitrag leisten und erhalten dafür eine Gegenleistung, zum Beispiel in Form einer Nennung im Vorwort oder auf der Homepage“, erklärt Hagspiel die eher ungewöhnliche Vorgehensweise. Das Projekt ist noch bis 28. Juni online. Als eines ihrer ureigensten Ziele definiert sie das Erreichen von 50.000 Personen, die sich mit zumindest einem Euro beteiligen. „Es würde bedeuten, dass sich viele Menschen mit dem Tabuthema Krebs beschäftigt haben“, begründet Martina Hagspiel.
Ein anderer, nicht ganz unwichtiger Aspekt: Es könnten immerhin 1000 Bücher gedruckt werden. Außerdem ist geplant, einen Euro pro verkauftem Buch an die Frauenselbsthilfe gegen Krebs zu überweisen. Sollte nach Ablauf der Zeit die benötigte Summe nicht eingegangen sein, bekommen die Spender ihr Geld wieder zurück. Daran will Martina Hagspiel aber nicht denken. In ihrer Vision wird der „Kurvenkratzer“ zu einem wichtigen Begleiter, der überall dort aufliegt, wo es für Krebspatienten relevant ist: in Wartebereichen von Brustambulanzen, in Krankenhausabteilungen, aber auch in Apotheken und Arztpraxen. „Deshalb hoffen wir auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten“, ergänzt Hagspiel. Und natürlich darauf, dass aus der Vision bald Realität wird.
Alle, die interessiert sind, können einen Beitrag leisten.
Martina Hagspiel
Zur Person
Martina Hagspiel
Geboren: 1978 in Lustenau
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Graz
Beruf: Versicherungsmaklerin
Infos zum Projekt: www.kurvenkratzer.at und www.kickstarter.com